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HIV-Therapie
Stribild®: Erstes Integrase-Inhibitorbasiertes Single-Tablet-Regimen eingeführt
Innsbruck, Österreich (13. Juni 2013) – Am 28. Mai 2013 hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA Stribild® – das erste Integrase-Inhibitor-basierte Single-Tablet-Regimen (STR) mit Truvada®-Backbone – für die Behandlung einer HIV-1-Infektion bei Erwachsenen zugelassen, die nicht antiretroviral vorbehandelt sind oder bei denen das Virus keine Mutationen aufweist, die bekanntermaßen mit Resistenzen gegen einen der drei antiretroviralen Wirkstoffe assoziiert sind.1 Ab 17. Juni ist das Arzneimittel in Deutschland verfügbar. Auf der Einführungs-Pressekonferenz, die im Rahmen des 6. Deutsch-Österreichischen AIDS Kongresses (DÖAK) in Innsbruck stattfand, unterstrichen die Experten die effektive antiretrovirale Wirkung, die gute Verträglichkeit sowie die bevorzugte Formulierung als STR, die die Adhärenz optimiert und so zu verbessertem Therapieerfolg beitragen kann.2,3
In Deutschland leben derzeit etwa 73.000 Menschen mit HIV/Aids, die Zahl der Neuerkrankungen lag 2011 bei 2.700.4 „Zur Therapie einer HIV-Infektion stehen inzwischen mehr als 20 Arzneimittel zur Verfügung, aufgrund der Resistenzproblematik des HI-Virus sowie der Nebenwirkungen einiger Substanzen ist jedoch die Entwicklung weiterer Wirkstoffe nötig. Derzeit modernste Klasse antiretroviraler Substanzen ist die der Integrase-Inhibitoren“, erklärte Professor Dr. Georg M. N. Behrens, Hannover.
Integrase-Inhibitoren – hohe Effektivität und gute Verträglichkeit
Integrase-Inhibitoren hemmen die Einbindung des HIV-Genoms in die Wirts-DNA und blockieren so die Replikation des Virus. Behrens betonte: „Charakteristisch für Integrase-Inhibitoren sind vor allem die schnelle und effektive Wirkung sowie die gute Verträglichkeit.“ Jüngste Daten einer von Molina et al. publizierten Studie zeigen, dass der neue Integrase-Inhibitor Elvitegravir bei einmal täglicher Gabe ebenso effektiv ist wie das bisher verfügbare Raltegravir.5 Dies ermöglichte die Entwicklung von Stribild® – dem ersten Integrase-Inhibitor-basierten STR, einer vollständigen antiretroviralen Therapie (ART) in einer einzigen Tablette, die nur einmal am Tag eingenommen wird.
Stribild® enthält neben dem bewährten First-Line-Backbone FTC/TDF (Emtricitabin/Tenofovirdisoproxilfumarat) den Integrase-Inhibitor Elvitegravir (EVG) und Cobicistat (COBI), einen Hemmstoff des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP3A, der als Booster für Elvitegravir wirkt, aber keine eigene antivirale Aktivität besitzt.6
Zulassungsstudien belegen schnelle und gute Effektivität
Professor Dr. Jürgen Rockstroh, Bonn, präsentierte die beiden Zulassungsstudien (GS-102 und GS-103),2,3 in denen Stribild® mit zwei anderen empfohlenen First-Line-Regimen verglichen wurde – dem STR Atripla® (Efavirenz/FTC/TDF) und Reyataz® Atazanvir/Ritonavir (ATV/RTV) plus Truvada® (FTC/TDF). In die beiden randomisierten, doppelblinden, aktiv kontrollierten Phase-III-Studien wurden jeweils 700 nicht vorbehandelte Patienten eingeschlossen. Primärer Studienendpunkt war die Nicht-Unterlegenheit von Stribild® gegenüber den Vergleichsregimen (Nachweis über den Anteil an Patienten mit einer Viruslast unter der Nachweisgrenze von 50 Kopien/ml).
Nach 48 Wochen erreichten in der FDA-Snapshot-Analyse der Studie GS-102 unter Atripla® 84% der Patienten eine Viruslast < 50 Kopien/ml, unter Stribild® waren es 88 Prozent.2 In der Studie GS-103 erreichten 87% der ATV/RTV/FTC/TDF-Patienten nach 48 Wochen dieses Therapieziel, unter Stribild® 90%.3 „Die virologische Wirksamkeit von Stribild® ist auch im „Stresstest“ bei hoher Viruslast und allen CD4-Ausgangswerten nachweisbar“, betonte Rockstroh. So zeigt die integrierte Analyse beider Studien nach 96 Wochen keine Unterschiede in der Effektivität zwischen den drei Therapieregimen in Bezug auf Viruslast und CD4-Zellzahl zu Studienbeginn.7
Die Wirkung von Stribild® setzte außerdem besonders schnell ein – bereits nach vier Wochen erreichten in den Zulassungsstudien 60% der Patienten eine Viruslast unter der Nachweisgrenze.7
In allen Studien wurde das Integrase-Inhibitor-STR gut vertragen, häufigste Nebenwirkung sind Rockstroh zufolge gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit und Diarrhö, die jedoch überwiegend gering in der Intensität waren und in der Regel innerhalb der ersten zwei Wochen abklingen.2,3 Zu beachten ist, dass die CYP450-Hemmung von COBI bei einer Co-Medikation, die über das gleiche Enzymsystem metabolisiert wird, zu erhöhten Plasmakonzentrationen führen kann. COBI hemmt außerdem die tubuläre Kreatininsekretion und führt dadurch zu einem klinisch nicht relevanten erhöhten Serumkreatinin-Spiegel.8
STR: verbesserte Adhärenz – verbessertes klinisches Outcome
„Voraussetzung für eine erfolgreiche ART ist die regelmäßige Einnahme aller antiretroviralen Arzneimittel. STR können dem Patienten diese unverzichtbare hohe Adhärenz erleichtern, zu einer höheren virologischen und immunologischen Wirksamkeit und damit zu einer geringeren Morbidität führen,“ betonte Assistenz-Professor Dr. Armin Rieger, Wien, Österreich.
In einer retrospektiven Analyse war der Anteil an Patienten, die unter einem STR eine Adhärenz von mehr als 90% erreichen, signifikant höher als unter anderen ART-Regimen (p<0,001).9 Eine verbesserte Therapietreue war wiederum mit einer geringeren Viruslast assoziiert: Von Patienten, die im Follow-up zweier großer randomisierter Studien (n=540) viermal von einer 100-%igen Adhärenz berichteten, hatten mehr als 70% eine Viruslast unter der Nachweisgrenze. Dieses Therapieziel erreichten jedoch nur 35% der Patienten, die im Beobachtungszeitraum von zwölf Monaten nur einmal von einer 100-%igen Adhärenz berichteten.10
Eine partielle Nicht-Adhärenz (es werden nicht alle Bestandteile der verordneten Medikation korrekt eingenommen) konnten Cohen et al. bei 7% der Patienten unter NNRTI, 20% unter einem geboosteten Protease-Inhibitor und 11% unter Raltegravir nachweisen. Da diese Form der Nicht-Adhärenz unter einem STR nicht möglich ist, erreichen die STRPatienten signifikant mehr Tage unter einer kompletten Therapie (p<0,0001). Die damit einhergehende größere Therapietreue schlägt sich in einer signifikant niedrigeren Hospitalisierungsrate nieder (p<0,0001).11
Professor Dr. Jürgen Rockstroh, Bonn, betonte abschließend: „Die Europäischen Leitlinien empfehlen heute bei Menschen mit einer HIV-Infektion in früheren Erkrankungsstadien eine antiretrovirale Therapie zu beginnen, als dies in älteren Empfehlungen der Fall war. Für diese über Jahrzehnte laufende Behandlung ist es entscheidend, dass neue vereinfachte Therapieoptionen verfügbar werden. Stribild® wird HIV-Behandlern in Deutschland eine effektive, verträgliche und bequeme Therapieoption für ihre Patienten an die Hand geben.“
Stand: Juni 2013
Referenzen
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Fachinformation Stribild®, Stand Mai 2013
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Zolopa A et al., J Acquir Immune Defic Syndr 2013;63(1):96-100
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Rockstroh J et al. J Acquir Immune Defic Syndr 2013;63(1):483-486
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UNAIDS. Global AIDS Response Progress Report: Germany 2012
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Molina JM et al., Lancet Infect Dis 2012, 12:27–35
-
Mathias AA et al., Clin Pharmacol Ther 2010, 87:322–329
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Zolopa A et al., 20th Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections 2013, Atlanta/Georgia/USA, #553
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Sax P et al., Lancet 2012, 379:2439–2448
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Vera J et al., 11th International Congress on Drug Therapy in HIV Infection, Glasgow/UK, P005
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Mannheimer S et al., Clin Infect Dis 2002, 34:1115–1121
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Cohen C et al., 52nd Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy 2012, San Francisco/California/USA, #H-211