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Gastrointestinale Beschwerden

Gluten in Betracht ziehen

Mannheim (29. April 2017) – Glutenunverträglichkeiten werden oft erst spät erkannt oder nicht korrekt diagnostiziert. Bei einem Symposium des Unternehmens Dr. Schär im Rahmen des 123. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Mannheim beleuchtete Prof. Dr. med. Martin Storr, Starnberg, die zugehörigen Krankheitsbilder und zeigte anhand eines Fallbeispiels notwendige Diagnoseschritte auf. Im anschließenden Vortrag informierte Dr. med. Michael Schumann, Berlin, über den aktuellen Stand der Forschung zur Gluten-/Weizensensitivität. Im Fokus standen dabei Studienergebnisse zu Vorkommen und Ursachen der Erkrankung sowie zur Therapie mit glutenfreier Ernährung.

Eine Frau mittleren Alters mit häufigen Bauchschmerzen, Blähungen und Kopfschmerzen – dieser Patiententyp begegnet Gastroenterologen und Hausärzten oft in ihrer Praxis. Die unspezifische Symptomatik von Glutenunverträglichkeiten und die Vielzahl an Differentialdiagnosen erschweren die Diagnosefindung und Beratungssituation – so auch im Fallbeispiel von Prof. Dr. med. Martin Storr, Starnberg. „Medizinisch stellt sich in einem solchen Fall die Frage, welche Form der Unverträglichkeit dahinter stecken könnte“, so Storr. Eine Ausschlussdiagnose kann, abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung, Klarheit bringen. „Bei der Gluten-/Weizensensitivität haben wir weder ein eindeutiges Symptombild noch gute Biomarker, um die betroffenen Patienten zu erkennen.“

Welche Diagnostik ist erforderlich?

Zunächst sollte der Gesundheitszustand im Rahmen einer ausführlichen Anamnese untersucht werden. Zu den weiterführenden basisdiagnostischen Schritten gehören ein psychosoziales Screening, körperliche Untersuchungen, Basislabor, ein Ultraschall des Abdomens sowie gynäkologische Untersuchungen bei Frauen. Wichtig ist der Ausschluss von Nahrungsunverträglichkeiten auf Substanzen wie Laktose, Fruktose, Sorbit sowie von Dünndarmfehlbesiedlungen. Können dann, wie im Fallbeispiel von Prof. Storr, laborchemisch und histologisch Zöliakie und Weizenallergie ausgeschlossen werden, besteht der Verdacht auf Gluten-/Weizensensitivität.(1) Die Diagnose kann dann über eine probatorische, glutenfreie Ernährung mit standardisiertem Protokoll bestätigt oder ausgeschlossen werden.(2)

Gluten-/Weizensensitivität: Schnittmenge zum Reizdarmsyndrom

Was ist inzwischen über diese schwer zu diagnostizierende Erkrankung bekannt? Die Prävalenz liegt internationalen Studien zufolge etwa auf der Höhe der Zöliakie-Prävalenz (≥1 Prozent) mit einer hohen Anzahl an weiblichen Betroffenen.(3) Als Auslöser für die gastrointestinalen und extraintestinalen Beschwerden werden unter Experten aktuell fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole (FODMAP) als auch Amylase -Trypsin-Inhibitoren (ATI) diskutiert. Als wirksame Therapieoption hat sich, wie bei der Zöliakie, in verschiedenen Studien eine glutenfreie Ernährung erwiesen. „Es gibt klare Evidenzen für die Gluten-/Weizensensitivität. Die Erkrankung hat offenkundig eine Schnittmenge mit dem Reizdarmsyndrom“, so Dr. med. Michael Schumann, Berlin. Auch beim Reizdarm kann bei einer Untergruppe der Patienten mit einer glutenfreien Ernährung eine gute Symptomlinderung erreicht werden.(4) In der aktuellen „Gluten sensitivity in irritable bowel syndrome (GIBS)“-Studie der Charité, bei der Schumann als Co-Autor beteiligt war, gaben 34 Prozent der Studienteilnehmer eine deutliche oder vollständige Verbesserung ihrer Reizdarmbeschwerden sowohl in Bezug auf abdominelle Symptome als auch hinsichtlich der Lebensqualität an.(5) Alle Responder ernährten sich in der Nachbeobachtungsperiode weiter glutenfrei. Sogar 55 Prozent der Non-Responder hielten sich nach einem Jahr weiter an eine glutenfreie Ernährung, da sie eine symptomatische Verbesserung empfanden. „Einige der Teilnehmer zeigten erst nach zwei Monaten signifikante Verbesserungen. Um ein Ansprechen festzustellen, ist daher eine glutenfreie Ernährung über einen längeren Zeitraum empfehlenswert“, schlussfolgerte Schumann.

Ernährungstherapie: Glutenfrei mit Geschmack

„Eine Ernährungsberatung ist bei der Umstellung zentral, um die Betroffenen gut zu instruieren, etwa hinsichtlich einer ausreichenden Ballaststoffaufnahme“, unterstrich Storr. Seit 2014 gelten Produkte bis zu einem Richtwert von höchstens 20 Milligramm Gluten pro Kilogramm als glutenfrei. Diese sind im Handel zur Orientierung speziell gekennzeichnet. Die glutenfreien Produkte von Dr. Schär basieren auf jahrzehntelanger wissenschaftlicher Forschung und Erfahrung. Die große Vielfalt und der gute Geschmack der Produkte vereinfachen es Patienten, ihre Ernährung umzustellen und sich besser zu fühlen. Das breite Sortiment reicht von Brot, Pasta und Keksen bis hin zu Mehlen, Cerealien, Tiefkühlprodukten und verschiedenen Snacks.

Die Dr. Schär Unternehmensgruppe und die Marke Schär

Die Unternehmensgruppe Dr. Schär bietet Menschen, die sich glutenfrei ernähren, mit der Marke Schär das breiteste Sortiment an schmackhaften, hochwertigen und sicheren glutenfreien Produkten. In Europa ist Dr. Schär im Bereich glutenfreie Lebensmittel Marktführer. Das Sortiment von 120 glutenfreien Produkte reicht von Brot, Pasta und Keksen bis hin zu Mehlen, Cerealien, Tiefkühlprodukten und verschiedene Snacks. Schär arbeitet eng mit Ernährungsexperten zusammen, hat ein hauseigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum und bietet den Betroffenen auch umfangreiche Beratungs- und Servicedienstleistungen. In Deutschland erreicht die Unternehmensgruppe aktuell einen Marktanteil von ca. 60 Prozent im Rest Europas liegt der Marktanteil bei durchschnittlich 35 bis 40 Prozent. 2015 hat Dr. Schär einen Umsatz von 320 Millionen Euro erzielt.

Gluten-/Weizensensitivität

Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Durchfall, Migräne und Völlegefühl – Gluten löst bei vielen Menschen Beschwerden aus und das oft sehr unspezifisch. Während Zöliakie und Weizenallergie gut erforscht sind, wird derzeit über eine neue Form der Gluten-Unverträglichkeit diskutiert: Gluten-/Weizensensitivität. Eine konkrete Diagnoseerstellung ist bislang noch nicht möglich, Zöliakie und Weizenallergie müssen aber zunächst medizinisch ausgeschlossen werden. Wie häufig Gluten-/Weizensensitivität auftritt, ist noch nicht erforscht. Experten vermuten jedoch, dass sie häufiger vorkommt als Zöliakie.

Hintergrund Zöliakie

In Deutschland ist die Zahl der Zöliakiebetroffenen hoch: Es sind zwar nur circa 70.000 Menschen diagnostiziert, man rechnet aber mit rund 400.000 Menschen, die von der Gluten-Unverträglichkeit Zöliakie betroffen sind, ohne es zu wissen. Das Klebereiweiß Gluten ist in zahlreichen Getreidesorten enthalten, unter anderem in Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel. Bei Menschen mit Zöliakie lösen bereits geringste Mengen Gluten eine chronische Entzündung der Dünndarmschleimhaut aus, mit zum Teil schwer wiegenden Symptomen. Die einzig mögliche Therapie der Zöliakie besteht in einer lebenslangen streng glutenfreien Ernährung.

Reizdarm

Eine aktuelle Studie der Charité Berlin zeigt, dass ein Drittel der Reizdarmpatienten positiv auf eine glutenfreie Ernährung reagieren und somit eine Weizensensitivität haben. Das Reizdarmsyndrom zählt zu den häufigsten chronischen Magen-Darm-Erkrankungen. Rund 15 Prozent der Bevölkerung sind betroffen – Frauen doppelt so häufig wie Männer.

Anmerkungen

  1. Layer et al.: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). Z Gastroenterol 2011;49: 237–293.
  2. Felber et al.: Ergebnisse einer S2k-Konsensuskonferenz der DGVS gemeinsam mit der DZG zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität, 2014. Z Gastroenterol 2014; 52: 711–743.
  3. Volta et al.: An Italian prospective multicenter survey on patients suspected of having non-celiac gluten sensitivity. BMC Medicine 2014;12: 85.
  4. Carroccio et al.: Non-Celiac Wheat Sensitivity Diagnosed by Double-Blind Placebo-Controlled Challenge: Exploring a New Clinical Entity. Am J Gastroenterol 2012; 107:1898–1906.
  5. Barmeyer et al.: Long-term response to gluten-free diet as evidence for non-celiac wheat sensitivity in one third of patients with diarrhea-dominant and mixed-type irritable bowel syndrome. Int J Colorectal 2017;32: 29–39.

     


Quelle: Dr. Schär, 29. April 2017 (tB).

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