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Katheterablation beseitigt Vorhofflimmern

 

Münster (9. Juni 2009) – Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, die behandelt werden muss. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, in Deutschland rund eine Million, Tendenz steigend. Experten rechnen mit einer Verdoppelung der Patientenzahl in den nächsten 50 Jahren. Von den heute 40jährigen wird voraussichtlich jeder vierte irgendwann im Lauf seines Lebens Vorhofflimmern bekommen. Anlässlich der Welt-Herzrhythmus-Woche vom 8. bis 14. Juni 2009 informiert das Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET) über diese Rhythmusstörung und aktuelle Behandlungsmöglichkeiten.

 

 

Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern

Herzrasen, Atemnot, Angstgefühl – so macht sich bei vielen Patienten ein Anfall von Vorhofflimmern bemerkbar. Oft bleibt das Flimmern aber auch völlig unbemerkt. Vorhofflimmern ist zwar nicht unmittelbar lebensbedrohlich, kann aber zu gefährlichen Komplikationen führen: Da sich im flimmernden Herzvorhof Blutgerinnsel bilden können, haben die Betroffenen ein erhöhtes Embolie- und Schlaganfallrisiko. In vielen Fällen ist deshalb eine Behandlung mit "blutverdünnenden" Medikamenten notwendig.

Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche, koronare Herzkrankheit oder Zuckerkrankheit begünstigen das Auftreten von Vorhofflimmern. Um Vorhofflimmern zu verhindern, gilt es deshalb, solche zugrundeliegenden Erkrankungen und Risikofaktoren rechtzeitig zu behandeln.

Behandlungsmöglichkeiten

Genau so plötzlich wie die Rhythmusstörung beginnt, kann sie auch von selbst wieder aufhören. Ist das nicht der Fall, sollte der Arzt das Vorhofflimmern beenden, entweder medikamentös oder durch eine elektrische Kardioversion. Denn Vorhofflimmern ist eine fortschreitende Erkrankung: die Anfälle werden mit der Zeit häufiger und dauern immer länger, bis hin zum Dauerflimmern. Um diesen Prozess aufzuhalten, werden unterschiedliche Behandlungsansätze verfolgt. Die optimale Therapie gibt es bis jetzt nicht.

Zur Verhinderung von Vorhofflimmern wird in erster Linie eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen: Rhythmusstabilisierende Medikamente, sogenannte Antiarrhythmika, blockieren Ionenkanäle im Herzmuskel und wirken dadurch den krankhaften Veränderungen im Vorhof entgegen. Auf diese Weise können sie das Wiederauftreten von Vorhofflimmern in einem Teil der Fälle verhindern. In anderen Fällen kann man aber auch das Vorhofflimmern belassen und durch Medikamente, z.B. Betablocker, die Schlagfolge der Herzkammern "einstellen". Wenn Antiarrythmika nicht helfen und der Patient weiter unter starken Beschwerden leidet oder wenn Nebenwirkungen auftreten, kommt zunehmend ein relativ neues nicht-medikamentöses Behandlungsverfahren zum Einsatz: die Katheterablation.

Katheterablation

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass in vielen Fällen elektrische Impulse aus den Lungenvenen die Auslöser von Vorhofflimmern darstellen. Die Katheterablation soll deshalb die Lungenvenen elektrisch isolieren, damit die störenden Impulse sich nicht weiter ausbreiten können. Die Fachleute sprechen von Pulmonalvenenisolation. Ziel dieser Behandlung ist es, Vorhofflimmern zu verhindern, und zwar ohne dass antiarrhythmische Medikamente gegeben werden müssen.

Mit einem Spezialkatheter werden im Rahmen einer elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) die Orte auf der Herzinnenseite, die für die Rhythmusstörungen verantwortlich sind, aufgesucht. Durch Hochfrequenzstrom wird die Metallspitze des Katheters erwärmt, so dass es an den Stellen im Herzgewebe, die von dieser Spitze berührt werden, zu punktförmigen Verödungsnarben kommt. Durch das Aneinanderreihen vieler kleiner Verödungspunkte werden sogenannte lineare Läsionen angelegt, die die Ausbreitung der Störimpulse einschränken. Auf diese Weise wird durch "Punkt-für-Punkt"-Ablation eine elektrische Isolation der Lungenvenen durchgeführt.

Die Katheterablation von Vorhofflimmern wurde in den vergangenen Jahren technisch immer weiter verbessert und wird in spezialisierten Kliniken zunehmend zur Behandlung des Vorhofflimmerns eingesetzt. Sie ist grundsätzlich ein sehr schonendes Verfahren. Komplikationen sind mittlerweile selten.

Doch nicht immer ist die Ablation erfolgreich. Bei manchen Patienten ist ein zweiter oder dritter Eingriff nötig, bei manchen hilft die Ablation gar nicht. In der Nachbeobachtungszeit muss deshalb genau beobachtet werden, ob das Vorhofflimmern wieder auftritt. Die Patienten werden dazu mit einem Tele-EKG oder einem sog. Ereignisrekorder ausgestattet. Meist sind zur Kontrolle auch Langzeit-EKGs, Herzultraschall-Untersuchungen und radiologische Untersuchungen der Lungenvenen notwendig.

Im Kompetenznetz Vorhofflimmern wird zurzeit eine große klinische Studie durchgeführt, in der die Vorhofflimmer-Ablation überprüft wird. Diese Studie soll zeigen, ob eine vollständige Isolation der Lungenvenen nötig ist, um Vorhofflimmern dauerhaft zu verhindern, oder ob auch lückenhafte Ablationslinien ausreichen. Von den Ergebnissen, die im kommenden Jahr vorliegen werden, verspricht man sich eine weitere Verbesserung des Verfahrens und damit eine Steigerung der Erfolgsquote.

Das Kompetenznetz Vorhofflimmern

Das Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET) ist ein interdisziplinäres bundesweites Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler und Ärzte aus Kliniken und Praxen zusammenarbeiten. Ziel der Forschungsprojekte, klinischen Studien und Register, die im Kompetenznetz Vorhofflimmern durchgeführt werden, ist es, die Behandlung und Versorgung von Vorhofflimmerpatienten zu verbessern. Das Netzwerk besteht seit 2003 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Zentrale befindet sich am Universitätsklinikum Münster. Netzwerksprecher ist Prof. Dr. Dr. h. c. Günter Breithardt, ehemaliger Direktor der dortigen Medizinischen Klinik und Poliklinik C – Kardiologie und Angiologie.

Die Welt-Herzrhythmus-Woche

Ausgehend von einer britischen Initiative wird seit 2004 alljährlich im Juni die Welt-Herzrhythmus-Woche ausgerufen, um Rhythmusstörungen stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Das Kompetenznetz Vorhofflimmern unterstützt diese internationale Informationskampagne und das damit verbundene Projekt AF AWARE.

 


 

Quelle: Pressemitteilung des Kompetenznetzes Vorhofflimmern vom 09.06.2009.

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