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Erste Hilfe für Kinder von psychisch Kranken
EU-Projekt unterstützt Betroffene und Pädagogen
St. Pölten, Österreich (26. Mai 2010) – Erkranken Eltern an psychischen Leiden, hat das auch für die Kinder Folgen. Oft bildet sich für sie ein Teufelskreis an psychosozialen Belastungen und Problemen, der manchmal in der eigenen psychischen Erkrankung mündet. Derzeit beschäftigt sich die EU eingehend dem Thema. Das Projekt "Kids Strengths" liefert betroffenen Kindern und ihren Eltern Unterstützung. Darüber hinaus hilft es Berufsgruppen, die mit Kindern arbeiten, solche Probleme möglichst früh zu erkennen und richtig zu reagieren.
Mama trösten und Frühstück richten
Drei bis elf Prozent der Kinder Europas haben einen Elternteil, der psychisch krank ist. Die Kinder wissen über diese Krankheit oft nicht wirklich Bescheid, sind verunsichert, verängstigt und in ständigem Alarmzustand. "Viele versuchen den Eltern zu helfen, glauben sie müssten sie aufmuntern oder selbst das Frühstück richten. Ältere Geschwister übernehmen oft Verantwortung für jüngere", so Christine Haselbacher im pressetext-Interview. Haselbacher ist Projektleiterin am Ilse Arlt Institut für soziale Inklusionsforschung der Fachhochschule St. Pölten, die zu den Projektpartnern zählt.
Grundsätzlich negativ sei diese Rollenübernahme nicht. "Viele dieser Kinder entwickeln hohes Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Aufgaben zu bewältigen, die sogenannte Selbstwirksamkeit. Sie suchen etwa bei der Oma oder bei Freundinnen die Unterstützung, die sie zuhause nicht erhalten", schildert Haselbacher.
Problematisch sei, dass diese Kinder viel zu früh zu kleinen Erwachsenen werden und lernen müssen, wie das Leben geht. "Häufig führt das zur Überforderung, die leicht in Depression münden kann. Auch werden Verhaltensweisen übernommen, was die Vererbung des Leidens bewirken kann, ähnlich wie es bei Alkoholikern bekannt ist."
Pädagogen als Problemsensoren
Rechtzeitige Hilfe für betroffene Familien wird oft dadurch erschwert, dass eine psychische Erkrankung häufig mit Isolierung, Tabuisierung oder Vertuschung einhergeht. Auch Wohnortwechsel setzt bestehende soziale Netzwerke, die sonst einiges auffangen können, außer Kraft. Erkennen können diese Probleme damit am ehesten jene Berufsgruppen, die in engem Kontakt mit Kindern sind – also etwa Kindergartenpädagogen, Lehrer oder Jugend- und Sozialarbeiter.
Bemerken könne man seelische Nöte eines Kindes am ehesten im Verhalten. "Es betrifft oft Kinder, die entweder besonders auffällig oder sehr zurückgezogen sind. Auch eine plötzliche Verhaltensänderung kann ein Hinweis sein", so die Expertin für Sozialarbeit. Im Fall des Falles rät Haselbacher den Pädagogen, Schnellschüsse zu vermeiden, doch die Kinder genau zu beobachten, sich im Team auszutauschen und für das weitere Vorgehen vor allem die Eltern und auch das Kind selbst einzubeziehen. Je nach Verfügbarkeit sollten dann Professionisten wie etwa Psychologen und Ärzte oder das Jugendamt zu Rate gezogen werden.
Hilfe für die Praxis
Heikel ist es allemal, diese Kommunikation zwischen Kind, Eltern und Experten in die Wege zu leiten. "Kids Strengths" soll genau hier Unterstützung liefern. Die involvierten Berufsgruppen finden auf der Online-Plattform Modelle etwa für Hilfeplan-Besprechungen mit Eltern, Wissensmodule, eine Sammlung von länderspezifischen Anlaufstellen und auch Online-Trainings. "Bei Letzteren geht es darum, Kompetenzen und Methoden zu erwerben. Im Kindergarten ist das zum Beispiel, welche Bücher man mit Kindern ansehen kann, um ins Gespräch über die Krankheit zu kommen", erklärt Haselbacher.
Quelle: pressetext.austria, 26.05.2010 (tB).