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Handekzeme richtig behandeln – neue DDG-Leitlinie zum Management von Handekzemen
Berlin (19. März 2009) – Im Rahmen der Pressekonferenz „Handekzeme richtig behandeln – neue DDG-Leitlinie zum Management von Handekzemen“ stellte Prof. Thomas Diepgen aus Heidelberg die neue Leitlinie zum Management von Handekzemen vor. Handekzeme zählen zu den häufigsten Hauterkrankungen, ihre Behandlung – vor allem die der schweren chronischen Ausprägungen – gestaltet sich oft sehr schwierig.
Dermatologen sind deshalb hier besonders gefordert. „Die vorliegende Leitlinie gibt Anhaltspunkte für ein möglichst evidenzbasiertes Vorgehen bei Handekzemen“, erklärte Diepgen. „Sie umfasst die Klassifikation, Diagnostik, Prävention, Therapie und Rehabilitation von Handekzemen.“
Das chronische Handekzem ist eine entzündliche, häufig rezidivierende oder anhaltende Erkrankung der Haut, die weitgehend oder ausschließlich auf die Hände begrenzt ist.
In Deutschland sind Schätzungen zufolge bis zu 10% der Bevölkerung betroffen, der Anteil an schweren chronischen Handekzemen wird auf etwa 5-7% geschätzt.
Fortschritte in der Forschung
„Die bisherige Therapie des chronischen Handekzems gliedert sich in drei Phasen“, sagte Prof. Thomas Luger aus Münster. Zunächst muss mit dem Patienten nach Verhaltensregeln gesucht werden, um den Kontakt mit dem Auslöser zu vermeiden. Bleibt die Ursache unbekannt oder ist eine Vermeidung des auslösenden Agens nicht vollständig möglich, ist eine topische antientzündliche Therapie mit Kortikosteroiden, Calcineurininhibitoren oder eine Lichttherapie notwendig. Reichen die Maßnahmen der ersten beiden Phasen nicht aus, werden bislang vor allem systemische Immunsuppressiva eingesetzt, die zum Teil erhebliche Nebenwirkungen verursachen.
Die Experten wiesen darauf hin, dass große, klinisch kontrollierte Studien zur Wirksamkeit selbst etablierter, häufig angewendeter Therapieoptionen bislang fehlen. Einzige Ausnahme bildet die sogenannte BACH-Studie (Benefit of Alitretinoin in Chronic Hand Eczema), die größte randomisierte und kontrollierte Studie, die bisher zum chronischen Handekzem durchgeführt wurde. In dieser Untersuchung, in die mehr als 1.000 Patienten eingeschlossen waren, wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Wirkstoffs Alitretinoin nachgewiesen.
„Für die DDG stellt die Entwicklung von Alitretinoin einen wesentlichen Fortschritt für eine effektive und evidenzbasierte Therapie des schweren chronischen und refraktären Handekzems dar“, betonte Luger.
Bedeutung und Krankheitslast
„Handekzeme haben eine hohe gesundheitsökonomische und sozialmedizinische Bedeutung“, erklärte Prof. Peter Elsner aus Jena. Hautkrankheiten stehen seit Jahren an der Spitze aller angezeigten Berufskrankheiten. Einige Berufsgruppen wie zum Beispiel Friseure, Bäcker oder Floristen sind besonders gefährdet. Für die Patienten bedeutet ihre Erkrankung einen erheblichen Verlust an Lebensqualität.
Die schmerzhaften Rhagaden, Fissuren und Erosionen schränken sie in ihren manuellen Tätigkeiten ein. Zudem verursacht der Juckreiz bei den Patienten Stress und Schlaflosigkeit, belastet aber auch deren Angehörige. Darüber hinaus führt die Erkrankung zu einer gravierenden psychischen Belastung: Häufig leiden die Betroffenen unter Schamgefühlen, einem geringen Selbstvertrauen, sozialen Ängsten oder Phobien. Viele von ihnen ziehen sich vollkommen zurück.
Die Therapie dieser schweren Erkrankung stellt hohe Anforderungen an den Dermatologen. „Eine Hilfestellung für den Hautarzt bei Diagnose, Therapie und Prävention in Form einer DDG-Leitlinie war damit erforderlich“, sagte Elsner.
Handekzeme in der Praxis
Die Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen erschweren dem Hautarzt vielfach den Erhalt bestimmter Qualitätsstandards bei der Behandlung chronischer Handekzeme. Viele Leistungen werden heute nicht mehr kostendeckend honoriert. „Die dramatische Unterfinanzierung der ambulanten fachärztlichen Versorgung und allen voran der hautärztlichen Versorgung gefährdet die Gesundheit unserer Patienten“, sagte Dr. Klaus Fritz aus Landau.
Diagnose, Therapie und Prävention von beruflich bedingten Handekzemen werden in der Regel über die Berufsgenossenschaften abgerechnet. Hierzu ist aber die Einleitung eines Hautarztverfahrens notwendig. Die neue Leitlinie dient dem Hautarzt auch als Argumentationsgrundlage für die Initiierung dieses Verfahrens.
Abbildungen
Bild 1: Atopisches Palmarekzem.
Bild 2: Detail irritatives Kontaktekzem bei Atopie.
Bild 3: Hyperkeratotisch-rhagadiformes Palmarekzem.
Bild 4: Irritatives Kontaktekzem der Fingerkuppen.
Bild 5: Kumulativ-subtoxisches Kontaktekzem. Alle Photos: Universitätsklinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Dermatologie und Allergologie.
Bild 6: Diagnostik bei Handekzemen.
Bild 7: Stufenweise Therapie bei Handekzemen entsprechend des Schweregrads.
Download
Abstract Referat Prof. Dr. Thomas Luger zum Thema "Chronisches Handekzem: Klinische Bilder und Fortschritte der Forschung aus Sicht der Fachgesellschaft":
Abstract Prof. T. Luger.pdf (54.59 KB)
Abstract Referat Prof. Dr. Peter Elsner zum Thema "Bedeutung und Krankheitslast des handekzems in Deutschland":
Abstract Prof. P. Elsner.pdf (64.26 KB)
Abstract Referat Prof. Dr. Thomas Diepgen zum Thema "DDG-Leitlinie: Management von Handekzemen":
Abstract Prof. T. Diepgen.pdf (51.17 KB)
Abstract Referat Dr. Klaus Fritz zum Thema "Handekzeme in der Praxis":
Abstract Dr. K. Fritz.pdf (57.31 KB)
Quelle: Pressekonferenz der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) zum Thema „Handekzeme richtig behandeln – neue DDG-Leitlinie zum Management von Handekzemen“ am 19.03.2009 in Berlin (MWO) (tB).