Gezielte Nutzung der Blutzuckermessung zur Therapie-Optimierung

 

Von Prof. Dr. Theodor Koschinsky

 

München (30. April 2008) – Die Leitlinien von deutschen, europäischen und amerikanischen Diabetes‑Gesellschaften halten klar fest: „Der gezielte Einsatz der Blutzuckermessung und deren Nutzung ist ein essentieller Teil jeder Diabetes Therapie". Moderne, genaue und alltagstaugliche Blutzucker‑Messgeräte erleichtern den Menschen mit Diabetes die regelmäßige Blutzucker‑Selbstkontrolle (BZSK). Identische Messgeräte werden auch in der professionellen, patientennahen Diagnostik (POCT) eingesetzt, z.B. in der Notfall- und Intensiv‑Medizin. Der breite Einsatz von Blutzucker‑Messgeräten hat zu einer wesentlichen Verbesserung der Diabeteseinstellung und der kurz­- bis mittelfristigen klinischen Prognose beigetragen.

 

Dennoch bestehen noch erhebliche Informations‑ und Handlungsdefizite sowohl bei den Menschen mit Diabetes, als auch bei den behandelnden Ärzten und Diabetesteams. Diese Defizite betreffen nicht die Blutzuckermessung an sich, sondern die nachfolgende Dokumentation/Analyse der Blutzucker‑Messwerte und allfällige konkrete Maßnahmen. Das Informations‑ und Handlungsdefizit wird im „Blutzuckerselbstmanagement‑Report Deutschland 2006" deutlich. Die befragten Patienten machten folgende Angaben:

 

   33 % hatten an keiner Diabetes‑Schulung teilgenommen

> 33 % nahmen keine Dokumentation der Blutzucker‑Messwerte vor

   62 % nahmen keine regelmäßige Dokumentation oder Analyse der Blutzucker Messwerte vor

   48 % änderten ihren Lebensstil nicht aufgrund von Dokumentation/Analyse der Blutzucker‑Messwerte

   33 % der betreuenden Ärzte nahmen keine Analyse der Blutzucker‑Messwerte vor

   57 % der betreuenden Ärzte nahmen keine Therapieanpassung aufgrund der  Blutzucker‑Messwerte vor

 

Fazit

Von vielen Befragten werden Daten zwar gesammelt, sie werden jedoch zu oft weder vom Patienten noch vom behandelnden Arzt oder Diabetesteam analysiert und in konkrete Maßnahmen (Therapieanpassungen, Lebensstil, …) umgesetzt: Die Datendokumentation verläuft „ins Leere" und bleibt ohne konkrete Auswirkungen. Es reicht nicht aus, die aktuellen Fortschritte in der Diabetestechnologie bloß zur Kenntnis zu nehmen: Die Empfehlungen der Leitlinien müssen auch von den Ärzten und den Menschen mit Diabetes im Alltag umgesetzt werden.

 

Die Schulung der Menschen mit Diabetes sollte folgende Punkte umfassen: Geräte‑Handhabung, relevante prä‑analytische Einflussfaktoren, zeitlich gezielte und Ereignis‑gesteuerte Blutzuckermessung, geeignete Dokumentation der Blutzuckerwerte mit modernen Methoden, Ergebnisanalyse mit zeitnahen therapeutischen Konsequenzen. Ebenso wichtig sind regelmäßige Verlaufskontrollen des Arztes oder Diabetesteams mit gezielten Auffrischungsschulungen, die Überprüfung der Indikation zur BZSK und die Einbeziehung der BZSKErgebnisse in die aktualisierten Therapieempfehlungen. Erst durch die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen wird das vorhandene Potenzial der BZSK voll ausgeschöpft!


Quelle: Accu-Chek Lunchsymposium der Firma Roche zum Thema „Potenziale und klinische Relevanz einer strukturierten Blutzuckermessung“, anlässlich der 43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft am 30.04.08 in München (fischerAppelt Kommunikation).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…