Ernährung nach großen Operationen

 

  • Einzigartiger Kochkurs: Ernährungsmediziner, Chirurg und Sternekoch mit innovativem Modulkonzept für Patienten

Berlin (15. Mai 2012) – „Was darf ich eigentlich noch essen? Darf ich mich überhaupt noch normal ernähren?“ Diese und andere Fragen stehen häufig im Mittelpunkt, wenn Patienten nach einer Operation am Magen, Darm oder anderen Organen im Bauch wieder anfangen sollen, wie üblich zu Hause zu kochen und die eigene Versorgung zu bewältigen.

 

„Studien haben gezeigt, dass viele Patienten bis zu einem Jahr oder länger benötigen, um nach der Operation wieder auf ihr Normalgewicht oder ein stabiles präoperatives Gewicht zu kommen. Wünschenswert wäre ein Zeitraum von etwa drei Monaten, da schon allein eine Stabilisierung des Gewichtes nach der Operation einen Überlebensvorteil für Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bedeuten kann“, sagt Privatdozent Dr. Michael Adolph, Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM).

 

Um das zu erreichen, gehen die Chirurgische Klinik des Klinikums Rechts der Isar und die Klinik für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München gemeinsam mit der DGEM einen neuen Weg. Ein Ernährungsmediziner (PD Dr. Michael Adolph) und ein Chirurg (PD Dr. Marc E. Martignoni) veranstalten zusammen mit Alfons Schuhbeck Kochkurse für Patienten mit Bauchoperationen in der Kochschule des Münchener Sternekochs. „Es ist eine sehr gute und bislang einzigartige Kombination von Spezialisten. Wir können so in den Kochkursen, die einmal monatlich stattfinden, alle Fragen zu körperlichen Veränderungen und Stoffwechselveränderungen, Möglichkeiten der hochkalorischen Ernährung zur Gewichtszunahme, Verdauungsfunktionen und Spezialernährung bei Diabetes direkt beim Kochen beantworten“, sagt Privatdozent Dr. Marc E. Martignoni, Chirurg an der Chirurgischen Klinik und Poliklinik Rechts der Isar in München und Mitinitiator der Kurse. Die Resonanz auf die Kochkurse sei sehr gut. Bisher seien alle Teilnehmer begeistert über die praktischen Tipps und die neuen Erkenntnisse, die sie von Ärzten, Ernährungsberatern und Sternekoch mit nach Hause nehmen könnten.

 

Informationen zu den Kochkursen und die nächsten Termine unter http://www.chir.med.tu-muenchen.de/mric/content/e239/e1825/index_ger.html

 

Ein Video zum Kochkurs ist unter www.dgem.de/presse.htm abzurufen.

Begeisterte Teilnehmer und gelungenes Konzept

Rund 100 Teilnehmer haben im ersten Jahr die Kochkurse in München besucht. „Wir geben nicht nur Hilfestellung beim alltäglichen Zubereiten von Mahlzeiten, sondern haben ein spezielles hochkalorisches Modulsystem entwickelt. Das bedeutet: Aus einer Mahlzeit werden verschiedene Variationen gemacht, also zum Beispiel kann aus einem Brotaufstrich auch eine Suppe oder eine Nudelsoße werden“, sagt Sternekoch Alfons Schuhbeck. Dadurch sei der Speiseplan nach der Operation leichter zu variieren und täglich einfacher zu bewältigen. Wichtig sei auch, frische und hochwertige Lebensmittel zu wählen, ebenso wie gute Öle und die Speisen bei nicht zu hoher Temperatur zuzubereiten. Das Konzept des Kochkurses besteht in erster Linie aus umfangreicher Information, die die drei Dozenten an die Teilnehmer weitergeben. Der Chirurg ist für die Erklärung der anatomischen Veränderungen durch die Operation und die daraus resultierenden Konsequenzen zuständig. Der Ernährungsmediziner erläutert, welche Umstellungen sich im Körper des Patienten daraus ergeben. Und der Küchenchef ist für die praktische Lösung der Probleme des „Koch-Alltags“ zuständig.


Gefahr der weiteren Gewichtsabnahme – Kachexie

Schon vor einer Bauchoperation haben viele Patienten stark an Gewicht verloren. Damit dieses nach der Operation nicht dramatisch weitergeht (Kachexie) ist eine abgestimmte und hochwertige Ernährung wichtig. Tipps von Hausärzten wie: „Bei Gewichtsabnahme: Essen Sie eben mehr“, „Ernähren Sie sich gesund“, „Vitamine können nicht schaden“, „Seien Sie nach der OP vorsichtig mit dem Essen“ sind heute nicht mehr zeitgemäß und eher kontraproduktiv. „Man muss vielmehr auf die Besonderheiten des Körpers nach einer solchen Operation achten. Die Aufnahme und der Transport von Speisen haben sich verändert. Außerdem verspüren viele Patienten kein Hungergefühl mehr, und sie haben Angst, etwas Falsches zu essen“, sagt PD Dr. Martignoni. Deshalb sei es wichtig:

 

  • 6 bis 9 Mahlzeiten pro Tag zu planen,
  • diese auch bei fehlendem Hungergefühl einzuhalten.
  • Lebensmittel mit hoher kalorischer Dichte zu nehmen (Öl, Sahne etc.).
  • Light Produkte zu meiden.
  • Salat nicht als „Füllmittel“ einzusetzen, da er wenig Kalorien hat.

 

 

Vitamine: mehr hilft nicht mehr!

Sollen nun Patienten nach einer Bauchoperation auch verstärkt zusätzliche Vitamine zu sich nehmen? In Europa ist grundsätzlich eine zusätzliche Versorgung mit Vitaminen in Kapselform nicht notwendig. Unsere normale Ernährung enthält alle notwendigen Vitamine und Ballaststoffe. Es geht aber darum, bei der Auswahl und der Zubereitung von Speisen auch die richtige Mischung zu finden. Wer zuviel zusätzliche Vitamine nimmt, der tut sich nichts Gutes. Das Zuviel an Vitaminen wird ungenützt vom Körper wieder ausgeschieden.


Neben Unwissenheit bei Vitaminen, spielen auch Ängste eine große Rolle. Bei der Ernährung nach Operationen fragen Patienten häufig, was sie eigentlich wirklich noch essen dürfen. „Alles! Kein Nahrungsmittel ist grundsätzlich verboten. Jeder sollte jedoch auf seine individuellen Unverträglichkeiten achten und seinen persönlichen Geschmack entscheiden lassen“, sagt PD Dr. Martignoni. Wichtig sei nur, dass bei Zusatzerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes die Ernährung entsprechend angepasst wird. Geht es um spezielle Ernährung bei Verstopfung, so sind Ballaststoffe wie Salat, Gemüse, Lein- oder Flohsamen sowie als Gewürze wilder Majoran und Kardamom die Mittel der Wahl. Bei häufigem Durchfall hingegen sind es salzreiche Kost, geriebener Apfel, Reiswaffel, Heidelbeeren und als Gewürze Knoblauchrauke, Brunnenkresse, Löwenzahn, Giersch oder Scharfgabe. In den Kochkursen der Kliniken mit dem Gewürzspezialisten Alfons Schuhbeck wird natürlich speziell auf die Wirkungen von Gewürzen eingegangen.

 

 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM), 15.05.2012 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…