Erste Projektphase abgeschlossen

Pflegebrille: Expertenwissen immer im Blick

Hamburg (4. November 2019) — Im BMBF-geförderten Verbundprojekt Pflegebrille – Pflege mit Durchblick wird untersucht, wie der Einsatz einer Datenbrille mit Augmented-Reality-Technologie die Zusammenarbeit von professionell und informell Pflegenden verbessern kann. Die erste Projektphase ist nun abgeschlossen.

Eine Wunde professionell zu versorgen ist eine Herausforderung, auch für Pflegekräfte in der ambulanten und stationären Versorgung. Veränderungen wahrzunehmen, Entscheidungen zu treffen und entsprechend zu handeln – hierzu ist oft die Meinung und Empfehlung von zertifizierten Wundexpert_innen notwendig, die den Patienten jedoch nicht immer selbst aufsuchen können. Pflegenden mit Expertenwissen aus der Ferne zu helfen, ist eine der zentralen Ideen hinter der Pflegebrille. Die Datenbrille nutzt Augmented-Reality-Technologie, um Informationen direkt in das Sichtfeld der Pflegenden einzublenden und erlaubt es, online mit Fachleuten zu kommunizieren, gleichzeitig aber beide Hände für die Pflegtätigkeit frei zu haben.

Seit 2016 hat ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Verbundprojekt die Einsatzmöglichkeiten und Potenzial der Pflegebrille untersucht. Ende Oktober ist die Projektphase mit vielversprechenden Ergebnissen zu Ende gegangen. Ein Folgeprojekt ist geplant.

 

Verschiedene Pflege-Szenarien erprobt

„Wir haben verschiedene Szenarien erprobt, in denen die Pflegebrille die Zusammenarbeit von professionell und informell Pflegenden verbessern kann“, sagt Heinrich Recken von der Hamburger Fern-Hochschule (HFH), die ein Partner im Verbundprojekt ist. Grundsätzlich sei die Idee, die Brille in der Wohnung der Patienten zu platzieren, wo sie dann allen an der Pflege Beteiligten hilfreiche Informationen liefert. Das können zum Beispiel Infos zum Medikamentenplan oder die per Spracheingabe oder Video dokumentierten Arbeitsschritte einer anderen Pflegekraft sein.

 

Infos einblenden lassen und per Gesten steuern

Pflegende tragen die Datenbrille während der Arbeit mit den Patienten und Patientinnen und können sich währenddessen verschiedene Informationen über die Brille direkt ins Sichtfeld einblenden lassen. Zur Steuerung der Brille müssen sie die Arbeit nicht unterbrechen, da durch eine intuitive Gestensteuerung die Hände frei bleiben. „Das ist zum Beispiel beim Wundmanagement oder dem Absaugen von Atemwegssekreten wichtig, wo die Hände steril bleiben müssen. Die Brille muss deshalb auch ohne Hände bedienbar sein“, erklärt Recken.

 

Vernetzung erleichtert die Zusammenarbeit

Am Beispiel des Wundmanagements zeigt sich auch das Potenzial zur Zusammenarbeit zwischen Pflegeprofis und pflegenden Angehörigen, das die vernetzte Digitalbrille bietet: Während der Wundversorgung kann der oder die Pflegende eine Live-Übertragung starten und die eigene Sicht über die eingebaute Kamera auf den Bildschirm eines entfernt sitzenden Wundexperten übertragen. So kann dieser nicht nur die Handgriffe des Pflegenden verfolgen, sondern auch direkt Anleitungen und Hinweise in der AR-Umgebung geben.

 

Erforschung weiterer Anwendungsmöglichkeiten

Die Forscher haben darüber hinaus weitere Einsatzmöglichkeiten erfolgreich getestet. Im Schmerzmanagement können Pflegende gemeinsam mit dem Patienten Schmerzwerte erfassen, bestimmen und in einer Skala festhalten, was wiederum für die individuelle Schmerztherapie nützlich ist. Zudem haben die Forschungspartner eine Anleitung für das endotracheale Absaugen entwickelt, die von Pflegenden abgerufen und individuell angepasst werden kann. Weitere Einsatzmöglichkeiten werden derzeit in verschiedenen Workshops untersucht, u.a. in der Uniklinik Essen und im Klinikum Nürnberg. Hier werden im kommenden Jahr zudem über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten hinweg konkrete Anwendungen der Pflegebrille in der Versorgungspraxis getestet.

 

Projektpartner

Partner im Forschungsprojekt sind die HFH · Hamburger Fern-Hochschule, die Ruhr-Universität Bochum, die TU Clausthal, die iTiZZiMo Simplifier AG, Christopherus Intensivpflegedienste und das Zentrum für Telemedizin (ZTM). Projektträger ist die VDI Technologiezentrum GmbH.

Im Folgeprojekt „Pflegebrille 2.0“ soll das Instrument nun unter Koordination der TU Clausthal zur Marktreife gebracht werden.

Weitere Informationen

 


Abbildungen

Abb. 1 Oben: Im BMBF-geförderten Verbundprojekt Pflegebrille untersuchen Wissenschaftler, wie sich die Zusammenarbeit von Pflegenden durch den Einsatz von Augmented-Reality-Technologie verbessern lässt.

 

 

PflegeBrille 2

Abb. 2: Verschiedene Infos und Nachrichten an andere Pflegende können über die Pflegebrille erstellt und eingeblendet werden.


Quelle: Hamburger Fern-Hochschule, 04.11.2019 (tB).

Schlagwörter:

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…