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Hepatitis-E-Viren überleben im Ejakulat chronisch-infizierter Patienten
Braunschweig (16. Februar 2021) — Hepatitis E ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit der Leber. Sie wird durch das Hepatitis-E-Virus (HEV) verursacht und heilt in den meisten Fällen von selbst aus. Bei Patienten, deren Immunsystem beispielsweise wegen einer Transplantation gedrosselt wurde, kann die HEV-Infektion jedoch chronisch verlaufen und bereits nach wenigen Jahren zu einer Leberzirrhose führen. Die DZIF-Wissenschaftler Privatdozent Dr. Sven Pischke und Dr. Thomas Horvatits vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) machten in der Klinik bei genau diesen chronisch-infizierten Patienten eine Beobachtung: Trotz antiviraler Therapie und zunächst sinkender Virus-Konzentration im Blut wurde die Virushepatitis E wieder reaktiviert. Der Frage, warum das so ist, gingen Sven Pischke, Thomas Horvatits und ihr Team in Kooperation mit Prof. Dr. Eike Steinmann (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Reimar Johne (Bundesamt für Risikobewertung) und Kollegen nun in einer im Journal of Hepatology veröffentlichten Pilotstudie nach und fanden heraus, dass Hepatitis-E-Viren bei chronisch Infizierten im Ejakulat viel länger überdauern als im Serum.
Dazu untersuchten Pischke und Horvatits in ihrer Studie mittels Elektronenmikroskopie, Polymerase-Kettenreaktion, Dichtezentrifugation und Genomsequenzierung das Blut, den Urin, den Stuhl und das Ejakulat von insgesamt neun Hepatitis-E-Patienten: darunter drei immunsupprimierte Patienten mit einer chronischen Virushepatitis E und sechs weitere Probanden mit einem intakten Immunsystem und einer akuten Hepatitis-E-Infektion. Bei zwei der drei chronisch-infizierten Patienten fand sich im Ejakulat eine erheblich höhere Viruslast als im Blut. Unter Therapie mit dem antiviralen Medikament Ribavirin konnten keine Hepatitis-E-Viren mehr im Blut nachgewiesen werden, im Ejakulat hingegen schon. Im weiteren Verlauf stieg die Viruslast in Serum, Ejakulat und Stuhl wieder rapide an – ein möglicher Hinweis auf eine den ganzen Körper betreffende Reaktivierung der Hepatitis-E-Infektion. Im Gegensatz dazu befand sich bei keinem der sechs immunkompetenten Patienten mit einer akuten Hepatitis E das HEV im Ejakulat, einem möglichen Virusreservoir.
„Die Evolution hat hervorgebracht, dass die Blut-Hoden-Schranke für Zellen des Immunsystems und Schadstoffe undurchlässig ist“, erklärt Sven Pischke. „Wenn sich Patienten mit geschwächter Immunabwehr mit Hepatitis E infizieren, kann das Virus die Schranke ungehindert passieren und in den männlichen Keimdrüsen verweilen. In diesem Fall ist die Blut-Hoden-Schranke von Nachteil für die Patienten, denn Immunzellen können nicht in die Hoden vordringen, um die Krankheitserreger dort zu bekämpfen“, so Pischke weiter.
Ist eine Hepatitis-E-Infektion auch sexuell übertragbar?
Normalerweise erfolgt die Übertragung der Hepatitis-E-Infektion durch kontaminiertes Wasser oder durch verunreinigte Lebensmittel, z. B. über den Verzehr von unzureichend gegartem Schweine- oder Wildfleisch. Ob chronisch-infizierte Hepatitis-E-Patienten über das Ejakulat auch infektiös für ihre Sexualpartnerinnen oder -partner sind, soll in weiteren Studien im Tiermodell getestet werden. Bis das geklärt ist, wird das Ejakulat von Hepatitis-E-Patienten in der Klinik getestet.
Die aktuelle Studie wurde im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (PD Dr. Pischke) und an der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Steinmann) durchgeführt. Dr. Thomas Horvatits wird aktuell durch ein DZIF-Clinical-Leave-Stipendium gefördert. PD Dr. Sven Pischke ist zudem Stipendiat der Else Kröner-Fresenius-Stiftung.
Originalpublikation
- Horvatits T, Wißmann JE, Johne R, Groschup MH, Gadicherla AK, Wiesch JSz, Eiden M, Todt D, Reimer R, Dähnert L, Schöbel A, Horvatits K, Lübke R, Wolschke C, Ayuk F, Rybczynski M, Lohse AW, Addo MM, Herker E, Lütgehetmann M, Steinmann E, Pischke S, Hepatitis E virus persists in the ejaculate of chronically infected men Journal of Hepatology (2021), article in press,
doi: https://doi.org/10.1016/j.jhep.2020.12.030.
Abb.: Hepatitis-E-Virus (HEV) im Ejakulat eines chronischen HEV-Patienten. Der Pfeil zeigt auf einen Goldpartikel, der am Virus gebunden hat. Photo- und Copyright: Gadicherla und Johne, BfR, 2020
Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung, 16.02.2021 (tB).
Schlagwörter: Hepatitis, Hepatitis E, Infektiologie, Sexualität