MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Integrase-Hemmung mit ISENTRESS®:

Eine neue Klasse antiretroviraler Wirkstoffe zur Behandlung von HIV

 

Von Dr. med. Markus Rupp, MSD SHARP & DOHME GMBH, Haar

 

München (20. September 2008) – Der World-Aids-Report 2006 endete mit einer alarmierenden Tatsache: Alle 15 Minuten infizieren sich weltweit 120 Menschen mit HIV – mehr als 11.000 täglich! Das bedeutet, dass sich jedes Jahr über 4 Millionen Menschen infizieren. Heute leben bereits rund 33 Millionen Menschen mit HIV. Man kann wirklich sagen, dass HIV/AIDS seit seinem Auftauchen Anfang der 80er Jahre schnell zu einer der größten Gesundheitsbedrohungen geworden ist, mit der die Welt heute konfrontiert ist. Man hofft, dass durch die Vielzahl neuer Medikamente, die inzwischen zur Verfügung stehen, ein Ende der Epidemie in Sicht ist, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Da das HI-Virus die Fähigkeit hat, sich kontinuierlich zu verändern und anzupassen, hat es inzwischen eine Vielzahl von Resistenzen gegen aktuell verfügbare Medikamente entwickelt. Im Jahr 2001 gingen Experten davon aus, dass bis zu 78 % aller vorbehandelten Patienten in den USA gegen mindestens eines der zu diesem Zeitpunkt verfügbaren HIV-Medikamente resistent waren. Außerdem hat sich der Anteil an therapienaiven (d. h. bisher unbehandelten) Patienten, die Infektionen mit resistenten Stämmen des Virus aufweisen, von 8 % im Jahr 1999 auf aktuell über 20 % erhöht. ISENTRESS® (Raltegravir, MSD) ist ein neues Medikament, das im Gegensatz zu vorhergehenden und aktuell verfügbaren Medikamenten einer neuen Wirkstoffklasse angehört, den Integrasehemmern, die das Virus an einer anderen Stelle angreifen.

 

Wirkungsweise von Raltegravir

 

Raltegravir hemmt die Integrase, eines der drei essenziellen Enzyme, die das HI-Virus für seine Vermehrung und Ausbreitung im Körper benötigt. Aktuell verfügbare Medikamente zielen jeweils auf eines der anderen beiden Enzyme ab (Reverse Transkriptase und Protease). Raltegravir hindert also das HIV-Integrase-Enzym daran, virale DNA in menschliche DNA zu integrieren und als solche die menschliche Zelle in einen Produktionsort von neuen HI-Viren umzuwandeln. Die Entwicklung eines wirksamen Integrasehemmers stellt einen Fortschritt im Kampf gegen dieses ständig mutierende Virus und eine neue Behandlungsmöglichkeit gegen Viren dar, die bereits gegen mehrere Medikamente resistent sind.

 

Mit der Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde European Agency for the Evaluation of Medicinal Products (EMEA) stellt Raltegravir eine notwendige neue Behandlungsmöglichkeit für viele vorbehandelte Patienten dar. In klinischen Studien wurde nachgewiesen, dass Raltegravir in Kombination mit einer optimierten Hintergrundtherapie* zu einer Verringerung der Viruslast** führt, häufig bis unter die Nachweisgrenze***. Diese Studien haben außerdem gezeigt, dass Raltegravir zu einer Erhöhung der CD4-Zellzahl**** führt. In den durchgeführten Studien an mehrfach vorbehandelten Patienten war Raltegravir im Allgemeinen gut verträglich.

 

 

Klinische Studien zu Raltegravir

 

Nach Abschluss der Zulassungsstudien zu Raltegravir laufen derzeit noch weitere Studien. Deren vorläufige Ergebnisse wurden auf bedeutenden internationalen medizinischen Kongressen vorgestellt.

Am 24. Juli 2008 wurden im New England Journal of Medicine (NEJM) die 48-Wochendaten aus zwei zentralen Studien der Phase III, in denen 699 vorbehandelte Patienten mit fehlendem Ansprechen auf andere antiretrovirale Therapien (ART) untersucht wurden, veröffentlicht. Die Auswertung nach 48 Wochen hat ergeben, dass Raltegravir in Kombination mit anderen HIV-Medikamenten bei 62 % der Patienten gegenüber 33 % der Patienten, die Plazebo in Verbindung mit anderen HIV-Medikamenten erhielten, die Viruslast im Blut unter die Nachweisgrenze senkte. Außerdem führte die Kombinationstherapie mit Raltegravir zu einer Erholung des Immunsystems.

 

Der Einsatz von Raltegravir bei therapienaiven Patienten wird derzeit noch erforscht. Auf der diesjährigen internationalen Aidskonferenz in Mexiko Anfang August wurden erstmals 96-Wochendaten zu therapienaiven Patienten vorgestellt. Diese Ergebnisse bestätigen die robusten Wirksamkeits- und Verträglichkeitsdaten, die bei der Anwendung von Raltegravir bei vorbehandelten Patienten beobachtet wurden, und sind ein vielversprechendes Signal für den möglichen Einsatz von Raltegravir bei Patienten, die noch keine HIV-Medikamente erhalten haben. In allen Studien zeigte Raltegravir eine exzellente Wirkung und wurde im Allgemeinen gut vertragen. Es traten nur sehr wenige Nebenwirkungen auf. Raltegravir ist ein Meilenstein in der HIV-Forschung und bringt Patienten neue Hoffnung.

 

 

Anmerkungen

 

* engl.: optimized background therapy, OBT

** d.h. Konzentration von HI-Viren im Blut

*** weniger als 50 Kopien/ml

**** „T-Zellen“, Zellen des Immunsystems, mit denen Infektionen bekämpft werden

 

 


 

Quelle: Pressekonferenz der Pharmazeutischen Zeitung (PZ) zur Verleihung des PZ-Innovationspreises 2008 in München am 20.09.2008 (Medizin und PR GmbH Gesundheitskommunikation) (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…