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GInsight Klinik-Workshop am Universitätsklinikum Erlangen
Der Weg zur optimalen individualisierten Therapiestrategie bei CED – Balanceakt zwischen Behandlungsoptionen, Leitlinien und Lebensqualität
Erlangen (29. März 2017) – Colitis ulcerosa (CU) und Morbus Crohn (MC) sind die beiden häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Bei der Versorgung von CED-Patienten ist neben einer frühzeitigen Diagnose entscheidend, ein individuell auf den Patienten zugeschnittenes Behandlungskonzept zu entwickeln, das ihm eine hohe Lebensqualität ermöglicht. Es ist jedoch oft schwierig, aus der Vielzahl der aktuellen neuen Behandlungsoptionen den besten Ansatz für den einzelnen Patienten zu wählen. Eine wichtige Therapieoption stellt hierbei der Integrin-α4β7-Antagonist Vedolizumab (Entyvio®) dar. Vedolizumab ist zugelassen für erwachsene Patienten mit mittelschweren bis schweren aktiven Formen von CU und MC, bei denen konventionelle Therapien oder TNFα-Antagonisten versagt haben, die darauf nur unzureichend ansprechen oder bei denen eine Unverträglichkeit vorliegt.1
Das Universitätsklinikum Erlangen hat sich der Verbesserung der Versorgung von CED-Patienten sowie der Erforschung neuer Therapiekonzepte verschrieben und daher neue Strukturen geschaffen, wie z.B. eine Spezialambulanz für CED-Patienten, eine klinische Studienambulanz sowie ein Endoskopiezentrum. Im Rahmen des von Takeda unterstützten GInsight Klinik- Workshop hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich über den Weg des CED-Patienten von der Diagnostik bis zur optimalen Therapiestrategie zu informieren und einer Live-Endoskopie beizuwohnen, bei der hochmoderne sowie neu entwickelte Endoskopietechniken demonstriert wurden.
„CED-Patienten leiden vor allem unter Bauchschmerzen, Müdigkeit und chronischen Durchfällen“, berichtete Prof. Markus F. Neurath, Direktor der Medizinischen Klinik 1 der Universität Erlangen- Nürnberg. Diese Symptome können die Lebensqualität oftmals erheblich einschränken. Viele Patienten müssen zudem aufgrund von krankheitsbedingten Komplikationen im Laufe ihres Lebens operiert werden, insbesondere wenn es zu Darmstenosen, Fisteln oder Darmkrebs kommt. „Die frühzeitige Erkennung und eine effektive Behandlung von CED sind daher entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen“, betonte Neurath. Diese Ziele seien oft jedoch nur schwer zu erreichen, da CU und MC individuell sehr unterschiedlich verlaufen können. Zudem gäbe es kaum Biomarker für den weiteren Krankheitsverlauf. „Es ist daher im Einzelfall oft schwierig, für den jeweiligen Patienten aus der Vielfalt der aktuellen neuen Behandlungsoptionen den besten Ansatz auszuwählen.“
Universitätsklinikum Erlangen – neue Strukturen für die Optimierung der CED-Behandlung
Das Universitätsklinikum Erlangen geht daher neue Wege, berichtete Neurath, indem es auf neue Diagnostik- und Therapieverfahren setzt, um eine möglichst optimale Behandlung und Lebensqualität für die CED-Patienten erreichen zu können. Beispielsweise wurde eine CED-Spezialambulanz eingerichtet, die von zwei Assistenzärzten und einem Oberarzt betreut wird und bereits über 4.000 Patientenkontakte pro Jahr zählt. Angegliedert sind eine klinische Studienambulanz, in der aktuell mehr als 20 klinische Studien zu neuen Therapieverfahren laufen, sowie das neue Endoskopiezentrum „Ludwig Demling Center für Molekulare Bildgebung“. Zudem habe sich die CED-Ambulanz die enge Zusammenarbeit mit Experten anderer Fachdisziplinen, z. B. Pädiatrie, Psychosomatik, Dermatologie, Chirurgie und Rheumatologie, auf die Fahne geschrieben. Auch die Forschung kommt in Erlangen nicht zu kurz, so der Gastroenterologe weiter: Seit sechs Jahren entwickelt eine durch die deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte klinische Forschergruppe zu CED neue Diagnostik- und Therapieverfahren. „Es ist zu hoffen, über diese neuen Ansätze eine maßgeschneiderte individuelle Betreuung von CED-Patienten zu erreichen“, schloss Neurath.
Vedolizumab: Option als First-Line-Biologikum oder nach Anti-TNFα-Therapie
„Bislang existiert kein kausaler oder kurativer Therapieansatz, da die Pathogenese der CED noch immer nicht vollständig entschlüsselt ist“, erläuterte Prof. Raja Atreya, Oberarzt und Leiter des Bereichs CED am Universitätsklinikum Erlangen. Ziel der CED-Behandlung ist neben der Abheilung der mukosalen Entzündung die Induktion und Erhaltung einer kortikosteroidfreien Remission. Lange Zeit standen dafür nur relativ unspezifisch wirkende Substanzen wie Kortikosteroide und Immun-suppressiva zur Verfügung, mit denen aber bei einem Teil der Patienten keine langfristige Krankheits-kontrolle erreicht werden konnte, so Atreya.
Als entscheidenden Durchbruch bezeichnete Atreya die Entwicklung zielgerichteter CED-Therapien, deren erste zugelassenen Vertreter die TNFα-Antagonisten waren. Aber auch bei der Behandlung mit diesen Biologika zeigte sich, dass es eine Subgruppe von Patienten gibt, die bereits primär nicht auf diese Therapie ansprechen bzw. einen sekundären Wirkverlust aufzeigen und nicht mehr ansprechen. Ein weiterer Schritt auf dem Gebiet der biologischen CED-Therapien war die Entwicklung von Vedolizumab, eines humanisierten monoklonalen Antikörpers, der sich gezielt gegen das zelluläre Adhäsionsmolekül α4β7-Integrin auf dem Gefäßendothel der Darmwand richtet. Durch diese darmspezifische Blockade wird die Einwanderung (Migration) von Lymphozyten in das entzündete Darmgewebe reduziert.1 Vedolizumab ist seit 2014 zugelassen für erwachsene Patienten mit mittel-schweren bis schweren aktiven Formen von CU und MC, bei denen konventionelle Therapien oder TNFα-Antagonisten versagt haben, die darauf nur unzureichend ansprechen oder bei denen eine Unverträglichkeit vorliegt.1 Zuletzt erfolgte 2016 die Zulassung eines weiteren Antikörpers (Uste-kinumab) mit anderem Wirkmechanismus.
Prädiktor für Therapieansprechen – klinisch und medizinökonomisch wünschenswert
Laut Atreya kann grundsätzlich jede der genannten Substanzklassen eingesetzt werden, wenn bei dem Patienten eine klinische Indikation zur antikörperbasierten Biologikatherapie besteht. Er gab aber zu bedenken, dass jedoch immer bei einer Subgruppe von Patienten die Therapie keine klinische Wirksamkeit zeige. Daher wäre es aus klinischer – und medizinökonomischer – Sicht sehr wichtig, einen Prädiktor für das therapeutische Ansprechen zu finden. So könnten wirkungslose Therapieversuche vermieden und die damit verbundenen unerwünschten Ereignisse, wie opportunistische Infektionen, so gering wie möglich gehalten werden. Hierfür sei jedoch eine genauere Identifizierung des molekularen Wirkmechanismus der jeweiligen Substanz notwendig. Auf Basis der zunehmenden Erkenntnisse zur Immunpathogenese der CED würden in Zukunft weitere Therapieverfahren entwickelt und zugelassen, die im Idealfall dann in „personalisierter“ Form für den jeweiligen Patienten zur Verfügung stehen, so der Ausblick von Atreya.
Hochentwickelte Endoskopietechniken zur präzisen Beurteilung der Mukosaheilung
Ein zentraler Bestandteil in der Behandlung von CED-Patienten stellt die endoskopische Bildgebung dar, erklärte der Professor für Endoskopie und molekulare Bildgebung Timo Rath vom Universitäts-klinikum Erlangen. Inzwischen ist die Mukosaheilung als wesentliches Therapieziel in der Behand-lung von CED-Patienten in den Mittelpunkt gerückt, so Rath. Das zunehmende Verständnis, dass eine Abheilung der Mukosa maßgeblich den weiteren klinischen Verlauf und das Auftreten von Kompli-kationen beeinflusst, erfordere eine präzise, zuverlässige und detaillierte endoskopische Beurteilung der mukosalen Entzündungsaktivität.
Rath und Atreya stellten aktuelle endoskopische Technologien vor: die farbstoffbasierte Chromo-endoskopie, die in der Karzinomüberwachung von CED-Patienten eingesetzt wird, die optische sowie die digitale Chromoendoskopie, die beide eine verbesserte Beurteilung von Ausmaß und Schweregrad der intestinalen Entzündung erlauben. Für eine mikroskopische Darstellung der mukosalen Oberfläche im Gastrointestinaltrakt stehen zudem hochauflösende Technologien wie Magnifikationsendoskopie, Endozytoskopie und konfokale Laserendomikroskopie zur Verfügung. Damit ist bereits während der laufenden Untersuchung eine feingewebliche Beurteilung der Schleimhaut als „optische Biopsie“ möglich.
Neue Endoskopietechnologie zur Vorhersage des Therapieansprechens bei CED-Patienten
Einen entscheidenden Beitrag für die Verbesserung des CED-Managements könnte laut Atreya und Rath die sogenannte molekulare Endoskopie mit markierten Antikörpern leisten, die am Universitätsklinikum getestet wird: Hierbei werden farbstoffmarkierte Sonden und deren Visualisierung mittels endoskopischer Techniken mit ultrastruktureller Auflösung verwendet. Studien haben gezeigt, dass mit dieser modernen Form der Endoskopie erstmals das Ansprechen bei einzelnen CED-Patienten auf ihre Therapie mit einem TNFα-Blocker oder Vedolizumab vorhergesagt werden kann.2,3 Auf diese Weise werde das Indikationsspektrum und die Aussagekraft der endoskopischen Diagnostik grund-legend erweitert, betonte Rath.
Im Anschluss an die Theorie erhielten die Teilnehmer des Workshops die einmalige Gelegenheit zu einem praktischen Einblick: Sie konnten einer Live-Endoskopie beiwohnen, bei der die verschiedenen Technologien demonstriert wurden.
Quellen
- Fachinformation Entyvio®, Stand: November 2015
- Atreya R et al. Nat Med 2014; 20(3): 313–318
- Rath T et al. Gastrointest Endosc 2017. doi: 10.1016/j.gie.2017.01.012. [Epub ahead of print]
Über Takeda
Takeda ist ein forschungsgetriebenes globales Unternehmen mit Schwerpunkt im pharmazeutischen Bereich. Als größter Arzneimittelhersteller in Japan und als eines der global führenden Unternehmen seiner Branche engagiert sich Takeda für eine bessere Gesundheitsversorgung der Patienten weltweit durch Innovationen in der Medizin. Das Unternehmen ist in rund 70 Ländern vertreten und ist tätig in den Feldern Gastroenterologie, Onkologie und Herz-Kreislauf- sowie Stoffwechselerkrankungen, Urologie, Gynäkologie, immunologische Erkrankungen, Krankheiten des zentralen Nervensystems, Allgemeinmedizin und Impfstoffe. Durch Integration von Millennium Pharmaceuticals und Nycomed konnte Takeda neue Therapiefelder erschließen und sich geographisch aus-dehnen. Seit 2012 steuert Takeda von Berlin aus die Aktivitäten für den deutschen Markt, ergänzt durch weitere administrative Funktionen in Konstanz. Als Teil eines globalen Produktionsnetzwerkes betreibt Takeda in Deutschland Produktionsstätten im brandenburgischen Oranienburg sowie in Singen. Insgesamt sind rund 1.900 Mitarbeiter für Takeda in Deutschland tätig.
- Zusätzliche Informationen unter www.takeda.de
Quelle: Takeda Pharma, 29.03.2017 (tB).