PFLEGE
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
Forschungswerkstatt Herz-Kreislauf
Pleiotrope Wirkungen –Therapien mit Zusatznutzen
Köln (15. März 2007) – Bei der Hypertonie gibt es durch Wirkstoffe wie Telmisartan inzwischen Medikamente, die über ihre pleiotropen Effekte den Patienten einen Zusatznutzen bieten und das Risikoprofil umfassend bessern. Neuerungen dürfte es bald durch den direkten Faktor Xa-Inhibitor Rivaroxaban, der von Bayer Schering Pharma entwickelt wird, auch beim akuten Koronarsyndrom geben, bei dem derzeit die intravenöse Injektion von Acetylsalicylsäure einen hohen Stellenwert besitzt. Rivaroxaban wird zur Zeit geprüft bei der Prophylaxe und Therapie der Thrombose und bei der Prävention des Schlaganfalls bei Vorhofflimmern.
Noch erheblicher Forschungsbedarf besteht bei den Herz-Kreislauferkrankungen, auf deren Konto rund jeder zweite Todesfall in der westlichen Welt geht. Die Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen ist deshalb ein strategischer Schwerpunkt der Forschung bei Bayer Schering Pharma, wobei nach neuen Therapieoptionen für die akute wie auch die chronische Situation gesucht wird. Darauf hat Dr. Martin Bechem, Leiter Cardiovascular Research & Screening, bei der Forschungswerkstatt Herz-Kreislauf 2007 in Köln hingewiesen. „Wir hoffen, mit den neuen Therapie-ansätzen einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Pharmakotherapie bei Herz-Kreislauferkrankungen leisten zu können“, so Bechem.
Günstige Effekte über die Blutdrucksenkung hinaus
Dass dieses Ziel realisierbar ist, zeigt das Beispiel von Telmisartan, einem AT1-Rezeptorblocker mit hoher Rezeptoraffinität und langer Halbwertszeit. Der Wirkstoff gewährleistet nach Professor Dr. Thomas Unger, Berlin, bei der einmal täglichen Einnahme eine zuverlässige 24-Stunden-Blutdruckwirkung mit nachhaltiger Reduktion des systolischen und des diastolischen Blutdrucks sowie der Blutdruckamplitude. Telmisartan (Kinzalmono®, Kinzalkomb®) senkt aber nicht nur den Blutdruck, sondern beeinflusst das gesamte Risikoprofil des Patienten. Das Sartan zeigt pleiotrope Effekte: Es wirkt antiinflammatorisch, verbessert eine endotheliale Dysfunktion, hemmt Remodellingprozesse in den Gefäßen, bewirkt eine Regression der linksventrikulären Hypertrophie und sorgt für eine ausgeprägte Nephroprotektion, die Studien zufolge derjenigen unter einem potenten ACE-Hemmer ebenbürtig ist.
Positive Wirkung auf den Lipid- und den Kohlenhydratmetabolismus
Besonders bemerkenswert sind nach Unger die günstigen Effekte von Telmisartan auf den Lipid- wie auch den Kohlenhydratmetabolismus. So reduziert der Wirkstoff das Gesamtcholesterin, die Triglyceride und das LDL und steigert das HDL. Er senkt den Blutzucker, bessert die Glukosetoleranz sowie die Insulinempfindlichkeit.
Erklärt werden diese Zusatzeffekte mit einer durch Telmisartan vermittelten Stimulation von PPAR-gamma-Rezeptoren (Peroxisomen Proliferator Activated Receptor gamma), weshalb das Sartan laut Unger auch als SPPARM, also als selektiver PPAR-Modulator, bezeichnet wird. Neben den antihypertensiven und in gewissem Sinne auch antidiabetischen Effekten vermittelt Telmisartan nach Darstellung des Pharmakologen auch einen Anstieg des Serumadiponektin und führt in Tierversuchen zu einem reduzierten Körperfettgehalt.
Es resultiert somit eine umfassende Besserung des gesamten Risikoprofils des Hypertonikers, was Hoffnungen rechtfertigt, mit Hilfe von Telmisartan eine effektive Organprotektion betreiben zu können. Inwieweit sich diese Hoffnungen erfüllen, wird derzeit in der ONTARGET-Studie (Ongoing Telmisartan Alone and in combination with Ramipril Global Endpoint Trial) bei mehr als 30.000 Patienten geprüft.
Aspirin® i.v. – Zusatzeffekte beim akuten Koronarsyndrom
Dass durch die Pharmakotherapie auch beim akuten Koronarsyndrom ein Zusatznutzen erzielt werden kann, demonstrierte in Köln Professor Dr. Stefanie M. Bode-Böger aus Magdeburg am Beispiel der intravenös verabreichten Acetylsalicylsäure (Aspirin® i.v.). Die Medizinerin konnte zeigen, dass Acetylsalicylsäure (ASS) nicht nur effektiv die Thrombozytenaggregation hemmt sondern auch die Konzentration von asymmetrischem Dimethylarginin (ADMA), einem endogenen Hemmstoff der NO-Synthese, signifikant senkt.
ADMA fungiert als Gegenspieler von NO und ist nach Bode-Böger als kardiovaskulärer Risikofaktor anzusehen. „Wir haben ferner nachweisen können, dass Acetylsalicylsäure den Arginin-induzierten ADMA-Anstieg hemmt und somit quasi die Zellalterung aufhält“, sagte die Pharmakologin.
Direkter oraler Faktor Xa-Hemmstoff in Entwicklung
Hoffnungen auf weitere Verbesserungen bei der Therapie des akuten Koronarsyndroms setzen die Wissenschaftler nach Professor Dr. Christoph Bode, Freiburg, auf Rivaroxaban, einen oralen direkten Faktor-Xa-Inhibitor, der als Gerinnungshemmer zur Zeit in verschiedenen Indikationen erprobt wird. Der Wirkstoff befindet sich nach Bode derzeit in der klinischen Entwicklung und zwar zur Prophylaxe und Therapie der Thrombose, zur Prävention des Schlaganfalls bei Vorhofflimmern und für die Therapie des akuten Koronarsyndroms.
Besonders weit ist das Studienprogramm bei der Thromboseprophylaxe gediehen, bei der in Phase II-Studien bereits gezeigt wurde, dass Rivaroxaban eine signifikante und dosisabhängige Reduktion klinisch relevanter Thomboembolien bewirkt und in seiner klinischen Wirksamkeit Enoxaparin nicht nachsteht.
Gegenüber den bisherigen Therapieoptionen hat der neue Wirkstoff einige Vorteile: Er besitzt eine hohe Selektivität für Faktor Xa und hemmt ohne Kofaktoren den freien wie auch fibringebundenen Faktor Xa. Die Substanz entfaltet im arteriellen wie auch im venösen Model antithrombotische Wirkungen und zeichnet sich durch einen raschen Wirkeintritt und eine günstige Wirkdauer aus sowie durch eine vorhersagbare und dosisproportionale Pharmakokinetik. Die Elimination erfolgt zu zwei Drittel über die Niere und zu einem Drittel über den Darm. Ein Gerinnungsmonitoring ist unter der Therapie nicht erforderlich, Hinweise auf eine Lebertoxizität gibt es nach Bode nicht.
Quelle: Pressekonferenz der Firma Bayer HealthCare zum Thema „Forschungswerkstatt Herz-Kreislauf 2007“ am 15. März 2007 in Köln.