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Fortschritte im Umgang mit TNFα-assoziierten chronisch-entzündlichen Erkrankungen
Wiesbaden (16. April 2007) – Das Zytokin Tumornekrosefaktor alpha (TNFa) spielt eine Schlüsselrolle in der Pathogenese verschiedenartiger chronisch-entzündlicher Erkrankungen. Neue Einblicke in die pathophysiologischen Zusammenhänge dieser TNFα-assoziierten Erkrankungen machen ein koordiniertes ärztliches Vorgehen in Diagnostik und Therapie möglich. Sie erlauben eine gezielte, individuelle interdisziplinäre Steuerung der Behandlung. Dazu trägt insbesondere der Einsatz moderner TNFα-Inhibitoren wie Infliximab (REMICADE®) bei.
Allerdings besteht in Bezug auf die Versorgung der betroffenen Patienten in Deutschland noch Nachholbedarf, wie Daten aus Untersuchungen zur Medikation bei Patienten mit Morbus Bechterew oder Psoriasis bzw. Psoriasis Arthritis zeigen. Diese Erkenntnisse wurden auf einer von essex pharma GmbH unterstützten Presseveranstaltung anlässlich des 113. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) am 16. April 2007 in Wiesbaden für die ärztliche Praxis diskutiert.
Gemeinsame Grundlagen von TNFa-assoziierten chronisch-entzündliche Erkrankungen
Bei TNFα handelt es sich um ein pluripotentes Effektormolekül, das spezifisch in viele zentrale pathophysiologische Prozesse bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen eingreift. Als eines der wichtigsten proinflammatorischen Zytokine löst TNFα lokale Entzündungsreaktionen aus, unterhält sie und ist für ihre lokale und systemische Progression verantwortlich. Wie Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner (Bad Nauheim) erläuterte, ergeben sich zahlreiche Parallelen im Vergleich von Arthritiden, wie Rheumatoider Arthritis (RA), Ankylosierender Spondylitis (AS, Morbus Bechterew) und Psoriasis Arthritis (PsA), chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sowie Psoriasis. Klinisch zeigen sich die Gemeinsamkeiten etwa daran, dass Arthritis-Patienten überzufällig häufig intestinale Symptome entwickeln und Patienten mit entzündlichen gastrointestinalen Erkrankungen in über einem Drittel der Fälle eine Gelenksymptomatik aufweisen sowie im Vergleich zu Kontrollpersonen häufiger an einer Psoriasis leiden.
Diese Überlegungen wurden nicht zuletzt auch durch die Therapieerfolge beim Einsatz moderner biotechnologisch hergestellter TNFα-Inhibitoren gestützt. Wie Müller-Ladner anhand von Beispielen zur RA und PsA erläuterte, lassen sich die protektiven Effekte der TNFα-Hemmer nicht nur klinisch sondern auch auf molekularer und histologischer Ebene nachvollziehen. Andererseits haben die neuen Erkenntnisse auch Auswirkungen auf das Management TNFa-assoziierter Erkrankungen: Müller-Ladner zufolge ermöglicht die Analyse der durch TNFα-regulierten Faktoren die Möglichkeit, zukünftig noch spezifischere therapeutische Strategien zu entwickeln, aber auch Therapieversager und potenzielle Nebenwirkungen früher zu erkennen.
Neuerdings mehren sich auch die Hinweise auf eine bedeutende Rolle von TNFα in der Pathogenese chronisch-entzündlicher Lungenerkrankungen (z. B. Asthma, chronische Bronchitis). Es wird auch diskutiert, ob TNFα über eine Induktion der Apoptose verschiedener Arten von Glia- und Nervenzellen entzündlich-degenerative Erkrankungen des ZNS (z. B. bei HIV-Infektion, Morbus Alzheimer, Multiple Sklerose) beeinflusst. Therapeutische Konsequenzen ergeben sich aus diesen Grundüberlegungen heutzutage jedoch noch nicht.
REMICADE® besitzt das breiteste Zulassungsspektrum
In Deutschland stehen derzeit drei TNFα-Hemmer zur Verfügung: die beiden monoklonalen Antikörper Infliximab und Adalimumab sowie das Fusionsprotein Etanercept. Unter diesen drei Substanzen kann Infliximab (REMICADE®) aufgrund seiner Zulassung am häufigsten bei den TNFα-assoziierten chronisch-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt werden, d. h. sowohl bei RA, AS, PsA und Psoriasis als auch bei den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Weltweit wurden bereits mehr als 840.000 Patienten mit REMICADE® behandelt.
Wie das Unternehmen essex pharma GmbH bekannt gab, hat die Europäische Zulassungsbehörde EMEA (European Medicines Agency) mittlerweile auch eine Empfehlung für REMICADE® zur Anwendung bei Patienten mit schwergradigem aktiven Morbus Crohn (MC) im Kindes- und Jugendalter ausgesprochen. Nach Annahme dieser Empfehlung wird sich die Zulassung von REMICADE® in Kürze auf die Behandlung von Patienten mit dieser chronisch-entzündlichen Darmerkrankung im Alter zwischen 6 und 17 Jahre erweitern. Sie betrifft Patienten, die auf die konventionelle Therapie nicht ausreichend angesprochen haben oder sie nicht vertragen. Nach dieser Entscheidung wird REMICADE® das erste und bisher einzige Biologic sein, das in Europa zur Therapie dieser schweren entzündlichen Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen zugelassen und einsetzbar ist. Aus den USA, wo REMICADE® für die Therapie von Morbus Crohn-Patienten im Kindes- und Jugendalter bereits im Mai des vergangenen Jahres von der FDA zugelassen wurde, liegen positive Erfahrungen vor.
Zulassungserweiterungen von REMICADE® erlauben eine individuellere Behandlung der RA
Erst kürzlich hat die EMEA zwei Zulassungserweiterungen von REMICADE® zugestimmt, die eine noch individuellere Behandlung von RA-Patienten ermöglichen. Zum einen wird für Patienten, die auf die initiale Therapie mit Infliximab und Methotrexat (MTX) nur unzureichend ansprechen, eine größere Flexibilität der einsetzbaren Dosierungen möglich. So kann die Dosis in der Kombinationstherapie mit MTX schrittweise von 3 mg/kg KG auf maximal 7,5 mg/kg KG alle acht Wochen erhöht oder das Intervall der 3 mg/kg KG-Dosis von acht auf vier Wochen verkürzt werden.
Die zweite Zulassungserweiterung bezieht sich auf die Infusionsdauer: Bei sorgfältig ausgewählten RA-Patienten, die die ersten drei Infusionen gut vertragen haben, kann die Dauer der nachfolgenden Infusionen von zwei Stunden auf mindestens eine Stunde verkürzt werden. Dies bedeutet sowohl für die Patienten als auch für den behandelnden Arzt und das medizinischen Personal eine erhebliche Erleichterung.
Morbus Bechterew: Diagnosestellung immer noch verzögert
Daten zur aktuellen Versorgung von Patienten mit Morbus Bechterew (Ankylosierende Spondylitis, AS), die im Rahmen einer Mitgliederbefragung der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) im Dezember 2005 erhoben wurden, stellte Prof. Dr. Herbert Kellner (München) vor. Die ersten Symptome traten bei 70 % der Patienten zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr auf. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Patienten jedoch nicht über ihre Erkrankung informiert. Noch immer dauert es in Deutschland im Durchschnitt fast zehn Jahre, bis die Diagnose AS gestellt wird.
Bedauerlicherweise bedeutet dies keine Verbesserung gegenüber früheren Umfragen. „Die Ergebnisse dieser jüngsten Befragung offenbaren weiterhin den Bedarf für eine verbesserte Versorgung der Patienten mit Morbus Bechterew, insbesondere mit Hinblick auf eine frühere und verlässlichere Diagnosestellung sowie eine effizientere und nebenwirkungsärmere medikamentöse Therapie“, so Kellner.
Defizite in der Patientenversorgung bei Psoriasis und PsA
Einen Überblick über die Versorgungssituation von Patienten mit Psoriasis und/oder PsA gab Prof. Dr. Matthias Augustin (Hamburg) anhand wissenschaftlicher Literatur sowie aktueller Daten aus dem Kompetenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie (Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf). „Aufgrund ihrer Häufigkeit, der meist chronischen Verläufe sowie der beträchtlichen Krankheitsfolgen sind Psoriasis und Psoriasis Arthritis – insbesondere in den mittelschweren bis schweren Ausprägungsformen – für viele Patienten äußerst belastende, sozioökonomisch bedeutende Erkrankungen“, so der Dermatologe. Etwa 30 bis 40 % aller Patienten sind von besonders gravierenden Einbußen der Lebensqualität betroffen. Das Ausmaß der Belastung ist vergleichbar mit dem bei anderen schweren internistischen oder dermatologischen Erkrankungen. So genannte „High-need“-Patienten, bei denen die bisher verfügbaren Therapieoptionen ohne Erfolg eingesetzt wurden oder kontraindiziert sind, weisen neueren Studien zufolge die höchsten Schweregrade der Psoriasis auf, leiden unter den größten Einbußen an Lebensqualität und verursachen zugleich die höchsten jährlichen Kosten.
Laut Augustin leiden etwa 20 bis 30 % der in Behandlung befindlichen Psoriasis-Patienten unter einer mittelschweren bis schweren Form, die einer systemischen Therapie bedarf. Eine qualifizierte systemische Therapie kann zu signifikanten Verbesserungen der Lebensqualität und somit zu einer starken Reduktion der Krankheitslast führen.
Das Spektrum der verfügbaren Therapien ist für beide Indikationen beträchtlich und wurde durch die Einführung der Biologics nochmals erheblich erweitert. Allerdings ist die Versorgung der betroffenen Patienten mit systemischen Therapeutika bzw. Biologics bisher noch unzureichend: Einer epidemio-logischen Studie zufolge an über 1.500 Patienten mit mittelschwerer und schwerer Psoriasis werden in Deutschland nur ca. 45 % der Patienten mit schwerer Verlaufsform (PASI > 20) adäquat versorgt. Dies gilt auch für Patienten mit PsA. Somit bestehen vor allem in der Versorgung von Patienten mit mittelschweren bis schweren Formen der Psoriasis und/oder PsA noch erhebliche Defizite. Eine Verbesserung der Versorgung wird als dringend angesehen.
Quelle: Pressekonferenz der Firma essex pharma zum Thema “Versorgungssituation von Patienten mit TNF-alpha-assoziierten chronisch entzündlichen Erkrankungen” am 16.04.2007 in Wiesbaden (Medizin und Markt GmbH).