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European Health Forum
Experten fordern gesundheitspolitische Maßnahmen gegen Hörverlust
Bad Hofgastein, Österreich (1. Oktober 2014) – Hörbeeinträchtigungen werden mittlerweile sogar mit Demenz in Zusammenhang gebracht und betreffen Millionen älterer Menschen in Europa, betonten Experten auf dem European Health Forum Gastein. Eine neue Studie zeigt erstmals, dass Hörhilfen den kognitiven Abbau verlangsamen können. Hörverlust, ein Problem dass allein in Frankreich 10 Millionen ältere Menschen betrifft, „kann verhindert, diagnostiziert und kompensiert werden“, betonte Dr. Pierre Anhoury, Vorstand der französischen Organisation ‚Agir Pour l’Audition’ (Handeln für das Hören), auf dem European Health Forum Gastein (EHFG). Er plädierte für neue ökonomische Lösungen, um die Versorgung älterer Menschen mit Hörgeräten sicherzustellen, und stellte einen 10-Punkte-Plan vor, mit dem das Problem angegangen werden soll: „Es ist höchste Zeit, dass auf EU-Ebene reagiert wird.“
Dass zwischen Hörverlust und kognitivem Abbau ein Zusammenhang besteht, wurde unter anderem in einer 2011 publizierten Untersuchung1 nachgewiesen. Eine neue französische Studie, deren Veröffentlichung für 2015 geplant ist, soll nicht nur die Korrelation zwischen Hörverlust und Demenz bestätigen, sondern erstmals auch Hinweise darauf geben, dass Hörgeräte den kognitiven Abbau bremsen. „Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Maßnahmen gegen die Unterdiagnose und Unterversorgung des Hörverlusts, vor allem bei älteren Menschen“, sagte Dr. Anhoury.
Während die wissenschaftlichen Grundlagen des Zusammenhangs zwischen Hörverlust und Demenz noch nicht vollständig geklärt sind, geht man derzeit davon aus, dass bei zunehmender Taubheit mehr kognitive Ressourcen der auditiven Verarbeitung gewidmet werden, womit weniger Ressourcen für andere Vorgänge wie das Arbeitsgedächtnis verfügbar sind 2.
Hörverlust betrifft auch Junge
Dr. Anhoury betonte, dass das Risiko sozialer Isolation und anderer Probleme aufgrund eines Hörverlusts – der zunehmend auch jüngere Leute betrifft – unbestritten seien. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts IPSOS im Jahr 2012 unter jungen Menschen in Frankreich zeigte, dass 52 Prozent länger als eine Stunde täglich Musik über Kopfhörer hören, 43 Prozent mit ihren Kopfhörern einschlafen und 84 Prozent in öffentlichen Verkehrsmitteln die Lautstärke erhöhen. „Hörverlust betrifft nicht nur die Ohren, sondern auch das Gehirn“, so Dr. Anhoury.
Notwendig seien das Erheben epidemiologischer Daten, Maßnahmen zur Früherkennung von Hörverlust in allen Altersklassen und die Identifizierung der Probleme, die durch Hörverlust entstehen. Gefragt seien neue Lösungen zur Finanzierung rehabilitativer Hörtechnologien, sagte der Experte. Der 10-Punkte-Plan seiner Organisation fordert EU-weite Maßnahmen, unter anderem eine Kampagnen zur Aufklärung junger Menschen über Hörschäden, Früherkennung vor allem bei Über-60Jährigen, frühere und bessere Rehabilitation, Implementierung der EU Qualitätsnorm EN 15927 für Dienstleistungen in der Hörakustik in allen EU-Ländern, die Verbreitung evidenzbasierter Leitlinien, Industriepartnerschaften für leistbare Hörgeräte, neue Modelle, um mehr Menschen den Zugang zu Hörhilfen zu ermöglichen, etwa durch Preiskontrollen, und angemessene finanzielle Unterstützung.
„Electing Health – The Europe We Want“ ist das Motto des diesjährigen EHFG. Rund 600 Teilnehmer/-innen aus mehr als 50 Ländern nutzen Europas wichtigste gesundheitspolitische Konferenz in Bad Hofgastein zum Meinungsaustausch über zentrale Fragen europäischer Gesundheitssysteme. Die zukünftige Richtung der europäischen Gesundheitspolitik ist das Schwerpunktthema des Kongresses.
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1 Lin et al, 2011
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2 Peelle, Troiani, Grossman und Wingfield, 2011
Quelle: European Health Forum Gastein, 01.10.2014 (tB).