MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Katheter-Interventionen mit Stents sind Bypass-Operationen noch nicht in allen Punkten gleichwertig

 

Beim Europäischen Kardiologenkongress in München wurden die Ergebnisse der SYNTAX-Studie vorgestellt

 

München (1. September 2008) – Nach einem Beobachtungszeitraum von einem Jahr schneiden Patienten mit Koronarer Herzkrankheit, die per Katheterintervention Stents in die verschlossenen Gefäße eingesetzt bekommen, nicht besser ab als Bypass-Patienten – auf der Basis eines Vergleichs von Sterblichkeit, Herzinfarkt- und Schlaganfallraten sowie der Notwendigkeit eines neuerlichen Eingriffs. Das ergab die mit Spannung erwartete und heute beim Europäischen Kardiologenkongress präsentierte SYNTAX-Studie. Der Kongress der European Society of Cardiology (ESC) mit rund 30.000 Teilnehmern findet vom 30. August bis 3. September 2008 in München statt. Der ESC-Kongress ist die größte Mediziner-Tagung Europas und die größte kardiologische Veranstaltung weltweit.

 

In der "Synergy between PCI with Taxus and Cardiac Surgery" oder SYNTAX-Studie wurde in 85 Zentren in Europa (62) und den USA (23) an insgesamt mehr als 3.000 Patienten untersucht, ob ein Katheter-Eingriff, bei dem Stents eingesetzt werden (PCI), bei Patienten mit verengten Herzkranzgefäßen (Koronare Herzkrankheit, KHK) bessere Gesamtergebnisse liefert als eine Bypass-Operation.

Erstmals nicht nur ausgewählte Patientengruppen untersucht

Das Interesse an der SYNTAX-Studie war schon deshalb besonders groß, weil erstmals in einer derartigen Vergleichsuntersuchung nicht nur nach strengen Ein- und Ausschlusskriterien selektierte Patienten untersucht wurden, sondern alle Erkrankten. Ein interdisziplinäres Team von Kardiologen und Herzchirurgen entschied jeweils, ob für einen Patienten beide Verfahren gleichwertig in Frage kamen – dann wurde dieser per Zufallsprinzip einer der beiden Untersuchungsgruppen zugeteilt. Waren Patienten aufgrund ihrer Begleiterkrankungen nur für PCI oder nur für eine Bypass-Operation geeignet, wurden sie dennoch nicht aus der Studie ausgeschlossen, sondern ihre Ergebnisse in einem eigenen Studienarm weiter verfolgt. Dadurch ergibt sich ein besonders umfassendes Bild für unterschiedliche Schweregrade der Erkrankung.

PCI kann bei Sterblichkeit, Herzinfarkt- und Schlaganfallhäufigkeit mithalten

Nach einem Jahr schnitten PCI und Bypass-Eingriff bei der Sterblichkeit (7,7 und 7,6 Prozent) und der Häufigkeit von Herzinfarkten gleich gut ab. Überlegen war die Katheterintervention mit Stentimplantation bei der Häufigkeit von Schlaganfällen (2,2 versus 0,6 Prozent), während sie beim Kriterium "Notwendigkeit eines neuerlichen Eingriffs nach einem Jahr" deutlich unterlegen war (13,7 versus 5,9 Prozent). Alle Vergleichskriterien zusammen genommen ergab sich im randomisierten Studienzweig eine kumulierte Ereignishäufigkeit von 17,8 Prozent für PCI und 12,1 Prozent für die Bypass-Operation.

"Die Ergebnisse, die auch für uns durchaus überraschend waren, bedeuten nicht, dass wir jetzt eine klare Empfehlung in die eine oder andere Richtung abgeben können. Die Debatte bleibt in Bewegung, beide Interventionsformen haben sich qualitativ in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt", sagte einer der Studienleiter, der Herzchirurg Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Mohr (Leipzig). "Hier wird es in Zukunft immer stärker auf die Patientenwünsche ankommen. Der Preis des wesentlich schonenderen Eingriffs per Katheter ist das höhere Risiko, dass die Intervention wiederholt werden muss."

CARDia-Studie: Ähnliche Ergebnisse bei Diabetikern

In einer anderen, heute beim ESC-Kongress vorgestellten Studie (CARDia) wurden in einem solchen Vergleich nur Patienten mit Diabetes und Gefäßverengungen untersucht, also eine Gruppe von Herzpatienten mit besonders ungünstiger Prognose. Auch hier lagen die Ergebnisse ähnlich wie in der SYNTAX-Studie für PCI und Bypass-Operation bei Sterblichkeit und Herzinfarkthäufigkeit gleich. Bei der Häufigkeit von Schlanganfällen innerhalb eines Jahres schnitt die Katheterintervention besser ab (0,4 versus 2,5 Prozent), während sie bei der Häufigkeit der Wiedereingriffe (9,9 versus 2,0 Prozent) und der kumulierten Ereignishäufigkeit (17,5 versus 11 Prozent) ungünstiger lag.

"Die Studien zeigen, dass auch komplexe Gefäßbefunde vollständig und risikoarm mittels Katheterintervention versorgt werden können. Allerdings besteht der Nachteil, dass immer noch mit erneuten Eingriffen innerhalb kurzer Zeit gerechnet werden muss", kommentiert Prof. Dr. Eckart Fleck, Kardiologie-Chef am Deutschen Herzzentrum Berlin und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie die Untersuchungen. "Im Vergleich zu früheren, ebenfalls größeren Studien ist die Häufigkeit für Wiederholungseingriffe dank beschichteter Stents erheblich zurückgegangen."

Quelle: F.W. Mohr, P.W. Serruys, Praesentationen No 1690 und 1691

 


 

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. vom 01.09.2008.

 

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…