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Integrative Onkologie
Zeitgemäße Brustkrebs-Therapie ruht auf mehreren Säulen
München (27. Juni 2013) – Die Diagnose Brustkrebs erschüttert und belastet betroffene Patientinnen zutiefst. Wie groß die Angst vor dieser Erkrankung ist, zeigt das aktuelle Beispiel der Schauspielerin Angelina Jolie, die sich vorsorglich beide Brüste hat amputieren lassen. Vor diesem Hintergrund ist es mehr als verständlich, dass erkrankte Frauen alles tun, um wieder zu genesen und auch um die Lebensqualität wiederzuerlangen, die ihnen von der Strahlen- und Chemotherapie genommen wird. Dass sie damit Recht haben, zeigen die positiven Studien- und Behandlungsergebnisse durch eine ganzheitliche Krebstherapie, die auch in Kliniken nun mehr und mehr Einzug hält.
Krebspatienten sind mündig
Wer von einem starken, bedrohlichen Feind angegriffen wird, wehrt sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, um sich zu schützen und zu überleben. Das liegt in der Natur aller Lebewesen und gilt beim Menschen auch und vor allem im Gesundheitssektor. Wer einen Schnupfen hat, schert sich oft kaum darum. Wer dagegen mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird, informiert sich genauestens über seine Erkrankung und beansprucht zu Recht jede Erfolg versprechende medizinische Hilfe; sowohl physisch als auch psychisch, sowohl im medikamentösen als auch im nicht-medikamentösen Bereich. Lange Zeit wurden (und werden teils immer noch) anerkannte komplementärmedizinische onkologische Therapieoptionen von einigen Ärzten ausgeblendet, die glauben, dass ausschließlich seit Jahren etablierte und streng evidenzbasierte Behandlungsoptionen zielführend seien. Dies hat sich erfreulicherweise geändert und dazu geführt, dass heute nicht nur niedergelassene Ärzte sondern auch Universitätskliniken auf die sogenannte integrative Onkologie setzen. Unbestritten wirksame Methoden wie Strahlen- und Chemotherapie sowie chirurgische Maßnahmen werden durch Verfahren aus der Anthroposophischen Medizin, Homöopathie und der Naturheilkunde ergänzt – nicht ersetzt! Denn diese Verfahren können die oft schweren Nebenwirkungen der schulmedizinischen Behandlung lindern und tragen ihren eigenen, nicht zu unterschätzenden Teil zur Bewältigung der Krankheit mit bei. Einen wichtigen Beitrag kann hier eine Misteltherapie leisten.
Gute Noten für die Mistel in vielen Studien
Umfragen und Untersuchungen haben ergeben, dass in Deutschland etwa 50 Prozent aller Brustkrebs-Patientinnen komplementäre Behandlungsverfahren für sich nutzen, ganz besonders häufig die Misteltherapie. Diese geht auf Rudolf Steiner, den Begründer der Anthroposophie zurück, der vor knapp 100 Jahren zusammen mit der Ärztin Ita Wegman das erste Mistelpräparat zur Injektion entwickelte. Mit Erfolg. Bei den behandelten Frauen besserte sich das Allgemeinbefinden, der Appetit kam zurück, die Schmerzen konnten reduziert werden und auch der Schlaf wurde positiv beeinflusst.
Heute zählen Mistelpräparate zu den am besten untersuchten Arzneimitteln in der Komplementärmedizin. 130 Studien wurden durchgeführt, 84 davon mit Iscador®. Ein Vorteil durch diese Therapie konnte in fast allen Untersuchungen gezeigt werden. Exemplarisch sei eine prospektive, randomisierte, offene Pilotstudie zur Lebensqualität und Neutropenie bei Patientinnen mit Mammakarzinom nach Operation angeführt(1). Insgesamt 95 Patientinnen wurden in drei Gruppen randomisiert und erhielten über drei Wochen sechs Zyklen mit Cyclophosphamid, Adriamycin und 5-Fluoruracil. Eine Gruppe erhielt zusätzlich Iscador M® spezial, eine weitere ein anderes Mistelpräparat. Die Lebensqualität wurde mit Hilfe des standardisierten EORTC-Fragebogens (European Organization for Research and Treatment of Cancer) erfasst. Zusätzlich wurde das Auftreten von Neutropenien innerhalb der Gruppen verglichen. In der Iscador®-Gruppe wurde zum Studienende eine bessere Lebensqualität festgestellt. Bei 12 Scores zeigte sich ein signifikanter Unterschied (p < 0,02), der in 9 Scores auch klinisch relevant war. Diese waren Rollenfunktion, emotionale Funktion, soziale Funktion, Übelkeit und Erbrechen, Schmerzen, Schlaflosigkeit, mangelnder Appetit, Diarrhö und finanzielle Sorgen. Eine Verminderung der neutrophilen Granulozyten war bei nur 3 Iscador®-Patientinnen aufgetreten (vs. 8 in der Kontroll-Gruppe). Insgesamt wurde die Therapie gut vertragen. In einer Follow up-Studie(2) wurden die Patientinnen über einen Zeitraum von fünf Jahren nachbeobachtet. Dabei erhielt keine der Patientinnen die Iscador®-Therapie nach dem Ende der Chemotherapie weiter verabreicht, aber ein Teil der Patientinnen beider Gruppen erhielt eine Hormon- oder Strahlentherapie. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die parallel zur Chemotherapie verabreichte Iscador®-Therapie keinen Einfluss auf die Fünf-Jahres Überlebenszeit hatte, es also keinen Anhaltspunkt dafür gab, dass die während der Chemotherapie verabreichte Iscador®-Therapie in irgendeiner Weise negative Wechselwirkungen zur Chemotherapie mit sich bringt. Andererseits war dieser Therapiezeitraum vermutlich zu kurz, um das Auftreten von Rezidiven oder Metastasen zu verzögern. Aber es zeigte sich, dass eine ergänzende Iscador®-Therapie während Chemotherapie einem Therapieabbruch der Patientinnen oder Verschieben der Chemotherapiezyklen entgegenwirken kann, da die Chemotherapie durch die Gabe von Mistelextrakten besser verträglich ist.
Krebs berührt Körper und Seele zugleich
„Misteltherapie ist keine ‚Alternative‘ zu anderen sinnvollen Behandlungen, sie ist zumeist Teil eines individuellen, auf Person und Situation zugeschnittenen Behandlungskonzeptes“, betont Dr. Matthias Rostock, Oberarzt am Universitätsspital Zürich. „Die Patienten berichten immer wieder, dass erst ein solches individuell zusammengestelltes Therapiekonzept ihnen eine Tumorbehandlung erträglich und längerfristig durchführbar gemacht habe.“ Frau Dr. Daniela Paepke von der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar in München sieht dies ganz ähnlich: „Ganzheitliche Medizin umschreibt eine Therapieform, die eine tiefgreifende Heilung anstrebt und neben der Symptombeseitigung eine Stärkung der Heilungskräfte mit in den Mittelpunkt des therapeutischen Handels stellt. Abgestimmt auf die individuelle Situation des Patienten erstellen wir einen Therapieplan, der zusätzlich komplementärmedizinische Maßnahmen, Sport, Ernährung, Psychoonkologie und auch die spirituelle Bedeutung der Erkrankung im Blick behält. Im Zentrum steht stets der gesamte Mensch.“ In ihrer Klinik werden in einer speziellen Sprechstunde parallel zu den etablierten Methoden Verfahren aus der Anthroposophischen Medizin, Homöopathie und der Naturheilkunde angewendet. Ungefähr 90 Prozent der Patientinnen mit Mammakarzinom erhalten eine Misteltherapie und die Erfahrungen damit sind fast immer positiv. Auch nicht-medikamentöse Anwendungen aus der Anthroposophischen Medizin wie eine Klangliege oder Wickel werden angeboten und von den Patientinnen gerne genutzt.
Das Interesse an Komplementärmedizin steigt
Die Komplementäre und Alternative Medizin (CAM) wird auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS), die vom 27. bis 29. Juni in München stattfindet, ein großes Thema sein. Darüber hinaus ist geplant unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) eine AG zur integrativen Medizin zu gründen. „In jedem Brustzentrum und gynäkologischen Krebszentrum sollte eine Sprechstunde für komplementäre Therapien etabliert werden, in der Patientinnen unabhängig vom Versichertenstatus kompetent beraten werden“, so der Appell und der Wunsch von Dr. Paepke.
Anmerkungen
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Tröger W et al.: Quality of Life and Neutropenia in Patients with early stage Breast Cancer: A randomized Pilot Study comparing Additional Treatment with Mistletoe Extract to Chemotherapy alone. Breast Cancer – Basic and Clinical Research 3, 35-45 (2009)
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Tröger W et al.: Five-year follow-up of patients with early stage breast cancer after a randomized study comparing additional treatment with Viscum album (L.) extract to chemotherapy alone. Breast Cancer: Basic and Clinical Research 1, 173-180 (2012)
Quelle: Weleda, 27.06.2013 (tB).