PFLEGE
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
Harninkontinenz geriatrischer Patienten
Herausforderung für Ärzte und Patienten
München (16. September 2014) – Für die Versorgung älterer Menschen die an einer Harninkontinenz leiden, gibt es kein Patentrezept. Urologen, Gynäkologen, Internisten und Neurologen müssen eng zusammenarbeiten, um den Patienten zu helfen. „Die Harninkontinenz beim geriatrischen Patienten ist ein klassisches geriatrisches Syndrom, das nur interdisziplinär optimal behandelt werden kann“, erläutert Priv. Doz. Dr. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologie am Evangelischen Krankenhaus Witten.
Als Leiter der interdisziplinären Arbeitsgruppe Harninkontinenz der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) diskutiert er auf dem Jahreskongress der Fachgesellschaft Ende September neue Behandlungsmöglichkeiten und zukunftsweisende Ansätze. Ebenfalls stellt die Arbeitsgruppe die aktualisierte und komplett überarbeitete Leitlinie „Harninkontinenz“ vor. „Der Geriater sollte die Rolle eines Koordinators einnehmen das Know-How anderer Fachdisziplinen kennen und nutzen“, so Wiedemann. Wichtig sei dabei, dass er neben der körperlichen auch die psychische und soziale Dimension der Harninkontinenz im Auge behalte.
Die Mitarbeit der Patienten ist wichtig
Die Leitlinie betont, dass neben geeigneten Arzneimitteln auch Verhaltensänderungen eine Harninkontinenz verbessern können. Dazu gehören unter anderem Gewichtsreduktion, weniger Kaffee und aufhören zu Rauchen. Oft können Ärzte und Patienten auch die Diuretika-Therapie optimieren, damit die Patienten nicht mehr so häufig zur Toilette müssen. Möglichkeiten dazu sind zum Beispiel die Gabe retardierter Präparate oder eine Dosisreduktion.
Aktualisierte S2-Leitlinie zur Arzneimitteltherapie der Harninkontinenz
Dr. Klaus Becher, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation am HELIOS Hanseklinikum Stralsund, stellt einige Details aus der aktualisierten Leitlinie vor:
Seit einigen Jahren neu auf dem Markt sind die Substanzen Fesoterodin und Silodosin. Der Muskarinrezeptor-Antagonist Fesoterodin stellt eine Option für die Behandlung einer überaktiven Blase bei geriatrischen Patienten dar. „Günstig ist die geringe Lipophilie des Fesoteridin, die dazu führt, dass es die Blut-Hirn-Schranke kaum überwindet. Das ist bei geriatrischen Patienten besonders wichtig, um kognitive Verschlechterungen zu vermeiden“, so Becher.
Silodosin ist ein Alpha-1A-Adrenorezeptor-Antagonist (kurz: Alpha-Blocker) zur symptomatischen Behandlung der benignen Prosatahypertrophie. Der überwiegend selektive 1A-Blocker bindet nur in geringem Ausmaß an die kardiovaskulären 1B-Rezeptoren, so dass es nur selten zu orthostatischen Nebenwirkungen kommt. „Auch dies ist bei geriatrischen Patienten besonders von Vorteil, um Schwindel und nachfolgende Stürze zu vermeiden“, betont der Geriater.
Botulinumtoxin findet Einsatz bei neurogenen Blasenstörungen wie neurogener Detrusorüberaktivität und neurogener Blasenfehlfunktion. Das Toxin wird an verschiedenen Stellen in die Blasenmuskulatur injiziert und führt dort zu einer vorübergehenden Dämpfung der Detrusorkontraktilität. So kann die Blase mehr Urin über einen längeren Zeitraum speichern. Davon profitieren im geriatrischen Bereich etwa Parkinson-Patienten. „Ein großer Vorteil für geriatrische Patienten sind die fehlenden Nebenwirkungen im zentralen Nervensystem“, so die Bewertung der DGG-Arbeitsgruppe.
Glycosaminoglycanersatz: Glycosaminoglycane stellen eine Schutzschicht an der inneren Oberfläche der Blase dar gegen Bakterien, Kristalle oder andere Substanzen, die im Urin vorkommen. Wenn die Schutzschicht defekt ist, kann es leichter zu Harnwegsinfekten kommen. Eine Natrium-Hyaluronat-Lösung kann zum vorübergehenden Ersatz der körpereigenen Glycosaminoglycan-Schicht an der inneren Oberfläche der Harnblase instilliert werden.
Geriatrische Methoden auch für andere Fächer wichtig
Die aktualisierte Leitlinie richtet sich auch an die Spezialisten anderer Fachdisziplinen. „Sie sollten die Besonderheiten geriatrischer Patienten kennen, beispielsweise im Hinblick auf Sturzneigung und Kognition“, betont Wiedemann. Beispielsweise könne es Sinn machen, vor geplanten urologischen Operationen ein geriatrisches Assessment durchzuführen. Dies könne die Entscheidung für oder gegen einen operativen Eingriff beeinflussen.
-
Auftaktveranstaltung der DGG
Über das Thema „Zukunftsvision Uro-Geriatrie“ spricht Priv. Doz. Dr. Andreas Wiedemann während des Auftaktsymposiums der DGG am Mittwoch, den 24. September 2014, von 12:45 bis 14:00 Uhr im Rahmen des 26. Deutschen Geriatriekongresses vom 24. bis 27. September in Halle.
-
-Symposium der AG-Inkontinenz der DGG in Halle
Die aktualisierte S2-Leitlinie ist Thema auf einem Symposium der Arbeitsgruppe Inkontinenz am Freitag, den 26. September 2014, von 8:00 bis 9:30 Uhr.
Weitere Informationen
Die aktualisierte S2-Leitlinie ist voraussichtlich ab dem 24.09. über die Webseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) einzusehen sowie auf der Website der DGG.
Der Arbeitsgruppe Inkontinenz der DGG gehören an: Dr. Klaus Becher (Helios Hanseklinikum Stralsund), Dr. Nicole Büntig (Klinikum Braunschweig), Dr. Barbara Bojack (Ärztin für Urologie, Gießen), Dr. Sigrid Ege (Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart), Dr. Martin Hatzinger (Markuskrankenhaus Frankfurt), Univ.-Prof. Dr. Ruth Kirschner-Hermanns (Universitätsklinikum Bonn), Priv.-Doz. Dr. Mathias Pfisterer (Agaplesion Elisabethenstift Darmstadt), Priv.-Doz. Dr. Andreas Wiedemann (Evangelisches Krankenhaus Witten).
Quelle. Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG), 16.09.2014 (tB) Thomas Backe