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Initiative der Bertelsmann-Stiftung
„Pflege-Reservisten“ gesucht
Gütersloh (26. März 2020) — Durch die Covid-19-Pandemie kann es kurzfristig zu deutlichen Engpässen in der Gesundheitsversorgung und Pflege in Deutschland kommen. Fehlen wird es aller Voraussicht nach vor allem beim Personal. #pflegereserve möchte dazu beitragen, die Engpässe zu reduzieren. Dazu suchen wir examinierte Fachkräfte, die aktuell nicht im Pflegeberuf tätig sind, aber bereit wären und die Möglichkeit hätten, vorrübergehend einzuspringen. Diese „Pflege-Reservisten“ bringen wir mit Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zusammen, bei denen aufgrund der Pandemie besondere Personalknappheit herrscht. Die Pflegekräfte sollen abhängig von ihrer Erfahrung und ihren aktuellen Möglichkeiten eingesetzt werden – und so vor allem ihren Kollegen in der Praxis in der schwierigen Situation den Rücken freihalten.
Fragen und Antworten zum Projekt
Wie funktioniert #pflegereserve?
Auf der Plattform #pflegereserve können sich examinierte Fachkräfte aus der Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege, die aktuell nicht in einem Pflegeberuf arbeiten, registrieren und ihre Bereitschaft kundtun, während der Covid-19-Krise in einem Krankenhaus, einer Pflegeinrichtung oder einem gesondert eingerichteten Notfallkrankenhaus einzuspringen. Den Rahmen und den Umfang ihres Engagements bestimmen die Reservisten selbst. Durch die Registrierung entsteht keine Verpflichtung.
Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen wiederum können auf der Plattform ihren Bedarf anmelden und auf die registrierten Pflegekräfte zugehen. Im ersten Schritt erfassen wir die Pflegkräfte. Nach und nach erweitern wir die Website, fragen weitere Informationen bei den Pflege-Reservisten ab und laden die Versorgungseinrichtungen auf die Plattform ein. Die Erweiterungen erfolgen jeweils kurzfristig sobald wir die dafür notwendigen Klärungen vorgenommen haben.
Wer kann Pflege-Reservist werden?
Registrieren können sich alle Fachkräfte mit einem Staatsexamen bis zu einem Alter von 65 Jahren. Diese Altersbegrenzung empfehlen wir aufgrund des Risikos von Covid-19 für ältere Menschen. Wir gehen von einem grundsätzlichen Potenzial von bis zu 100.000 Pflegekräften aus, die als Reservisten tätig werden könnten. Das leiten wir unter anderem aus der sogenannten #PflegeComeBack–Studie ab, die 2018 Jahr die Bereitschaft ehemaliger Pflegekräfte für einen Wiedereinstieg in den Beruf analysiert hat.
Wie sollen die Pflege-Reservisten eingesetzt werden?
Die Reservisten sollen jeweils abhängig von ihren Vorerfahrungen, ihrer Zeit im Beruf und der Zeit seit dem Berufsausstieg eingesetzt werden. Auf #pflegereserve geben sie aus einer Liste an, welche administrativen und pflegerischen Tätigkeiten sie sich selbst zutrauen. Diese Liste entwickeln wir derzeit zusammen mit Pflegeexpertinnen. Die Reservisten werden nicht nur in der direkten Betreuung von Covid-19-Patienten eingesetzt, sondern – voraussichtlich in der Mehrzahl – die Lücken füllen, die durch Umschichtungen oder Erkrankungen beim Stammpersonal entstehen. Als Mindesteinsatzzeit in einer Klinik oder einer Einrichtung empfehlen wir 10 Tage bzw. Schichten, sodass eine kurze Einarbeitungsphase (ca. 2 Tage) und die eigentliche Tätigkeit in einem sinnvollen Verhältnis stehen.
Wie werden die Pflege-Reservisten honoriert?
Wir arbeiten derzeit an Empfehlungen für eine möglichst unbürokratische Lösung für die Honorierung der Tätigkeit. Neben einer Bezahlung durch die Versorgungseinrichtungen ist es denkbar, dass die aktuellen Arbeitgeber der Reservisten ihre Angestellten im Zuge ihres Engagements für einen bestimmten Zeitraum für den Einsatz in der Pflege freistellen, aber das Gehalt weiterbezahlen. Für Selbstständige und Menschen ohne Arbeit müssten dann andere Lösungen gefunden werden.
Welche Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen die Möglichkeit, Pflege-Reservisten einzusetzen?
Im Grundsatz haben alle Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen die Möglichkeit, Pflege-Reservisten einzusetzen. Voraussetzung ist eine besondere Belastungssituation durch die Covid-19-Pandemie. Die Versorgungseinrichtungen begründen auf der Plattform, warum sie Hilfe benötigen und gehen auf die Pflege-Reservisten zu, die aufgrund ihrer Angaben für einen Einsatz in Frage kommen.
Wie und auf welcher rechtlichen Grundlage erfolgt die Anstellung der Pflege-Reservisten?
Der Vertrag entsteht zwischen der Einrichtung und dem Pflege-Reservist. Wir arbeiten derzeit an Empfehlungen für eine rechtssicheren Lösung, die sowohl für die Reservisten als auch für die Einrichtungen tragfähig und einfach umzusetzen ist.
Viele Krankenhäuser rufen aktuell ehemalige Mitarbeiter oder Fachkräfte aus Ihrem Umfeld zur Mithilfe auf. Auch einzelne Bundesländer haben bereits Plattformen ins Leben gerufen. Wie steht #pflegereserve zu diesen Aktivitäten?
Wir verstehen uns als Plattform und wollen diese Aktivitäten bündeln und ergänzen. So verlinken wir auf entsprechende Aufrufe und Registrierungsformulare. Zudem sind wir im Gespräch mit Bundesland-Initiativen, um länderspezifische Lösungen zu integrieren oder mit unseren Mitteln zu unterstützen. Oberstes Ziel ist es, die Pflege-Reservistinnen und Pflege-Reservistinnen möglichst gezielt zu vermitteln.
Versorgungseinrichtungen, die eine eigenen Aufruf gestartet haben, können uns den Link über kontakt@pflegereserve.de mitteilen. Sie können diesen aber auch gern auf pflegereserve.de umleiten – und die Plattform für die systematische Erfassung und Ansprache von Pflegefachkräften nutzen.
Können sich auch andere Gesundheitsfachberufe über #pflegereserve für einen Einsatz während der Covid-19-Pandemie registrieren?
Wir beschränken uns bewusst auf die Pflege, um die in Frage kommenden Personengruppe gezielt ansprechen zu können und um die Organisation handhabbar zu halten. Es gibt aber andere Initiativen in diesem Kontext. Wir empfehlen zum Beispiel #match4healthcare von der Bundesvereinigung der Medizinstudierenden (bvmd).
Wer steht hinter #pflegereserve?
#pflegereserve ist eine Initiative aus der Zivilgesellschaft. Wir verstehen uns als Plattform für Akteure, die in ähnliche Richtungen denken. Betrieben wird die Plattform von der Bertelsmann Stiftung; dort wird das Projekt unter anderem organisiert von ehemaligen Berufspraktikern aus Pflege und Medizin. Es wird derzeit aktiv unterstützt von der Bundespflegkammer, den darin organisierten Landespflegekammern, dem Deutschen Pflegerat, den Brückenköpfen und der Digitalagentur u&i interact.
Was bedeutet der Name #pflegereserve?
Der Begriff Reserve steht laut Duden für „etwas, was für den Bedarfs- oder Notfall vorsorglich zurückbehalten, angesammelt wird.“. Die Pflegereserve, also die Gesamtheit der derzeit passiven Pflegefachkräfte, ist zwar nicht gezielt angesammelt worden, aber sie ist da – und der Bedarfsfall ist durch die Covid-19-Pandemie eingetreten. Nicht nur bei der Bundeswehr sind die Begriffe „Reserve“ bzw. „Reservist“ gängig, auch in Mannschaftsportarten spricht man von der Reservebank. Die Reservisten werden unter anderem dann eingewechselt, wenn die Stammspieler eine Pause benötigen oder aufgrund einer Verletzung nicht mehr einsatzfähig sind.
Weblink
- www.pflegereserve.de
- #pflegereserve
Quelle: Bertelsmann Stiftung, 26.03.2020 (tB).