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Therapie des fortgeschrittenen NSCLC

First time Erlotinib first-line: Erlotinib jetzt zugelassen bei Patienten mit EGFR-Mutation

 

Hamburg (30. August 2011) – Am 1. September hat Erlotinib (Tarceva®) die europaweite Zulassung zur Erst­linien­therapie beim fortgeschrittenen nicht-klein­zelligen Lungenkrebs (NSCLC) erhalten. Die Zulassungs­er­weiterung ist relevant für Patienten mit aktivierenden Mutation­en im epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR). Die Ergebnisse der zulassungsrelevanten EURTAC-Studie (European Tarceva Versus Chemo­therapy Phase III Study) zeigten, dass diese Patienten first-line signifikant stärker von einer Monotherapie mit Erlotinib als von einer platin­basierten Chemotherapie profitieren [1]. Nach Platin hingegen wirkt Erlotinib unabhängig vom EGFR-Mutations­­­status sowohl in der Erhaltungs- als auch in der Zweit- und Drittlinientherapie [2-4].

 

„Patienten mit aktivierenden EGFR-Mutationen zeigen unter Erlotinib ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (PFS) als unter einer platinbasierten Chemotherapie“, berichtete Dr. Martin Reck, Großhansdorf. In der EURTAC-Studie erreichten die 77 Patienten im Erlotinib-Arm mit 9,7 Monaten ein fast doppelt so hohes medianes PFS wie die 76 Patienten im Chemotherapie-Arm (5,2 Monate; HR 0,37; 95 %-KI 0,25 – 0,54; p < 0,0001). Das Risiko für eine Krankheitsprogression ver­ringerte sich damit um 63 % [1]. Dementsprechend sei in diesem Setting die Mono­therapie mit Erlotinib der Chemo­therapie vorzuziehen, folgerte Reck. Ein vergleichbares Ergebnis wurde zuvor bereits in der OPTIMAL-Studie an asiatischen Patienten mit EGFR-Mutation gezeigt. Hier zeigte sich nahezu eine Verdreifachung des PFS von 4,6 im Chemotherapie-Arm auf 13,7 Monate unter Erlotinib (HR 0,164; 95 %-KI 0,105 – 0,256; p < 0,0001) [6, 7].

 

Die Phase-III-Studie EURTAC untersuchte erstmalig an einem randomisierten westlichen Patientenkollektiv mit aktivierenden EGFR-Mutationen den Erstlinieneinsatz von Erlotinib. Sie erreichte ihren primären Endpunkt (medianes PFS) schon in einer vorab geplanten Interims­analyse. „Ein ausschlag­gebendes Argument für den First-Line-Einsatz von Erlotinib ist für den behandelnden Arzt sicher auch das hohe Therapieansprechen, welches in der EURTAC-Studie beobachtet wurde“, merkte Reck an. Zum Zeitpunkt der aktualisierten Zwischen­analyse lag die Gesamt­ansprech­rate (ORR) unter Erlotinib bei 58 %, im  Chemo­therapie-Arm hingegen bei 15 % (p < 0,0001) [1].

 

 

Erlotinib auf ganzer Linie – vor oder nach platinhaltiger Chemotherapie

 

„Für den Arzt stellt sich nun die Frage, zu welchem Zeitpunkt Erlotinib eingesetzt werden sollte“ fasste Prof. Frank Griesinger, Oldenburg die Situation zusammen. Nach einer platinhaltigen Chemotherapie wirkt Erlotinib unabhängig vom EGFR-Mutationsstatus. Das haben die SATURN-Studie für die Erhaltungsphase sowie die Zulassungsstudie BR.21 für die Zweit- und Drittlinie gezeigt [2-4]. Der Head-to-head-Vergleich in der TITAN-Studie bestätigte darüber hinaus die Gleich­wertigkeit von Erlotinib und Chemotherapie in der Zweitlinie [5]. „Wobei der EGFR-Inhibitor hier mit einer besseren Verträglich­keit punkten kann“, konstatierte Griesinger. „Zukünftig werden wir uns also während der gesamten Behandlung wiederholt die Frage zu stellen haben, ob wir dem Patienten eine Chemo­therapie oder einen Tyrosinkinase-Inhibitor verordnen.“

 

 

EGFR-Testung wird immer wichtiger

 

„Zumindest in der Erstlinie können wir Pathologen nun für eine eindeutige Entscheidung sorgen“, stellte Dr. Markus Tiemann, Hamburg, fest. „Wir wissen, dass Lungenkrebspatienten heute auf ein schnelles und exaktes Testergebnis angewiesen sind, da die Wahl der geeigneten Therapie davon abhängt.“ Diese Rolle nähmen Pathologen sehr ernst. „Wir sind uns über die Bedeutung einer hohen Testqualität durchaus bewusst“, so Tiemann. Durch den zunehmenden Einsatz neuer zielgerichteter Medikamente steigt derzeit die Zahl der durchgeführten Tests an den pathologischen Instituten. Diese Entwicklung wirke sich auch positiv auf die Standardisierung und Qualität des gesamten Prozesses aus, beobachtete Tiemann. „Der nächste notwendige Schritt ist hier sicherlich die Etablierung eines stringenteren und transparenteren Qualitätssicherungsprozesses der beteiligten Institute.“

 

 

Quellen

 

  • 1 Rosell R et al., J Clin Oncol 2011; 29:15S (Suppl) Abstract 7503 and oral presentation)
  • 2 Cappuzzo F et al., Lancet Oncol 2010; 11: 521-529
  • 3 Coudert B et al., Ann Oncol 2011 May 24 [Epub ahead of print]
  • 4 Shepherd F A et al., N Engl J Med 2005; 353: 123-32
  • 5 Ciuleanu T et al., J Thorac Oncol 2010; 5 (Suppl 7): Abstract LBOA5
  • 6 Zhou C et al., Ann Oncol 2010; 21(Suppl. 8: viii6): Abstract LBA13
  • 7 Zhou C et al., J Clin Oncol 2011; 29:15S (Suppl) Abstract 7520

 

 


Quelle: Roche Pharma, 30.08.2011 (medical relations) (tB).

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