H. G. Creutzfeldt-Innovationspreis 2009

Darmselektives Antibiotikum ausgezeichnet

 

Creutzfeldt InstitutHamburg (18. März 2009) – Etwa die Hälfte aller Reisenden, die sich in Regionen mit niedrigen Hygienestandards begeben, ist von einer Reisediarrhoe betroffen. Bei nicht-invasiver, bakteriell bedingter Pathogenese ist das neu zugelassene darmselektive Xifaxan® (Rifaximin) indiziert, das praktisch ausschließlich im Magen-Darm-Trakt wirksam ist und eine gute Verträglichkeit bietet. Aufgrund seines innovativen Wirkansatzes wurde Xifaxan® auf einer Festveranstaltung in Hamburg auf einstimmigen Jurybeschluss mit dem H. G. Creutzfeldt-Innovationspreis 2009 ausgezeichnet.

 

Preisträgerund Laudatoren des H.G. Creutzfeldt Innovationspreises (v.l.n.r): Prof. Joachim Labenz, Prof. Wulf-D. Möller, Morten L. Brandt, Prof. Peter MalfertheinerEine Reisediarrhoe ist eine Infektionskrankheit des Darmes, die zu 90 % durch Toxine verschiedener Bakterienstämme verursacht wird und meist in den ersten Tagen einer Reise in die Tropen oder Subtropen auftritt. Die Bakterien-Enterotoxine führen zu einer aktiven Sekretion von Chloridionen in das Darmlumen mit nachfolgendem passiven Natriumionen- und Wassereinstrom. Neben einer gestörten Resorption kommt es in der Folge zu einer sekretorischen Diarrhoe. Unbehandelt kann die Reisediarrhoe zu schwerwiegenden Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Kollaps, Nierenversagen und Herz-Rhythmus-Störungen sowie zu postinfektiösen Erkrankungen wie z. B. Reizdarm führen.

 

Vorteil: darmselektive Wirkung

 

Klinisch können die von den unterschiedlichen Erregern (ETEC, Campylobacter, Shigellen, Salmonellen u. a.) verursachten Durchfälle kaum unterschieden werden. Ein Erregernachweis ist zunächst nicht nötig, da bei leichteren Infektionen ohne Fieber und blutige Stühle eine probatorische Anwendung mit einem lokalen Antibiotikum indiziert ist, erklärte Prof. Dr. med. Peter Malfertheiner, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Universität Magdeburg, in seinem Festvortrag. Mit Xifaxan® (Rifaximin) steht ein spezifisch darmselektives Antibiotikum zur Behandlung der Reisediarrhoe[1, 2] zur Verfügung, das eine vernachlässigbare Resorptionsquote unter 1 % und eine Breitspektrumaktivität in vitro gegen Gram-positive und Gram-negative Aerobier und Anaerobier aufweist. Durch die ausschließliche Wirksamkeit von Rifaximin im Magen-Darm-Trakt kommt es in der Regel zu keinen klinisch relevanten systemischen Nebenwirkungen. Ein Vorteil, der für eine gute Verträglichkeit bei hoher Wirksamkeit sorgt, betonte Malfertheiner die sichere Anwendung von Xifaxan®.

 

Vergleichbare Wirkung wie systemische Antibiotika

 

Das Mittel der Wahl bei umkomplizierten Reisediarrhoen war, nach den Worten von Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Chefarzt Medizinische Klinik Schwerpunkt Gastroenterologie des Ev. Jung-Stilling-Krankenhauses in Siegen, bisher das systemisch wirksame Ciprofloxacin. Eine randomisierte Doppelblindstudie[3] untersuchte Xifaxan® gegen den bisherigen Goldstandandard Ciprofloxacin. Die wesentlichen Zielkriterien dieser Studie, bei der Rifaximin in der Dosierung von 2 x 400 mg und Ciprofloxacin in der Dosierung von 2 x 500 mg pro Tag angewendet wurden, waren die Reduktion der Diarrhoedauer, die positive Auswirkung auf das allgemeine Gesundheitsgefühl und nicht zuletzt das komplette Ansprechen auf die medikamentöse Therapie. In beiden Gruppen nahm die Anzahl erkrankter Patienten und die Erkrankungsdauer gleichermaßen ab. Daher gilt heute Xifaxan® aufgrund der guten antibakteriellen pharmakodynamischen und -kinetischen Eigenschaften als First-Line-Therapie in der Behandlung der Reisediarrhoe, die bisher meist Domäne von systemisch wirksamen Antibiotika wie Ciprofloxacin war, sagte Labenz abschließend.

 

Breites Wirkspektrum ohne Resistenzselektion

 

Stämme von Rifaximin-resistenten anaeroben Bakterien sind instabil und verschwinden nach max. 12 Wochen[4]. Bei niedrigen Konzentrationen von Rifaximin wurde auch keine Selektion von Rifampicin-resistenten Mycobakterien[5] beobachtet. Das Ansprechen auf Rifaximin war bei Enterokokken ebenfalls nicht beeinträchtigt. Insgesamt besitzt Xifaxan® ein breites antimikrobielles Wirkspektrum gegen Darmkeime und induziert keine gravierenden oder bleibenden Resistenzen, sagte Prof. Dr. med. Dieter Müller, Sprecher der Jury, in seiner Jurybegründung: „Auch bei wiederholter Einnahme ist ein Wirkungsverlust kaum zu erwarten“.

 

UrkundeKlinischer Ausblick

 

Aufgrund der guten Verträglichkeit und hohen Wirksamkeit von Rifaximin wurden im Laufe der vergangenen Jahre zahlreiche neue Indikationsgebiete untersucht. Dazu zählen zum einen die Behandlung der Divertikelerkrankung, die bakterielle Überbesiedlung des Dünndarms, die hepatische Enzephalopathie und nicht zuletzt das Reizdarmsyndrom. In zwei aktuellen Untersuchungen[6,7] hat Rifaximin bereits nach einer 7- bzw. 10-tägigen Behandlung einen signifikanten Effekt auf Symptome wie Schmerzen, Blähungen und unangenehme Gasentweichungen beim Reizdarmsyndrom erbringen können. Sehr interessant sind auch vorläufige Untersuchungsergebnisse, dass Rifaximin wirksam gegen Clostridium difficile ist, sagte Müller. Hier liegt ein weiterer wichtiger Forschungs-schwerpunkt, der zurzeit noch geprüft wird. Insgesamt bewertete die Jury Rifaximin als eine innovative, lokal hochwirksame antibiotische Substanz gegen pathogene Darmerreger. „Neben der Reisediarrhoe liegt der potentielle klinische Einsatz bei einer Reihe von neuen Indikationen, wie z. B. Reizdarmsyndrom“, erklärte Müller das hohe Zukunftspotential von Rifaximin. Daher war es aus Sicht der Jury nur konsequent, Xifaxan® mit dem H. G. Creutzfeldt-Innovationspreis 2009 auszuzeichnen.

 

 

Literatur

 

  1. Steffen R, Sack DA, Riopel L et al. Therapy of travelers diarrhea with rifaximin on various continents. Am J Gastroenterol 2003;98:1073-8
  2. DuPont HL, Jiang ZD, Okhuysen PC et al. A randomized, double-blind, placebo-controlled trial of rifaximin to prevent travelers’ diarrhea. Ann Intern Med 2005;17,142,10:805-12
  3. DuPont HL, Jiang ZD, Ericsson CD et al. Rifaximin versus ciprofloxacin fort he treatment of travelers’ diarrhea: a randomized, double-blind clinical trial. Clin Infect Dis 2001,1,33:1807-15
  4. De Leo C, Eftimiadi C, Schito GC. Rapid disappearance from the intestinal tract of bacteria resistant to rifaximin. Drugs Exp Clin Res 1986;12,12:979-81
  5. Soro O, Pesce A, Raggi M et al. Selection of rifampicin-resistant Mycobacterium tuberculosis does not occur in the presence of low concentration of rifaximin. Clin Microbiol Infect 1997;3:147-51
  6. Sharara AI, Aoun E, Abdul-Baki H et al. A randomized double-blind, placebo-controlled trial of rifaximin in patients with abdominal bloating and flatulence. Am J Gastroenterol 2006;101:326-33
  7. Pimentel M, Park S, Mirocha J et al. The effect of a nonabsorbed oral antibiotic (rifaximin) on the symptoms of the irritable bowel syndrome. Ann Intern Med 2006;145:557-563

 


Download

 

Patientenkarte.pdf Patientenkarte.pdf (392.29 KB) – Risiko Reisedurchfall

 

Divertikel_Brosch_105x210_072.pdf Divertikel_Brosch_105x210_072.pdf (882.44 KB) – Divertikulose: Ein Ratgeber für Patienten.

 

Therapieprofil_Beilage.pdf Therapieprofil_Beilage.pdf (2.20 MB) – Therpieprofil Xifaxan

 

Abgabekarte_API_ES.pdf Abgabekarte_API_ES.pdf (3.14 MB) – Reisediarrhoe

 

 


Quelle: Verleihung des H. G. Creutzfeldt-Innovationspreises 2009 am 18.03.2009 in Hamburg (B+S Pharma Consulting).

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