Empowerment in der Begleitung pflegender Angehöriger

 

Mehr als 2000 freiwillige Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter im bundesweiten Modellprojekt Pflegebegleiter qualifiziert

 

Freiburg (16. Oktober 2008) – Über das bundesweite Modellprojekt Pflegebegleiter wurde – nach einer Laufzeit von 5 Jahren – im Rahmen einer in Berlin abgehaltenen Fachtagung Resumée gezogen. Die Katholische Fachhochschule Freiburg (IAF) zeichnete verantwortlich für die Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts, das Forschungsinstitut Geragogik/Witten war Projektträger. Ziel des Projekts war: pflegende Angehörige werden gestärkt; die "Empowerment-Perspektive" löst dadurch die herkömmliche "Fürsorge-Perspektive" ab.

 

Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff, Prorektorin der KFH Freiburg und Leiterin der Wissenschaftlichen Begleitung des Projekts: "Wirtschaftlicher Nutzen und verbesserte Bedingungen für die häusliche Pflege scheinen sich auf den ersten Blick zu widersprechen. Unsere Forschungsergebnisse zeigen jedoch etwas anderes: durch eine Stärkung pflegender Familien, die Förderung ihrer Kompetenz und ihre Vernetzung mit der sozialen und pflegerischen Infrastruktur vor Ort wird die häusliche Pflegesituation stabilisiert, das Gesundheitsgefühl pflegender Angehöriger verbessert. Die psychosoziale Begleitung durch freiwillige Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter kann damit in der Perspektive nicht nur zu einer verbesserten häuslichen Betreuung für pflegebedürftige Menschen führen, sondern auch zu einer deutlichen Kostendämpfung in Kranken- und Pflegeversicherung: die gesundheitlichen Risiken durch Dauerbelastung in der familiären Pflege werden reduziert, Heimeinweisungen vermieden oder zumindest zeitlich hinausgezögert."

Alleine der Mehrwert der bisher durch Pflegebegleiter geleisteten freiwilligen Stunden entspricht einer Größenordnung von rund 2,8 Mio Euro, hat das IAF – Institut für Angewandte Forschung, Entwicklung und Forschung der KFH Freiburg in einer Modellrechnung nachgewiesen. Dabei sind viele Pflegebegleiterinitiativen gerade erst so richtig in der Praxis angekommen und könnten nun richtig spürbar wirksam werden – wenn man sie lassen würde. Als neuer Prototyp im Freiwilligenengagement hat sich das Pflegebegleiterprofil in den vergangenen 5 Jahren kontinuierlich entwickelt. Die Freiwilligen wurden qualifiziert, Strukturen aufgebaut. "Soll nun aber, mit dem Ende der Modellförderung, die Idee vor dem Aus stehen?", fragt Prof. Kricheldorff.

Im Rahmen der abschließenden Fachtagung zum Modellprojekt in Berlin wurden Ergebnisse der Begleitforschung präsentiert. Diese basieren auf Daten, die seit 2004 bundesweit erhoben wurden. Kricheldorff: "Pflegebegleiter stehen für Solidarität und gesellschaftliche Verantwortung. Sie bringen das Thema Pflege aus der rein privaten Nische heraus und machen es zum öffentlichen Anliegen – ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einer neuen Pflegekultur."

Um neue Formen zugehender und freiwilliger Begleitung pflegender Angehöriger deutschlandweit zu implementieren, wurde dieses Vorhaben im Rahmen des Modellprogramms zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung gem. § 8 Abs. 3 SGB XI durch die Spitzenverbände der Pflegekassen gefördert. Projektleiterin Prof. Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz steht für die Projektidee und deren Implementierung in die Praxis.

Das Pflegebegleiter-Konzept basiert auf drei Säulen:

  1. Freiwillige (Pflegebegleiter) erhalten spezielle Vorbereitungskurse inkl. Praxisphase und abschließendem Zertifikat.
  2. Projekt-InitiatorInnen erwerben eine Qualifikation für die Schulung der Pflegebegleiter und die Etablierung nachhaltiger Strukturen bürgerschaftlichen Engagements.
  3. Institutionen und Kommunen stellen sich als Kooperationspartner für die Arbeit mit Freiwilligen, für den Aufbau von Pflege-Netzwerken und zur Erprobung neuer Engagementformen im Bereich "Hilfe und Pflege" zur Verfügung.

Prof. Kricheldorff: "Ohne diese auf breiter Basis angelegte "Strukturreform" der Bedingungen in der häuslichen Pflege wäre unsere Gesellschaft schlecht auf ihre Zukunftsaufgaben vorbereitet. Die bisherigen Standorte im Pflegebegleiterprojekt müssen daher auf jeden Fall erhalten werden – neue müssen dazukommen. Aus der Praxis wird uns ein eindeutiger Bedarf signalisiert, von den begleiteten Familien erfährt das Angebot der Pflegebegleitung große Zustimmung."

 


 

Quelle: Pressemitteilung der Katholischen Fachhochschule Freiburg vom 16.10.2008.

 

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…