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Entyvio® (Vedolizumab)

Erste darmselektive Therapie bei mittelschweren bis schweren Formen von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

 

Berlin (18. Juni 2014) – Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) und Morbus Crohn (MC) sind durch die Symptome dieser chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) in ihrer Lebensqualität meist stark eingeschränkt. Insbesondere bei schwereren Verläufen können Biologika helfen, doch nicht alle CED-Patienten sprechen gleichermaßen darauf an. Auf einer Launch-Pressekonferenz von Takeda wurde jetzt der biotechnologisch hergestellte Wirkstoff Vedolizumab mit neuem Wirkmechanismus vorgestellt. Ab Juli steht Entyvio® (Vedolizumab) als erstes darmselektives Biologikum zur medikamentösen Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschweren bis schweren Formen von CU und MC zur Verfügung, die auf konventionelle Therapien oder TNF-α-Antagonisten unzureichend oder nicht mehr ansprechen oder Unverträglichkeiten gegen diese aufweisen.

 

Ziele der Behandlung sind die schnelle Abheilung der entzündeten Darmabschnitte, die Reduktion der Notwendigkeit chirurgischer Interventionen sowie eine steroidfreie Langzeitremission, erläuterte Prof. Daniel C. Baumgart, Berlin. Zum Einsatz kommen derzeit die Wirkstoffgruppen Aminosalicylate (5-ASA und SASP), Glukokortikoide, Immunsuppressiva (u. a. Azathioprin, Methotrexat) sowie Biologika (TNFα-Antagonisten).

 

 

Remission mit bisherigen Therapien nicht immer zu erreichen

 

Laut Baumgart sollte die Therapie entzündlicher Darmerkrankungen nicht nach starren Behandlungsschemen, d.h. entweder immer rasch eskalierend (step-up) oder von einer Maximaltherapie deeskalierend (top-down) erfolgen. Vielmehr geht es um einen individualisierten Therapieansatz, bei dem das Konzept und die eingesetzten Wirkstoffe an die persönlichen Patientenbedürfnisse unter Abwägung von Risiken und Nebenwirkungen angepasst werden, erklärte Baumgart.

 

„Im klinischen Alltag sehen wir bei Morbus Crohn ein sehr heterogenes Krankheitsbild, oft auch mit komplexeren Verlaufsformen als bei der Colitis ulcerosa“, berichtet Baumgart. „Daher entscheidet sich der Arzt hier schneller für eine Therapieeskalation, also u. a. auch für den frühzeitigen Einsatz eines TNFα-Antagonisten.“ Ein bedeutender Anteil der CED-Patienten spricht jedoch auf Biologika nicht an oder verliert das initiale Ansprechen im Verlauf der Behandlung.1

 

Problematisch ist, so Baumgart, dass trotz der bisher verfügbaren Therapiemöglichkeiten viele Patienten dennoch operiert werden müssen oder die Therapie wegen Nebenwirkungen nicht fortgeführt werden kann. „Ich begrüße es sehr, dass wir nun unseren Patienten, bei denen konventionelle Therapien und anti-TNF-Biologika nicht zum Ziel geführt haben, mit dem Wirkstoff Vedolizumab eine Therapiealternative mit einem ganz neuen Wirkmechanismus bieten können,“ betonte Baumgart.

 

 

Entyvio® (Vedolizumab) – durch neuen darmselektiven Wirkmechanismus erfolgt keine nachgewiesene systemische Immunsuppression

 

Die Wirkung der bisher zur Therapie von CED verfügbaren Biologika (TNFα-Antagonisten) basiert auf einer systemischen Immunsuppression. „Vedolizumab mit seinem neuen Wirkmechanismus richtet sich im Gegensatz zu den TNFα-Antagonisten selektiv auf die Darmmukosa und führt so zu einer Entzündungshemmung am Ort der Erkrankung“, betonte Prof. Britta Siegmund, Berlin.

 

Eine Schlüsselrolle bei der Entstehung des Entzündungsprozesses bei CU und MC spielt das zelluläre Adhäsionsmolekül α4β7-Integrin.2,3 Es bindet an das mukosale Adressin-Zelladhäsionsmolekül-1 (MAdCAM-1) auf den Endothelzellen, wodurch es zur Infiltration des Gastrointestinaltrakts durch dorthin einwandernde pathogene Lymphozyten kommt.2 Laut Siegmund bindet Vedolizumab ausschließlich und selektiv an α4β7-Integrin und blockiert dadurch die Interaktion mit MAdCAM-1. Auf diese Weise wird die Lymphozyteneinwanderung in das Darmgewebe eingeschränkt und die Entzündung eingedämmt.4 Wichtig ist dabei, so Siegmund weiter, dass Vedolizumab hochspezifisch an das α4β7-Integrin bindet und damit selektiv eine Interaktion mit MAdCAM-1 im Darm verhindert und nicht an das α4β1-Integrin bindet, welches an das vaskuläre Zelladhäsionsmolekül-1 (VCAM-1) bindet und eine entscheidende Rolle der Lymphozyten vermittelten Immunantwort im zentralen Nervensystem hat.4,5,6

 

 

Klinische Studien bestätigen eindrucksvoll Wirksamkeit und Sicherheit von Entyvio® (Vedolizumab)

 

Die drei zulassungsrelevanten randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studien GEMINI 1, GEMINI 2 und GEMINI 3 konnten die Wirksamkeit und Sicherheit von Vedolizumab nachweisen, erklärte Siegmund.7,8,9 GEMINI ist mit insgesamt 2.426 Patienten bis dato das größte klinische Phase-III-Studienprogramm, bei dem sowohl Patienten mit Colitis ulcerosa als auch mit Morbus Crohn untersucht wurden.

 

 

GEMINI 17 – Colitis ulcerosa

 

Bei GEMINI 1 wurden 374 Patienten zur Bewertung der Endpunkte in Woche 6 randomisiert 3 : 2 Vedolizumab 300 mg oder Placebo in Woche 0 und 2 zugewiesen. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten mit einem klinischen Ansprechen (definiert als Reduktion des Gesamt-Mayo-Scores von ≥ 3 Punkten und ≥ 30 % ab Baseline mit einer gleichzeitigen Abnahme beim Subscore für rektale Blutungen von ≥ 1 Punkt oder einen absoluten Subscore für rektale Blutungen von ≤ 1 Punkt) in Woche 6. Zur Bewertung in Woche 52 wurden 373 Patienten, die mit Vedolizumab behandelt wurden und in Woche 6 ein klinisches Ansprechen erreicht hatten, 1 : 1 : 1 randomisiert: Zu Beginn der Woche 6 erhielten sie entweder Vedolizumab 300 mg alle acht Wochen, Vedolizumab 300 mg alle vier Wochen oder Placebo alle vier Wochen. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten mit einer klinischen Remission in Woche 52.7

 

Laut Siegmund erreichte bei dieser klinischen Studie eine statistisch signifikant größere Prozentzahl der mit Vedolizumab behandelten Patienten ein klinisches Ansprechen in Woche 6 im Vergleich zu den mit Placebo behandelten Patienten. Diese Wirkung konnte bei allen Patienten beobachtet werden und zwar unabhängig davon, ob diese zuvor mit einem TNFα-Antagonisten behandelt wurden, so Siegmund weiter. In Woche 52 erreichte eine größere Prozentzahl der Patienten in den mit Vedolizumab behandelten Gruppen eine klinische Remission im Vergleich zu Placebo.7

 

 

GEMINI 28 – Morbus Crohn

 

Bei GEMINI 2 wurden 368 Patienten zur Bewertung der Endpunkte in Woche 6 randomisiert 3 : 2 Vedolizumab 300 mg oder Placebo in Woche 0 und 2 zugewiesen, berichtete Siegmund. Die zwei primären Endpunkte waren der Anteil der Patienten in klinischer Remission (definiert als CDAI-Score ≤ 150 Punkte) und der Anteil der Patienten mit einem verbesserten klinischen Ansprechen (definiert als Abnahme um ≥ 100 Punkte beim CDAI-Score ab Baseline) in Woche 6. Zur Bewertung in Woche 52 wurden 461 Patienten, die mit Vedolizumab behandelt wurden und in Woche 6 ein klinisches Ansprechen erreicht hatten, 1 : 1 : 1 randomisiert: Zu Beginn der Woche 6 erhielten sie entweder Vedolizumab 300 mg alle acht Wochen, Vedolizumab 300 mg alle vier Wochen oder Placebo alle vier Wochen. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten mit einer klinischen Remission in Woche 52.8 Bei GEMINI 2 erreichte eine statistisch signifikant höhere Prozentzahl der Patienten, die mit Vedolizumab behandelt wurden, eine klinische Remission im Vergleich zu Placebo in Woche 6. Der Unterschied bei der Prozentzahl der Patienten mit einem verbesserten klinischen Ansprechen war jedoch nicht statistisch signifikant in Woche 6. Ein größerer Anteil der mit Vedolizumab behandelten Patienten war in Woche 52 in einer klinischen Remission.8

 

 

GEMINI 39 – Morbus Crohn

 

Bei GEMINI 3 wurden 416 Patienten zur Bewertung der Wirksamkeit von Vedolizumab in Woche 6 randomisiert 1 : 1 Vedolizumab 300 mg oder Placebo in Woche 0, 2 und 6 zugewiesen. Beim primären Endpunkt in Woche 6 führte die Behandlung mit Vedolizumab bei der klinischen Remission nicht zu einer statistisch signifikanten Verbesserung gegenüber Placebo bei der Population mit einer gescheiterten TNFα-Antagonistentherapie. Die Ergebnisse in Woche 10 legen jedoch eine bessere klinische Remission bei den mit Vedolizumab behandelten Patienten nahe.9

 

Zu den am häufigsten berichteten unerwünschten Ereignissen unter Vedolizumab (Inzidenz ≥ 5 %) bei GEMINI 1 und 2 zählten Übelkeit, Nasopharyngitis, Infektionen der oberen Atemwege, Arthralgie, Pyrexie, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Husten. Bei 4 % der mit Vedolizumab behandelten Patienten wurden infusionsbedingte Reaktionen berichtet. Bei der kürzeren (10-wöchigen) Studie GEMINI 3 waren die berichteten unerwünschten Ereignisse ähnlich, traten jedoch weniger häufig auf als bei GEMINI 1 und 2.4

 

 

Entyvio® (Vedolizumab) als neue Therapieoption bei CED

 

„Die GEMINI-Studien haben eindrucksvoll gezeigt, dass nun mit Vedolizumab eine komplett neue Therapiestrategie sowohl für Colitis ulcerosa als auch für Morbus Crohn zur Verfügung steht und dass Vedolizumab auch eine Option für TNF-Versager darstellt. Das Sicherheitsprofil dieses neuen darmselektiven Wirkstoffes hat sich als sehr gut erwiesen“, so das Fazit von Siegmund.

 

„Mit Entyvio® (Vedolizumab) haben wir als erster Hersteller ein Arzneimittel speziell für Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa entwickelt, das gezielt dort wirkt, wo die Erkrankung lokalisiert ist – nämlich im Darm“, sagt Jean-Luc Delay, Geschäftsführer Takeda Deutschland. Vedolizumab hat im Mai 2014 die EMA-Zulassung erhalten und wird ab Juli 2014 unter dem Handelsnamen Entyvio® in Deutschland eingeführt.

 

 

Quellen 

  1. Yanai H, Hanauer SB. Am J Gastroenterol 2011; 106(4): 685–698
  2. Soler D et al. J Pharmacol Exp Ther 2009; 330(3): 864–875
  3. Gledhill T, Bodger K. Biologics: targets and therapy 2013; 7: 123–130
  4. Entyvio® Fachinformation, Stand Mai 2014
  5. Briskin M et al. Am J Pathol 1997; 151(1): 97–110
  6. Allavena R et al. Am J Pathol 2010; 176(2): 556–562
  7. Feagan B et al. N Engl J Med. 2013; 369(8): 699–710; http://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1215734
  8. Sandborn W et al. N Engl J Med. 2013; 369(8): 711–721; http://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1215739
  9. Sands BE et al. European Crohn’s and Colitis Organization (ECCO), Congress 2013. Abstract 11

 

Über Takeda

 

Takeda ist ein forschungsgetriebenes globales Unternehmen mit Schwerpunkt im pharmazeutischen Bereich. Als größter Arzneimittelhersteller in Japan und als eines der global führenden Unternehmen seiner Branche engagiert sich Takeda für eine bessere Gesundheitsversorgung der Patienten weltweit durch Innovationen in der Medizin.

 

Das Unternehmen ist in rund 70 Ländern vertreten und ist tätig in den Feldern Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Onkologie, Urologie, Gynäkologie, Atemwegserkrankungen, immunologische Erkrankungen, Krankheiten des zentralen Nervensystems, Allgemeinmedizin, Gastroenterologie und Impfstoffe.

 

Durch Integration von Millennium Pharmaceuticals und Nycomed konnte Takeda neue Therapiefelder erschließen und sich geographisch ausdehnen. Seit 2012 steuert Takeda von Berlin aus die Aktivitäten für den deutschen Markt, ergänzt durch weitere administrative Funktionen in Konstanz. Als Teil eines globalen Produktionsnetzwerkes betreibt Takeda in Deutschland Produktionsstätten im brandenburgischen Oranienburg sowie in Singen. Insgesamt sind rund 1.700 Mitarbeiter für Takeda in Deutschland tätig.

 

Zusätzliche Informationen unter www.takeda.de

 


 

Quelle: Takeda Pharma, 18.06.2014 (tB).

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