Photo: IQWiGIQWiG zieht positive Zwischenbilanz bei AMNOG

 

Wiederholt missverständliche Darstellungen in den Medien

Gespräche mit Herstellern konstruktiv

 

Berlin (10. Februar 2012) – Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bilanziert die ersten Nutzenbewertungen neu zugelassener Medikamente nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) insgesamt positiv. Nach Abschluss der ersten 10 Bewertungen hat sich gezeigt, dass das Verfahren funktioniert und die Ergebnisse insgesamt relativ gut ausfielen. Allerdings werden die Bewertungen des IQWiG insbesondere von Herstellerverbänden in nicht gerechtfertigter Weise angegriffen, was wiederholt auch zu missverständlichen Darstellungen in den Medien führte.



Erheblicher Zugewinn an Transparenz

"Es hat sich bestätigt, dass das Verfahren funktioniert. Es führt zu wichtigen und praktisch relevanten Ergebnissen", erklärte Institutsleiter Jürgen Windeler. Windeler zufolge zeige sich nun auch, dass die Regelungen des AMNOG einen erheblichen Zugewinn an Transparenz bringen: "Jeder kann nachlesen, welche Unterlagen und Argumente ein Hersteller vorlegt, und jeder kann nachvollziehen, wie wir zu unserem Ergebnis gekommen sind. Alle Informationen, auf denen die Bewertung beruht, werden publiziert."


Vergleichsweise vorteilhafte Bewertungs-Ergebnisse

Bei den insgesamt 10 bislang veröffentlichten Bewertungen hat das Institut zumindest für einige Patientengruppen 3 Wirkstoffen einen "beträchtlichen", einem einen "geringen" und zwei weiteren einen vorhandenen, aber "nicht quantifizierbaren" Zusatznutzen bescheinigen können. "Das ist unter dem Strich ein deutlich positiveres Ergebnis als viele erwarteten", kommentiert Windeler. Internationale Experten gehen davon aus, dass von 20 Wirkstoffen, die im Durchschnitt jährlich auf den Markt kommen, nur einer einen wirklichen Fortschritt für Patientinnen und Patienten bringt.


Kritik von Hersteller-Verbänden sachlich nicht haltbar

Dessen ungeachtet haben insbesondere Hersteller-Verbände in den vergangenen Monaten wiederholt harsche Kritik geäußert. So habe das IQWiG angeblich gegen geltendes Recht verstoßen, nutze eine unwissenschaftliche Methodik und ignoriere die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten.

"Die Kritik ist sachlich nicht haltbar, in einigen Punkten nachweislich falsch", sagt Jürgen Windeler. "Ich kann verstehen, dass Hersteller, deren Wirkstoffe nicht gut abschneiden, laut protestieren." Abgesehen von diesen Reaktionen stellt das IQWiG aber insgesamt fest, dass die meisten Diskussionen nüchtern und sachlich verlaufen. "Neben der hohen Transparenz ist das ein weiterer Erfolg des Verfahrens", so der Institutsleiter.


Wirkstoffe für andere Patienten zugelassen, als in Studien abgebildet

Zu den häufig wiederholten Behauptungen gehört, das IQWiG "zerstückle" Studien und unterteile Patienten beziehungsweise Indikationen willkürlich so lange, bis für die Untergruppen beziehungsweise Teilindikationen keine Daten verfügbar sind oder die Untersuchungsergebnisse keine Belege für einen Zusatznutzen mehr erbringen könnten. "Das ist falsch wie jeder in den Berichten nachlesen kann", widerspricht Jürgen Windeler. Wir beziehungsweise der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) müssen uns an den Zulassungsstatus und an die Fachinformation halten. Bei den Berichten, die in der oben beschriebenen Weise kritisiert wurden, bestand das Problem darin, dass der Zulassungsstatus nicht mit den Einschlusskriterien der Zulassungsstudien in Deckung zu bringen war. Das ist in der Tat ein Problem, aber keines, das dem IQWiG zur Last gelegt werden kann."


IQWiG fordert keine unethischen Studien

Auch die in einigen Medien kolportierte Behauptung, das IQWiG fordere unethische Studien, ist nachweislich falsch. Vorgetragen wurde dieser Vorwurf v.a. mit Bezug auf die Bewertung von zwei Wirkstoffen zur Behandlung der Hepatitis-C-Infektion. "Hier hat das Institut keineswegs gefordert, dass erst noch bewiesen werden müsse, die Mittel könnten Leberkrebs verhindern. Im Gegenteil haben wir den Surrogat-Endpunkt, dass Viren nicht mehr nachweisbar sind (SVR), als valide anerkannt und einen Zusatznutzen ausdrücklich bestätigt. Wir haben aber die Aufgabe, das Ausmaß des Zusatznutzens zu bestimmen und aus den vorliegenden Daten ließ sich nicht ausreichend ableiten, in wie vielen Fällen ein Leberkrebs verhindert werden kann. Und das heißt in der Sprache des AMNOG: Zusatznutzen ‚nicht quantifizierbar’", so der Institutsleiter.

Als ein allererstes Zwischenfazit kann man sagen: Die frühe Nutzenbewertung ist machbar und erlaubt trotz des frühen Zeitpunkts relevante Aussagen. Darüber hinaus führt sie zu einem erheblichen Zugewinn an Transparenz.

 

 


Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 10.02.2012 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…