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Infektionsmanagement nach Operationen
Im Klinikbereich sind hochwirksame Antibiotika gefragt – von der Divertikulitis bis hin zur Sepsis
München (3. Mai 2007) – Ein effektives Infektionsmanagement setzt bei intraabdominellen Infektionen ein hochwirksames Antibiotikum mit raschem Wirkeintritt und einfachem Handling voraus. Für die Behandlung bietet sich in vielen Bereichen Moxifloxacin an. Der Wirkstoff ist zuverlässig gegen grampositive und gramnegative Erreger sowie gegen Anaerobier wirksam. Er hat sich in klinischen Studien als ebenbürtige Alternative zu den bislang üblicherweise eingesetzten Wirkstoffkombinationen bei intraabdominellen Infektionen erwiesen. Auch bei der Sepsis könnte Moxifloxacin ein wichtiger Stellenwert zukommen, da mehr als 60 Prozent der Infektionen respiratorischen Ursprungs sind.
Es sind im Wesentlichen zwei Bereiche, in denen Antibiotika in der Klinik eine zentrale Rolle spielen: Zum einen sind hochwirksame Substanzen gefragt, wenn es darum geht, Infektionen des Patienten rasch und effizient zu behandeln und das von der Appendizitis über die Divertikulitis und die Peritonitis bis hin zur Sepsis.
Zum anderen sind Antibiotika nach Professor Dr. Petra Gastmeier, Hannover, auch bedeutsam, um Wundinfektionen vorzubeugen, welche jährlich in Deutschland Schätzungen zufolge Kosten von rund vier bis fünf Milliarden Euro verursachen.
Konsequentere perioperative Antibiotikaprophylaxe gefordert
Die Häufigkeit von Wundinfektionen schwankt nach den KISS-Daten (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System, eine Erhebung in 400 Kliniken) je nach Eingriff zwischen knapp einem und rund fünf Prozent. Nicht konsequent genug genutzt werden derzeit nach Gastmeier die Möglichkeiten der Prävention von Wundinfektionen. Das gilt vor allem für die perioperative Antibiotikaprophylaxe, die auch bei größeren Eingriffen wie etwa kolorektalen Operationen oder der Implantation von Hüftendoprothesen noch nicht in allen Kliniken Routine ist, und die zudem nicht immer adäquat erfolgt. „Das Antibiotikum muss zum richtigen Zeitpunkt gegeben werden, also etwa 120 bis 30 Minuten vor dem Schnitt“, erklärte Frau Gastmeier bei einem Satellitensymposium von Bayer Vital beim 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München.
Als sinnvolle und effektive Maßnahme zur Prophylaxe von Wundinfektionen nannte die Medizinerin ferner das Entfernen von Haaren im Operationsbereich durch Clipper oder durch eine chemische Enthaarung. Auch die präoperative Eradikation von MRSA-Keimen durch Mupirocin-Nasensalbe bei Patienten, bei denen dieser Erreger nachgewiesen wurde, hält Frau Gastmeier für sinnvoll.
Wenig Erfolg versprechend ist dagegen die Ausstattung aller OPs mit raumlufttechnischen Anlagen in der Vorstellung, dies diene der Infektions-prophylaxe. Auch die Bedeutung von Waschungen und Desinfektionen der Hände vor Operationen wird nach Gastmeier oft überschätzt. So ist es nach ihren Aussagen durchaus ausreichend, wenn die Hände etwa eineinhalb Minuten lang desinfiziert werden. Nicht vernachlässigt werden darf hingegen die Händedesinfektion des Klinikpersonals bei der Betreuung der Patienten auf der Intensiv- und Normalstation, da sonst die Gefahr der Verbreitung multiresistenter Erreger besteht.
Keinen Effekt auf das Risiko von Wundinfektionen hat nach Gastmeier das Baden oder Duschen des Patienten mit Antiseptika vor dem Eingriff oder die generelle Trennung von septischem und aseptischem Operationssaal.
Moxifloxacin – hocheffektive Alternative bei intraabdominellen Infektionen
Eindeutig indiziert ist die Behandlung mit hochwirksamen Antibiotika nach Professor Dr. Ferdinand Köckerling, Hannover, nach der Herdsanierung bei intraabdominellen Infektionen wie der Appendizitis, der Divertikulitis, der Cholezystitis oder der Peritonitis. Die Behandlung muss als kalkulierte Therapie erfolgen, da der verursachende Erreger in aller Regel nicht bekannt ist. Konkret bedeutet dies nach Köckerling, dass ein Wirkstoff mit breitem Wirkspektrum zu wählen ist, so dass möglichst alle in Frage kommenden Erreger erfasst werden. Wichtig sind ferner eine hohe Effektivität, ein rascher Wirkeintritt und eine möglichst einfache Handhabung und niedrige Applikations-Frequenz, um auch auf Intensivstationen das Behandlungsschema einfach zu halten. Deshalb ist nach Köckerling auch der Monotherapie gegenüber einer Wirkstoff-Kombination der Vorzug zu geben.
Als effektive und einfach zu handhabende Alternative zu der bisherigen Standardtherapie bei der Behandlung intraabdomineller Infektionen nannte der Mediziner Moxifloxacin (Avalox®). Das Chinolon ist nach seinen Worten hochwirksam, hat einen breiten Wirkungsbereich und muss nur einmal täglich verabreicht werden. Dass Moxifloxacin als Monotherapie der Standardtherapie mindestens ebenbürtig ist, zeigt laut Köckerling eine doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie an mehr als 600 Patienten mit intraabdominellen Infektionen, die entweder mit Moxifloxacin (einmal täglich 400 mg erst i.v. später oral) oder mit Piperacillin-Tazobactam i.v. (viermal täglich) gefolgt von Amoxicillin-Clavulansäure oral (zweimal täglich) behandelt wurden. In beiden Gruppen ergab sich dabei eine vergleichbar gute klinische Wirksamkeit. Moxifloxacin ist somit den Standardantibiotika bei intraabdominellen Infektionen eine ebenbürtige Therapiealternative, die zudem den aktuellen Empfehlungen der Paul-Ehrlich-Gesellschaft (PEG) entspricht.
„Für Moxifloxacin sprechen das breite Wirkspektrum, die allgemein hohe klinische Wirksamkeit und das einfache Therapieschema mit der nur einmal täglichen Verabreichung als Monotherapie, was das Infektionsmanagement speziell auf Intensivstationen erleichtert und so mit dazu beiträgt, dass eine zuverlässige Behandlung erfolgt“, so Köckerling.
Studie prüft Moxifloxacin jetzt auch bei der Sepsis
Eine effektive Behandlungsoption stellt Moxifloxacin nach Professor Dr. Michael Quintel, Göttingen, auch bei der Sepsis dar. Diese ist Studien zufolge in 63 Prozent der Fälle respiratorischen Ursprungs. Die wichtigsten Erreger der Sepsis sind nicht MRSA sondern in erster Linie Streptokokken, Koagulase-negative Staphylokokken, Enterokokken und auch Staphylococcus aureus. Aufgrund der mit rund 50 Prozent sehr hohen Mortalität der Patienten wird laut Quintel üblicherweise eine Maximaltherapie durchgeführt und es erscheint sinnvoll, vor dem Hintergrund des oft respiratorischen Ursprungs, das Flurochinolon Moxifloxacin in das Therapiekonzept mit einzubeziehen. Denn Moxifloxacin hat sich als hochwirksam bei der Behandlung respiratorischer Infektionen erwiesen und zeichnet sich durch ein breites Wirkspektrum, das die vorwiegend grampositiven Erreger zuverlässig umfasst, sowie durch einen sehr raschen Wirkeintritt aus.
Vor allem der rasche Wirkeintritt ist ein relevantes Kriterium bei der Behandlung der Sepsis. Denn es ist gut dokumentiert, dass die Prognose der Patienten direkt davon abhängt, wie rasch eine wirksame Antibiotikatherapie erfolgt. „Je eher die Therapie einsetzt, umso besser sind die Überlebenschancen des Patienten“, betonte Quintel. Es zählt nach seinen Worten quasi jede Minute. So zeigte eine Studie von Kumar et al. dass die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten über 80 Prozent liegt, wenn innerhalb der ersten 30 Minuten nach Diagnosestellung eine effektive antibiotische Therapie gestartet wird. Die Überlebenswahrscheinlichkeit sinkt mit dem Abstand zwischen Diagnosestellung und Beginn der Antibiotikatherapie: jede Stunde Verzögerung führt zu einer Verringerung der Überlebensrate um 7,9 Prozent.
In einer kontrollierten Studie soll nun untersucht werden, inwieweit sich die Therapiechancen durch das Chinolon-Antibiotikum verbessern lassen. Bei dieser so genannten MAXSEP-Studie des Kompetenznetzes Sepsis (Sep-Net) handelt es sich um eine prospektive, randomisierte offene Multicenterstudie zum Einfluss einer empirischen antibiotischen Monotherapie mit Meropenem versus einer Kombinationstherapie mit Moxifloxacin und Meropenem auf die Organfunktion von Patienten mit schwerer Sepsis und septischem Schock. In die Studie, die derzeit anläuft, sollen rund 600 Patienten eingeschlossen werden.