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Abb.: In der Studie kommt eine bioresorbierbare, temporäre Gefäßstütze mit einer Länge von 2,5 oder 3 Millimetern zum Einsatz, die mit Hilfe eines Ballonkatheters in das verengte Herzgefäß eingeführt wird. Foto: Copyright@2011 Abbott LaboratoriesGefäßstütze löst sich von selbst auf

 

Heidelberg (2. März 2011) – Deutschlandweit erstmals setzen Ärzte der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg einem herzkranken Patienten einen bioresorbierbaren und medikamentenbeschichteten Stent ein Gerät der Blutfluss im Körper ins Stocken, weil ein Gefäß sich zu schließen droht, so wird es oft mit Hilfe eines gitterförmigen Röhrchens – einem sogenannten Stent – stabilisiert. Ärzte der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg haben nun in einem deutschlandweit einmaligen Eingriff einem Patienten mit koronarer Herzkrankheit eine bioresorbierbare Gefäßstütze eingesetzt, die mit Medikamenten beschichtet ist. Im Gegensatz zum herkömmlichen Stent aus Metall, der im Körper des Patienten verbleibt, löst sich das neuartige Implantat innerhalb von etwa zwei Jahren von selbst auf.

 

„Dieses System bietet den Vorteil, dass sich das Gefäß auf diese Weise regenerieren und seine natürlichen Funktionen unter Umständen wieder aufnehmen kann“, erklärt Professor Dr. Hugo A. Katus, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie. „Das Gefäß kann dadurch die wichtige Fähigkeit zurück erlangen, sich zu bewegen und zu pulsieren.“ „Der Eingriff verlief völlig problemlos“, ergänzt Oberarzt Dr. Raffi Bekeredjian, der das Implantat im Herzkranzgefäß einsetzte. „Der Patient ist wohlauf und wurde am nächsten Tag entlassen.“

 

 

Thrombose-Gefahr auf lange Sicht geringer

 

Die bioresorbierbare Gefäßstütze, die bislang nur für Studienzwecke verfügbar ist, besteht aus Polyactid, einem biokompatiblen Material, das unter anderem auch für selbstauflösendes Nahtmaterial verwendet wird. Es ist zudem mit einem Medikament beschichtet, das einen erneuten Verschluss des Gefäßes verhindern soll. Weil sich das Implantat von selbst auflöst, sinkt auf lange Sicht auch die Gefahr einer Thrombose. Der Grund: Blutgerinnsel können sich nicht mehr so leicht bilden.

Der Eingriff markiert zugleich den Beginn einer Studie in Deutschland, an der weltweit etwa 1.000 Patienten an bis zu 100 Studienzentren teilnehmen. In Heidelberg leitet Dr. Bekeredjian die Studie, an der sich national auch die Charité in Berlin beteiligt. Eine vorherige Untersuchung mit Patienten hatte gezeigt, dass es bei ihnen weder zu einer Blutpfropfen-Bildung noch zu einer anderen schweren Herzerkrankung gekommen war und das Implantat in der Gefäßwand resorbiert wurde. Hersteller Abbott Vascular plant die Markteinführung der bioresorbierbaren Gefäßstütze bis Ende nächsten Jahres.

 

 

Literatur

 

  • Intracoronary optical coherence tomography and histology at 1 month and 2, 3, and 4 years after implantation of everolimus-eluting bioresorbable vascular scaffolds in a porcine coronary artery model: an attempt to decipher the human optical coherence tomography images in the ABSORB trial. Onuma Y, Serruys PW, Perkins LE, Okamura T, Gonzalo N, García-García HM, Regar E, Kamberi M, Powers JC, Rapoza R, van Beusekom H, van der Giessen W, Virmani R. Circulation, 30 November 2010.

 

  • Shedding light on bioabsorbable stent struts seen by optical coherence tomography in the ABSORB trial. Tearney GJ, Bouma BE. Circulation, 30 November 2010.

 

  • A bioabsorbable everolimus-eluting coronary stent system (ABSORB): 2-year outcomes and results from multiple imaging methods. Serruys PW, Ormiston JA, Onuma Y, Regar E, Gonzalo N, Garcia-Garcia HM, Nieman K, Bruining N, Dorange C, Miquel-Hébert K, Veldhof S, Webster M, Thuesen L, Dudek D. Lancet, 14 March 2009.

 

  • A bioabsorbable everolimus-eluting coronary stent system for patients with single de-novo coronary artery lesions (ABSORB): a prospective open-label trial. Ormiston JA, Serruys PW, Regar E, Dudek D, Thuesen L, Webster MW, Onuma Y, Garcia-Garcia HM, McGreevy R, Veldhof S. Lancet, 15 March 2008.

  


Quelle: Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg, 02.03.2011 (tB).

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