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Förderung der Medizintechnik
Ministerien müssen sich besser abstimmen
Karlsruhe (15. Juni 2011) – Die innovative und wissensintensive Branche Medizintechnik befindet sich im Wachstum. Damit dies so bleibt und sie dem verschärften internationalen Wettbewerb gewachsen ist, braucht sie Förderung der Politik. Der TAB-Report „Medizintechnische Innovationen – Herausforderungen für Forschungs-, Gesundheits- und Wirtschaftspolitik“ zeigt Gestaltungsmöglichkeiten für die drei zuständigen Bundesministerien. Die wichtigsten Maßnahmen: BMBF, BMWi und BMG müssen ihre Zusammenarbeit intensivieren, es braucht mehr Transparenz bei der Mittelzuweisung innerhalb jedes Ministeriums, und der regulatorische Rahmen muss durch eine systematische Vorausschau an neue Anforderungen angepasst werden.
Die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI haben die Förderpolitik des Bundes im Bereich der Medizintechnik untersucht, mit dem Ergebnis, dass es zwar keine eklatanten Defizite gibt, aber Verbesserungen in der Ausgestaltung der Förderpolitik und der Rahmensetzung möglich und wünschenswert sind. Verbesserungsbedürftig ist die Abstimmung der verantwortlichen Akteure. Da die Branche verschiedene Politikbereiche berührt, sind für die Medizintechnik drei Bundesministerien zuständig: das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF, das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie BMWi sowie das Bundesministerium für Gesundheit BMG. Die Wissenschaftler untersuchten die wichtigen Schnittstellen zwischen Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitspolitik. Dabei kamen sie zu einem klaren Ergebnis: „Die zuständigen Ministerien sollten mehr in die ressortübergreifende Koordination ihrer Programme und Förderlinien investieren. Nur auf diesem Weg wird dem Querschnittcharakter und der technologischen Heterogenität der Medizintechnik entsprochen“, so Projektleiter Dr. Ralf Lindner.
Derzeit gibt es keine kontinuierlichen institutionellen Mechanismen zur Koordination der Aktivitäten der medizintechnikrelevanten Referate der drei zuständigen Ministerien. Die Wissenschaftler schlagen beispielsweise vor, den Arbeitsstab Gesundheitswirtschaft im BMWi zu stärken und referatsüberreifende Arbeitsgruppen zu bilden. Sinnvoll wäre auch die Schaffung einer Koordinationsinstanz, um die interministerielle Abstimmung von Entscheidungen und Maßnahmen zu verbessern – dies kann aber nicht von oben verordnet werden, sondern muss von den Ministerien gemeinsam entwickelt werden.
Zusätzlich müssen die ressortinternen Mittelzuweisungen innerhalb jedes Ministeriums transparenter werden. Zwar sind mit dem sektor- und ressortübergreifenden Ansatz der Hightech-Strategie der Bundesregierung schon beachtliche Fortschritte erzielt worden, doch es gibt noch Defizite: Die Mittelzuweisung führt oft zu einer Verwässerung der angestrebten Strategie zugunsten ministeriumseigener Logik. Hier braucht es neben der größeren Transparenz bessere Absprachen zwischen den einzelnen Bereichen in jedem Ministerium.
Nicht zuletzt ist die Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens, insbesondere durch die Einführung von „regulatory foresight“, wichtig. Ein systematischer regulatorischer Vorausschauprozess kann dabei helfen, regelungs- und normungsrelevante Forschungs- und Technologiefelder rechtzeitig zu identifizieren. Ist dieser künftige Normungsbedarf klar, kann das bestehende Regelwerk so angepasst werden, dass die komplexe und kostenintensive Marktzulassung innovativer Medizinprodukte schneller abläuft.
Neben diesen entscheidenden Maßnahmen weist der TAB-Report auf einen weiteren Punkt mit großem Verbesserungspotenzial hin: das Informationsangebot. Zum einen muss das vorhandene öffentliche Förderangebot besser kommuniziert werden, damit es im größtmöglichen Maße genutzt werden kann. Zudem brauchen gerade unerfahrene kleine und mittlere Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen Hilfe bei der Marktzulassung, auch hier braucht es einen Ausbau des Beratungsangebots, zum Beispiel über die die Branchenverbände. Weiterhin profitieren gerade KMU von der Kooperation mit Forschungseinrichtungen, da sie durch diese Zusammenarbeit, die für sie oft zu hohen Einstiegskosten in Innovationen reduzieren können. Ein verbessertes Informationsangebot über potenzielle Kooperationspartner, das die Anbahnung von gemeinsamen Projekten erleichtert, würde an dieser Stelle helfen, was letztlich der Medizintechnikbranche und damit dem Entstehen von Arbeitsplätzen zugute kommt.
Die wichtigsten Ergebnisse des TAB-Reports „Medizintechnische Innovationen – Herausforderungen für Forschungs-, Gesundheits- und Wirtschaftspolitik“ stellt der Projektleiter Dr. Ralf Lindner auf der „Zukunftskonferenz Medizintechnik“ vor, die vom 20. bis 21. Juni 2011 in Berlin stattfindet. Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es unter http://www.zukunftskonferenz-medizintechnik.de. Weitere Informationen zur Studie sind unter http://www.tab-beim-bundestag.de/de/publikationen/berichte/ab134.html zu finden.
Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag TAB wird vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse ITAS des Karlsruher Instituts für Technologie KIT betrieben. Hierbei kooperiert das KIT in Teilbereichen mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, das sich mit der langfristigen Technikvorausschau zur Analyse internationaler Politiken sowie zum Innovationsgeschehen beschäftigt.
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert die Rahmenbedingungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der breiten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.
Quelle: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), 15.06.2011 (tB).