Instruktion zu Beckenboden-Muskeltraining nach Prostataoperation nicht effektiv

 

 

Zürich, Schweiz (16. August 2011) – Fragestellung der Studie: Effekt der individuellen Instruktion für Beckenbodenmuskeltraining auf die Inkontinenzrate nach Prostataoperation?

 

Hintergrund

 

Urininkontinenz ist eine der unangenehmen Folgen nach einer Prostataoperation, sowohl nach einer radikalen als auch einer transurethralen Prostatektomie. Je nach Studie klagen ein Jahr nach der Operation etwa 15% der radikal und 1 % der transurethral operierten Männer über Inkontinenz. Bei Frauen mit Inkontinenz, zumindest bei einigen Formen, ist ein Beckenboden-Training effektiv, während die Datenlage bei Männern über die Wirksamkeit unklar ist. Aus diesem Grunde wurde diese Studie durchgeführt, in der die Wirksamkeit untersucht wurde, sowohl bei Männern nach einer radikalen oder transurethralen Resektion.

Einschlusskriterien

 

6 Wochen nach der Prostataoperation (transurethral oder radikal) noch vorhandene Urininkontinenz (erfasst mit standardisierten und validierten Fragebogen)

 

 

Ausschlusskriterien

 

transurethrale Resektion wegen Karzinom

wenn nach der Operation noch eine Bestrahlung durchgeführt wurde

 

 

Studiendesign und Methode

 

randomisiert kontrollierte Studie.

 

 

Studienort

 

34 urologische Zentren in England

 

 

Intervention

 

Gruppe 1: vier individuelle Einzelinstruktionen über einen Zeitraum von drei Monaten. Abgabe von Broschüren in denen die Beckenbodenübungen beschrieben sind.

Gruppe 2: keine spezifischen Informationen oder Instruktionen.

 

Beide Gruppen erhielten die gleichen Informationen über den eventuellen Einfluss der Nahrung oder der Flüssigkeitsmenge.

 

 

Outcome

 

Primärer Outcome:

Kontinenz ein Jahr nach der Randomisierung, erfasst mit standardisiertem Fragebogen. Inkontinenz ist dabei definiert als positive Antwort auf eine der Fragen im ICIQ Fragebogen.

 

Sekundärer Outcome:

Lebensqualität, Sexualfunktion, Stuhlinkontinenz.

 

 

Resultat

 

  • 853 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, 411 nach radikaler Prostatektomie und 442 nach transurethraler Resektion
  • Das mittlere Alter in der Gruppe nach transurethraler Resektion war 68 Jahre, das nach totaler Resektion etwa 6 Jahre weniger
  • In beiden Gruppen, nach transurethraler und radikaler Operation, war die Anzahl der Männer mit Inkontinenz, mit und ohne Instruktion, gleich.
  • Der Effekt der Instruktion zum Beckenbodentraining ist, wenn überhaupt vorhanden, klein.
  • Die Lebensqualität war in beiden Gruppen gleich.

 

 

Kommentar

 

  • Die individuellen Instruktionen zum Training der Beckenbodenmuskulatur nach einer Prostatektomie zeigen keinen positiven Effekt auf die Frequenz der Inkontinenz.
  • Die Studie sagt aber nicht, dass das Beckenbodenmuskel-Training per se keinen Effekt hat. In dieser Studie wurde nicht untersucht wie oft so ein Training in den beiden Gruppen durchgeführt wurde. Anleitungen dazu können im Internet leicht gefunden werden.
  • Fazit: Information der Patienten, dass sie das Training machen sollen, ist wahrscheinlich nützlich, zumindest schadet es nicht, aber die gezielten stundenlangen Instruktionen bringen nicht viel oder nichts.

 

 

Literatur

 

  • Glazener C et al. Urinarx incontinence in men after formal one-to-one pelvic-floor muscle training following radical prostatectomy or transurethral resection of the prostate (MAPS): two parallel randomised controlled trials. Lancet 2011;378: 328-37.

 

Verfasser: Steurer Johann

 


 

Quelle: Hortenzentrum, Universitätsspital Zürich, Schweiz, 16.08.2011 (tB).

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