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ENS 2013
Grippe- und Parkinson-Medikament wirkt auch gegen Spielsucht
Barcelona, Spanien (11. Juni 2013) – Hoffnung auf eine künftige medikamentöse Therapie gegen Spielsucht weckten italienische Wissenschaftler auf dem Kongress der Europäischen Neurologengesellschaft in Barcelona: Eine neue Untersuchung zeigt, dass der Wirkstoff Amantadin wichtige Symptome dieses Leidens deutlich reduziert.
Eine in der Influenza- und Parkinsonbehandlung eingesetzte Substanz – Amatadin – könnte eine neue Behandlungsoption bei Spielsucht darstellen, berichteten Forscher/-innen der Universität G. d’Annunzio in Chieti, Italien, beim 23. Meeting der Europäischen Neurologengesellschaft (ENS) in Barcelona. Derzeit diskutieren dort 3.000 Experten aktuelle Entwicklungen des Fachgebietes. Obwohl noch größere Studien zur Bestätigung nötig sind, scheinen die ersten Ergebnisse vielversprechend. Amantadin ist ein unspezifischer Glutamat-Blocker.
Pathologisches Spielen betrifft Studien zufolge weltweit 0,2 bis 5,3 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Besonders häufig ist diese Verhaltensstörung bei Teilnehmern/-innen von Glücksspielen und Wetten anzutreffen. Betroffene sind oft unfähig, ihrem Drang zum Spielen zu wiederstehen. Die Krankheit, von der weitaus mehr Männer als Frauen betroffen sind, hat meist schlimme Folgen für das persönliche Leben, die Familie oder den Beruf der Patienten.
Die medizinische Behandlung von Spielsüchtigen gestaltet sich bisher als sehr schwierig, berichtete Studienautor Dr. Giovanni Martinotti: „Es gibt zwar vereinzelte Medikamente, doch hat sich bisher keines davon als Standardtherapie bewährt, sodass es etwa eine Zulassung der weltweit tonangebenden ‚Food and Drug Administration‘ der USA besäße. Jetzt sieht es so aus, als ob wir erstmals ein Medikament gefunden hätten, das bei Spielsucht wirklich hilft – wobei wir erst in der Testphase sind und noch mehr Daten zur Bestätigung brauchen.“
Angriffspunkt Dopamin-Haushalt
Amantadin ist ein Medikament, das zur Behandlung und Vorbeugung des Influenza-A-Virus, seit kurzem jedoch auch in der Parkinson-Therapie eingesetzt wird. Es greift unter anderem in den Haushalt des „Glückshormons“ Dopamin im Gehirn ein, dessen Ausschüttung es erhöht, während es die Wiederaufnahme hemmt. Darüber hinaus entfaltet Amantadin seine Wirkung in der Gehirnregion „Nucleus accumbens“, die als Schalthebel für das „Belohnungssystem“ in der Entstehung von Sucht eine wichtige Rolle spielt. „Wie wir zeigen konnten, wirkt Amantadin damit auch auf die Impulskontrolle“, erklärte Dr. Martinotti.
Als Nachweis führten die italienischen Wissenschaftler/-innen eine Fallserie durch, eine Form der Beobachtungsstudie. Wie sich zeigte, reduzierte Amantadin bei den sechs getesteten Spielsüchtigen den Drang zum Spiel, die Gedanken daran, die dafür aufgewendete Zeit und Emotionen und auch die damit verbundenen persönlichen Probleme um jeweils 43 bis 64 Prozent. Gemessen wurde dies durch die „Gambling Symptom Assessment Scale“ (G-SAS), mit der sich Spielsüchtige selbst einschätzen können.
Die Versuchspersonen vertrugen das Medikament gut, Nebenwirkungen seien „vernachlässigbar“. Nach diesem Erfolg hält es Dr. Martinotti für möglich, dass sich Amantadin für den Einsatz bei Spielsucht bewährt, jedoch vielleicht auch für ähnliche Störungen der Impulskontrolle wie etwa die Kauf- oder Onlinesucht. „Was wir nun brauchen, sind Studien mit mehr Teilnehmern. Zudem muss für eine etwaige spätere Zulassung auch geklärt werden, wie das Medikament auf mögliche Begleiterkrankungen wirkt“, so der Forscher.
Quelle: ENS Abstract P911. Amantadine in the treatment of pathological gambling: a case series. (tB)