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Neue Therapieoption bei fortgeschrittenem Brustkrebs

Halaven® (Eribulin) – eine neue Substanzklasse in der Chemotherapie

 

Frankfurt am Main (30. Mai 2011) – In der Brustkrebstherapie sind in den letzten Jahren große Erfolge zu verzeichnen: Eine verbesserte Früherkennung durch flächendeckendes Mammographie-Screening in Deutschland, erfolgversprechende Innovationen im Bereich der Antihormontherapie und so genannte „targeted agents“ im Einsatz gegen besonders bösartige Tumoren haben zu einer kontinuierlichen Reduzierung der Mortalitätsrate geführt. Auch die Lebensqualität der Patientinnen konnte entscheidend verbessert werden. Dennoch gibt es im metastasierten Stadium des Brustkrebs nach wie vor erheblichen Innovationsbedarf. Speziell im Bereich der Chemotherapie hat sich die Weiterentwicklung von Wirkstoffen bisher als sehr problematisch erwiesen. Mit Halaven® (Eribulin) ist seit März 2011 ein neues Chemotherapeutikum zugelassen, das auf einen entscheidenden Fortschritt in der Behandlung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms hoffen lässt, so Professor Dr. Gunter von Minckwitz aus Frankfurt.

 

„Wir sind sehr stolz darauf, dass es uns mit Halaven® gelungen ist, ein neues Medikament zu entwickeln, dass Anlass zur Hoffnung für Patientinnen mit lokal rezidiviertem oder metastasiertem Brustkrebs auf eine belegbare Verlängerung des Gesamtüberlebens gibt.“ sagte Frank Zeymer, Eisai Deutschland GmbH, auf der Pressekonferenz anlässlich der Einführung von Eribulin in Deutschland. Halaven® ist seit Mai 2011 verfügbar und aufgrund der guten Datenlage basierend auf der globalen Phase III Studie EMBRACE zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Brustkrebs nach Vorbehandlung mit einem Anthrazyklin und einem Taxan bereits vor der Zulassung in Europa in die AGO-Leitlinie 2011 aufgenommen worden. Halaven® ist die erste monotherapeutisch angewendete Behandlung, für die bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs nach erfolgter Taxan- und Anthrazyklin-Behandlung ein signifikanter Nutzen in Bezug auf das Gesamtüberleben nachgewiesen werden konnte.

 

Eribulin ist ein synthetisch hergestelltes Analogon zu Halichondrin B, das aus dem pazifischen Meeresschwamm Halichondria okadai gewonnen wird, so PD Dr. Sibylle Loibl von der German Breast Group. Das hochkomplexe Molekül hemmt ähnlich wie Taxane und Vincaalkaloide die Zellteilung, indem es die Funktion der Mikrotubuli stört. Eribulin hemmt den Aufbau der Mikrotubuli, ohne einen Effekt auf die Verkürzung der Mikrotubuli zu haben. Dieser neuartige Mechanismus erklärt möglicherweise die im Vergleich zu anderen Chemotherapeutika geringere Toxizität und die Wirkung bei Tumoren, die auf eine Taxanbehandlung nicht mehr ansprechen.

 

 

Hoffnung für intensiv vorbehandelte Mammakarzinom-Patientinnen

 

Die Therapie des metastasierten Mammakarzinoms ist weitaus weniger standadisiert als beim primären Mammakarzinom und unter anderem abhängig von der Tumorbiologie, der individuellen Situation und den Wünschen der Patientin sowie ihrer Vorbehandlung.

 

Grundsätzlich kommen alle systemischen Behandlungen zum Einsatz: neben der Chemo auch die Antihormontherapie und die so genannten „targeted agents“. Dadurch, dass die wirksamsten und gut verträglichsten Chemotherapeutika oft bereits in der neoadjuvanten Situation zur Verkleinerung des Tumors und in der adjuvanten Situation im Anschluss an eine Operation zum Einsatz kommen, können sich Resistenzen gegenüber diesen Medikamenten entwickeln. Dies ist vor allem bei frühen Rezidiven der Fall. “Halaven® ist eine wirkliche Option für intensiv vorbehandelte Patientinnen, die den Kampf gegen den Krebs auch in dieser Situation nicht aufgeben möchten.“ so Prof. Dr. Gunter von Minckwitz, Geschäftsführer der German Breast Group in Frankfurt. Auch Eva Schumacher-Wulf, Chefredakteurin des Brustkrebsmagazins „Mamma Mia!“ stimmte zu, dass weiter geforscht werden muss, solange Brustkrebs im metastasierten Stadium nicht heilbar ist. Nach Ihren Worten ist was die Forschung betrifft „jeder Fortschritt ein Schritt in die richtige Richtung“. „Selbst wenn zunächst „nur“ die krankheitsfreie Zeit oder das Gesamtüberleben der Betroffenen verlängert werden, ist jeder gewonnene Tag für die Betroffenen und Angehörigen von Patientinnen mit Brustkrebs von unschätzbarem Wert.“

 

Die Zulassung von Halaven® durch die Europäische Kommission basiert auf den Ergebnissen der weltweiten Phase-III Studie EMBRACE (Eisai Metastatic Breast Cancer Study Assessing Treatment of Physician´s Choice (TPC) Versus Eribulin E7389 (Eisai-Studie zu metastasiertem Brustkrebs zur Beurteilung der ärztlichen Behandlung der Wahl im Vergleich zu Eribulin E7389)). An der Studie nahmen 762 Patientinnen im Alter von 27 bis 85 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren teil, die bereits vier Chemotherapien erhalten hatten, darunter ein Anthrazyklin und ein Taxan. Im Vergleichsarm erhielten 96 % der Patientinnen eine konventionelle Chemotherapie nach Wahl des Arztes. Die Studie ergab für die mit Halaven® behandelten Patientinnen einen statistisch signifikanten Anstieg des Gesamtüberlebens gegenüber den Patientinnen, die die ärztliche Behandlung der Wahl erhielten. Die im Prüfplan vorgeschriebene Analyse nach 422 Ereignissen ergab ein medianes Gesamtüberleben von 13,1 bzw. 10,6 Monaten (Hazard Ratio [HR] 0,81; p=0,041)1). Die von der europäischen und US-amerikanischen Aufsichtsbehörde geforderte aktualisierte Analyse von 589 Ereignissen ergab ein medianes Gesamtüberleben von 13,2 bzw. 10,5 Monaten (HR 0,81; nominal p=0,014)2).

 

 

E-VITA Studie testet Eribulin in Kombinationstherapie

 

Bisher liegen überzeugende Daten aus der EMBRACE Zulassungsstudie vor, die den erfolgreichen Einsatz von Eribulin in Monotherapie bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs belegen. „Eribulin hat das Potential, auch in früheren Therapielinien erfolgreich eingesetzt zu werden“, so Loibl. Weitere Studien sind bereits geplant, um den optimalen Einsatz des Wirkstoffs im Gesamttherapieplan festzulegen. Evaluiert werden muss u.a., ob und mit welchen Substanzen sich die Wirksamkeit für bestimmte Patientinnen durch die Kombination verschiedener Wirkstoffe noch weiter verbessern lässt. Dies gilt insbesondere für Patientinnen mit HER2 überexprimierenden Tumoren, die in der Regel eine kombinierte Therapie erhalten, die sich aus einem „targeted agent“ und einer Chemotherapie zusammensetzt. Bei bisher eingesetzten Kombinationen kam es zum Teil zu einem überlappenden Nebenwirkungsprofil. Derzeit ist nach Dr. Joachim Bischoff aus Magdeburg seitens der German Breast Group die multizentrische, randomisierte offene Phase II Studie E-VITA geplant, die Wirksamkeit und Verträglichkeit von zwei unterschiedlichen Eribulin-Dosierungen in Kombination mit Lapatinib bei Her-2-positivem metastasiertem Mammakarzinom testet. „Das weitgehende Fehlen von Toxizitäten und die Wirksamkeit bei Patienten, die mit einem Anthrazyklin und Taxan vorbehandelt sind, haben zur Substanzauswahl geführt.“ so Joachim Bischoff.

 

 

Anmerkungen

 

  • [1] Cortes J, O’Shaughnessy J, Loesch D, et al. Eribulin monotherapy vs. treatment of physician’s choice in patients with metastatic breast cancer. The Lancet. 377, 914 (2011)
  • [2] C. Twelves et al. Updated Survival Analysis of a Phase III Study (EMBRACE) of Eribulin Mesylate vs Treatment of Physician’s Choice in Subjects with Locally Recurrent or Metastatic Breast Cancer Previously Treated with an Anthracycline and a Taxane. 33rd Annual San Antonio, TX, December 8-12, 2010, P6-14-08

 

 

Über Eisai

 

Eisai ist eines der weltweit führenden forschungs- und entwicklungsorientierten Pharmaunternehmen. Die Firmenphilosophie besteht darin, „die Lebensqualität von Patienten und deren Familien zu verbessern und einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsfürsorge zu leisten“. Diese Philosophie fasst das Unternehmen unter dem Begriff human health care (hhc) zusammen.

Eisai konzentriert seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten dabei auf drei Kernbereiche:

 

  • Integrative Neurowissenschaften
  • Integrative Onkologie
  • Vaskuläre/Immunologische Erkrankungen

 

In seinen Unternehmungen in den USA, Asien, Europa sowie in seinem Heimatmarkt Japan beschäftigt Eisai weltweit insgesamt über 11.000 Mitarbeiter.

 

Die Eisai GmbH vertreibt mit ihren derzeit rund 180 Mitarbeitern in Deutschland innovative Präparate zur Behandlung von Erkrankungen in den Bereichen Zentrales Nervensystem, Gastroenterologie und Institutional Care. Eisai setzt dabei vor allem auf innovative Produkte und die Nähe zum Patienten.

 

Weiter Informationen unter www.eisai.de

 


 

Quelle: Einführungs-Pressekonferenz der Firma Eisai zum Thema „HALAVEN® (Eribulin) – Neue Option in der Behandlung des fortgeschrittenen Brustkrebs“ am 30.05.2011 in Frankfurt am Main (eickhoff kommunikation) (tB).

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