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Kontinuierliche Temperaturkontrolle im Tumorgewebe

Hyperthermie verbessert Heilungserfolge bei Kindern mit bösartigen Keimzelltumoren

 

Düsseldorf (10. Juli 2013) – In der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet Oncology“ haben PD Dr. Rüdiger Wessalowski, Klinik für Kinder-Onkologie, – Hämatologie und Klinische Immunologie des Universitätsklinikums Düsseldorf, und Ko-Autoren aktuell eine Studie zur Wirksamkeit von Hyperthermie, einer gezielten Überwärmung von Tumorgewebe, bei bösartigen Keimzelltumoren von Kindern veröffentlicht. Untersucht wurden ausschließlich Patienten, die schlecht auf die Erstbehandlung durch Chemotherapie ansprechen oder Rückfälle ihrer Erkrankung erlitten hatten. Für diese Gruppe von Patienten erweist sich die zusätzliche Hyperthermie als Behandlungsoption, das konnten die Mediziner nun nachweisen, die die Heilungschancen dieser Patienten erheblich verbessert.

 

Keimzelltumoren betreffen mit über 50 Prozent Kinder in einem sehr jungen Alter zwischen ein und vier Jahren. Es sind mit drei bis vier Prozent aller bösartigen Erkrankungen seltene Tumoren im Kindesalter, deren Heilungschancen in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert werden konnten. Dennoch gibt es leider eine Gruppe von Patienten, denen bisher nicht in ausreichendem Maß geholfen werden konnte: Ihre Tumoren sprechen schlecht auf die initiale Chemotherapie an bzw. es treten wiederkehrende Tumoren auf. 44 solcher Patienten haben PD Dr. Rüdiger Wessalowski und Ko-Autoren in der Klinik für Kinder-Onkologie, – Hämatologie und Klinischer Immunologie des Universitätsklinikums Düsseldorf mit regionaler Tiefenhyperthermie behandelt. Die Studie startete 1994 mit dem ersten Patienten. Bei 72 Prozent dieser Patienten ließ sich eine Heilung erzielen. In der Fachliteratur wird bei vergleichbaren Patientengruppen von 30 bis 40 Prozent Heilung bei einer weiteren Chemotherapie ohne zusätzliche Hyperthermie berichtet.

Die Hyperthermie ist Teil einer Kombinationstherapie und wird neben der operativen Tumorentfernung immer zusammen mit anderen Komponenten der Krebstherapie – Chemotherapie und / oder Bestrahlung – eingesetzt. Sie intensiviert deren Wirksamkeit, verfügt aber auch über eine eigene zerstörende Wirkung auf das Tumorgewebe durch gezielte Überwärmung auf 41 bis 43 Grad Celsius. Die 44 Patienten, die an der Studie teilnahmen, erhielten die gleichen Chemotherapie-Medikamente unter der Hyperthermie wie bei der Erstbehandlung. In der untersuchten Patientengruppe mit Rückfällen und resistenten Erkrankungen (schlechtes Ansprechen = poor responder) bösartiger Keimzelltumoren konnte in 86 Prozent der Fälle ein Ansprechen durch die zusätzliche Tiefenhyperthermie nachgewiesen werden. Bei frühzeitigem Einsatz der Hyperthermie wurden mit 80 Prozent Heilung noch bessere Ergebnisse erzielt als in der Gesamtgruppe.

„Diese von uns entwickelte Methode mit kontinuierlicher Temperaturkontrolle im Tumorgewebe gewährleistet eine sichere Behandlung und ist als Methode, vorausgesetzt die medizintechnische Infrastruktur ist vorhanden, in Zukunft auch auf andere Zentren übertragbar“, erklärt Rüdiger Wessalowski. Die Wissenschaftler hoffen nun, dass diese Hyperthermie-Studie Modellcharakter auch für andere Tumorerkrankungen im Kindesalter haben kann. Es bedürfe weiterer klinischer Studien, um dieser Annahme nachzugehen, so Wessalowski.

Die Entwicklung dieser Methode in Düsseldorf wurde maßgeblich gefördert von der Deutschen Krebshilfe e.V., Bonn, der Elterninitiative Kinderkrebsklinik e.V., der Barbara und Hubertus-Trettnerstiftung und dem Marie Quendt Fond.

 

Originalveröffentlichung: www.thelancet.com/oncology, Online First, Juli 2013: http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(13)70271-7/abstract

 

 

Weitere Informationen

 

 


 

Quelle: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 10.07.2013 (tB).

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