Im Fokus

COVID-19 als Berufskrankheit oder anerkannter Arbeitsunfall

 

Chemnitz (26. Mai 2021) — Welche Langzeitfolgen verursacht COVID-19 mit Blick auf die berufliche Leistungsfähigkeit von Patientinnen und Patienten und welche Auswirkungen ergeben sich daraus für das stationäre Heilverfahren und das Reha-Management? Dies sind die zentralen Fragen eines Forschungsprojektes, das an der Professur Sozialwissenschaftliche Perspektiven von Sport, Bewegung und Gesundheitsförderung der Technischen Universität Chemnitz im Mai 2021 startete. Das Projekt wird von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (DGUV) mit etwa 430.000 Euro über einen Zeitraum von 30 Monaten finanziert. Die BG Klinik für Berufskrankheiten in Bad Reichenhall unterstützt die Langzeitstudie.

„Eine Erkrankung mit COVID-19 wird bereits unter bestimmten Voraussetzungen als Versicherungsfall der gesetzlichen Unfallversicherung anerkannt“, sagt Projektleiterin Dr. Katrin Müller vom Arbeitsbereich Psychologische Perspektiven der TU Chemnitz. Seit Beginn der Pandemie erhielten die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung zunehmend Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit sowie Arbeitsunfallmeldungen im Zusammenhang mit COVID-19, allein bis 30. April 2021 wurden nach Angaben der DGUV 71.273 Berufskrankheiten im Zusammenhang mit COVID-19 anerkannt. Aufgrund ihrer Berufstätigkeit besonders gefährdet für eine Infektion sind Beschäftigte im Gesundheitsdienst, zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger sowie Beschäftigte in der Wohlfahrtspflege oder in Laboratorien. „Der Verlauf von COVID-19 ist sehr vielfältig, unspezifisch und variabel in der Ausprägung der Erkrankungsschwere sowie der auftretenden Symptomatik mit teilweise schweren und kritischen Verläufen. Unklar ist bisher, welche Folgeerkrankungen und Langzeiteffekte COVID-19 auf die physische und psychische Gesundheit sowie Arbeitsfähigkeit bewirkt und ob krankheitsbedingte Einschränkungen dauerhaft sind“, berichtet die Chemnitzer Wissenschaftlerin. Nach bisherigen Erkenntnissen seien beispielsweise Erschöpfung, Kopfschmerzen oder Aufmerksamkeitsdefizite typische anhaltende Symptome bei Long-COVID-Erkrankten.

Im Chemnitzer Forschungsprojekt „Auswirkungen von COVID-19 als BK-Nr. 3101 oder anerkannter Arbeitsunfall auf die körperliche Belastbarkeit, psychische Gesundheit und Arbeitsfähigkeit – ein Beitrag zur Handlungssicherheit im Reha-Management“ werden Patientinnen und Patienten nach dem Abschluss der Akutphase einer COVID-19-Erkrankung im Rahmen einer Langzeitstudie beobachtet. Im Mittelpunkt stehen dabei mindestens 115 Personen, die aufgrund ihrer berufsbedingten Erkrankung ein stationäres Heilverfahren an der BG Klinik für Berufskrankheiten in Bad Reichenhall seitens der Unfallversicherungsträger genehmigt bekommen haben.

„Zu vier Messzeitpunkten werden mittels standardisierter Untersuchungsverfahren die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 als Berufskrankheit oder anerkannter Arbeitsunfall auf die körperliche Belastbarkeit, psychische Gesundheit und Arbeitsfähigkeit erfasst“, sagt Müller. Zudem solle untersucht werden, ob bei den Probandinnen und Probanden in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen und beruflicher Tätigkeit unterschiedliche Auswirkungen nachweisbar sind. Gleichzeitig dienen die Ergebnisse dazu, potentielle Zusammenhänge von COVID-19 mit körperlicher sowie psychischer Funktionsfähigkeit und Arbeitsfähigkeit zu verstehen. Außerdem werden Besonderheiten bei der Umsetzung eines stationären Heilverfahrens für Patientinnen und Patienten mit COVID-19 als Berufskrankheit oder anerkannter Arbeitsunfall dokumentiert. Aufgrund der Erkenntnisse sollen Hinweise zur Handlungssicherheit im Reha-Management, u. a. mit dem Ziel der Aufrechterhaltung der Gesundheit sowie beruflichen und sozialen Teilhabe, abgeleitet werden, um den Versorgungsprozess für Patientinnen und Patienten zu optimieren.

 

 


Quelle: Technische Universität Chemnitz, 26.05.2021 (tB).

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