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ENS 2009: Multiple Sklerose: Hoffnung durch neue orale Therapien
Mailand, Italien (22. Juni 2009) – „Mehr als 400.000 Menschen in Europa leiden an Multipler Sklerose. Die derzeit verfügbaren Behandlungsmethoden sind nicht in der Lage, allen Betroffenen wirksam zu helfen. Forscher in aller Welt arbeiten an einer Ausweitung der therapeutischen Palette. Auf der Jahrestagung der Europäischen Neurologengesellschaft in Mailand werden eine Reihe von viel versprechenden Studien zu neuen Medikamenten zum Einnehmen präsentiert. Neue Erkenntnisse gibt es auch zur Rehabilitation und Lebensqualität von MS-Patienten.
„Die immunmodulierenden und immunsupressiven Therapien gegen Multiple Sklerose, die uns heute zur Verfügung stehen, sind nur teilweise wirksam. Wir müssen die bestehenden Behandlungsmöglichkeiten besser nutzen – unter anderem, indem wir sie sehr früh im Krankheitsverlauf einsetzen – und innovative Wege gehen, um unseren Patienten wirksam zu helfen“, sagt Professor Giancarlo Comi (Mailand), der Vorsitzende der Jahrestagung der Europäischen Neurologengesellschaft, die derzeit in seiner Heimatstadt stattfindet. Dieses wissenschaftliche Großereignis führt mehr als 2.900 Experten aus aller Welt in Italien zusammen. Professor Comi: „Eine interessante neue Entwicklung sind neue Medikamente, die besonders wirksam sind und oral verabreicht werden.“
Mehr als 400.000 Menschen in Europa leiden an Multipler Sklerose (MS), der neurologischen Erkrankung, die am häufigsten für dauerhafte Behinderung bei jungen Erwachsenen verantwortlich ist. MS ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems und gilt als Autoimmunerkrankung, mögliche andere Ursachen werden ebenfalls diskutiert. „Wir können Multiple Sklerose noch immer nicht heilen. Aber in den vergangenen Jahren gab wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über die Ursachen dieser Erkrankung und neue therapeutische Strategien“, sagt Professor Comi. „Diese neuen Einsichten helfen uns dabei, den Krankheitsverlauf zu beeinflussen und die Entwicklung von Behinderungen hinauszuzögern. Bald werden einige neue Medikamente zur Verfügung stehen, mit denen wir den Krankheitsverlauf besser kontrollieren können. Das schafft für Betroffene neue, positive Perspektiven.“
FINGOLIMOD UND CLADRIBIN: VIEL VERSPRECHENDE STUDIENERGEBNISSE FüR NEUE SUBSTANZEN ZUM EINNEHMEN
Die Ergebnisse aktueller klinischer Studien zu neuen Substanzen für die MS-Behandlung gehören zu den auf dem Kongress in Mailand besonders interessiert erwarteten Präsentationen. Ein internationales Forscherteam, dem Professor Comi angehört, präsentiert neueste Studiendaten zur Substanz Fingolimod, die sich noch im Stadium der klinischen Prüfung befindet und noch nicht zugelassen ist. Eine frühere Studie hatte gezeigt, dass orales Fingolimod die Rückfallsrate bei MS-Patienten nach einem Jahr um mehr als 50 Prozent, verglichen mit Plazebo, reduziert. Die neuen Daten, die Professor Comi und seine Kollegen jetzt in Mailand präsentieren, dokumentieren die weitere Entwicklung über einen längeren Zeitraum. „Nach vier Jahren haben Patienten, die mit dieser Substanz behandelt werden, eine niedrige Rückfallsrate, 63 bis 70 Prozent erleben keinen neuen Krankheitsschub“, berichtet der Experte. „Bei der Mehrheit der Patienten verschlechtern sich auch der Entzündungsprozess und die körperlichen Beeinträchtigungen nicht.”
Eine andere aktuelle Studie, die in Mailand von einer internationalen Forschergruppe präsentiert wird, hat die Wirksamkeit von Cladribin-Tabletten geprüft, ein anderes Medikament in Entwicklung. „Cladribin hat selektive Effekte auf die Lymphozyten und erlaubt eine gezielte und nachhaltige Immunmodulation, die wir im Verlauf eines Jahres beobachtet haben,” klärt Professor Comi. An der CLARTY Studie nahmen 1.326 MS-Patienten mit wiederkehrenden Krankheitsschüben teil. Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend, so Professor Comi: „Die Behandlung mit zwei verschiedenen Dosierungen der Cladribin-Tabletten führte in der CLARTY Studie zu einer signifikanten Verringerung der Rückfallsrate – minus 58 Prozent für die niedrige Dosierung und minus 55 Prozent für die hohe Dosierung. Darüber hinaus konnten wir bei beiden Dosierungen eine signifikante Verringerung des Krankheitsverlaufs im Vergleich zu Plazebo beobachten. Diese Ergebnisse, zusammen mit den MRI-Daten und den Sicherheitsdaten, liefern klare Belege für die Schlüsselrolle, die dieses neue Medikament in Zukunft in der MS-Therapie spielen wird.”
NON-RESPONDER FRüH IDENTIFIZIEREN
In dem Ausmaß, in dem neue Therapien verfügbare werden, wird es umso wichtiger, Patienten frühzeitig zu identifizieren, die auf herkömmliche Therapien nicht ansprechen und bei denen sich trotz einer Behandlung mit krankheitsmodulierenden Substanzen die Krankheitsaktivität weiter entwickelt – so genannte Non-Responder. „Es ist sehr wichtig, diese Patienten rasch zu identifizieren, um ihre Therapie optimieren zu können“, erklärt Professor Comi. „Es könnte sich hier als erforderlich erweisen, bei Behandlungsbeginn mit Interferon Beta und dann im weiteren Behandlungsverlauf immer wieder MRI einzusetzen.“ Eine auf dem ENS Kongress in Mailand präsentierte spanische Studie zeigt, dass Patienten, die nach zwölf Behandlungsmonaten klinische oder per Bildgebung nachweisebare Anzeichen einer fortschreitenden Krankheitsaktivität zeigen, jedenfalls Kandidaten für einen Therapiewechsel sind. Denn sie haben ein hohes Risiko für eine fortschreitende Verschlechterung.
BOTOLINUM TOXIN GEGEN SPASTIK
Neues gibt es auch zu einer besonders beeinträchtigenden Komplikation, an der viele MS-Patienten leiden – Spastik der unteren Gliedmaßen. „Keine der derzeit verfügbaren Therapien ist hier befriedigend. Die oralen Arzneien haben häufig belastende unerwünschte Wirkungen“, so Professor Comi. „Neue Studiendaten zeigen jetzt, dass Injektionen mit Botulinum Toxin Typ A sehr positive Wirkungen auf diese Probleme haben, vor allem was die Schmerzen und die Spasmen betrifft.“
STATIONäRE REHABILITATION BRINGT BESSERE ERGEBNISSE ALS AMBULANTE
Auf dem ENS Kongress werden auch neue Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Rehabilitation präsentiert. Ein Mailänder Forscherteam um Professor Comi hat die Ergebnisse von stationärer und ambulanter Rehabilitation für MS-Patienten verglichen. „Intensive stationäre Rehabilitation scheint den Patienten mehr Nutzen zu bringen, was die Mobilisierung und das Reduzieren von Beeinträchtigungen betrifft, als eine ambulante Rehabilitation,” sagt Professor Comi. „Dieser Vorteil der stationären Rehabilitation geht aber nach einigen Monaten wieder verloren, wenn es nicht zusätzlich nach der Entlassung ambulante Angebote gibt.“
Abstracts
ENS abstract 17: Tolosa, Where and when does Parkinson's disease start? ENS abstract O39: Oberholzeret al, Sleepwalking in patients with Parkinson’s disease.
ENS abstract O38: Gescheidt et al, Iowa Gambling Task in young patients with Parkinson’s disease without the history of pathological gambling.
ENS abstract P 408: Spica et al, Suicide and suicidal ideation in Parkinson’s disease.
Quelle: Pressemitteilung der European Neurological Society (ENS) vom 22.06.2009.