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Umfrage der World Federation for Mental Health und Eli Lilly

Keeping Care Complete-Daten belegen gravierende Folgen der Non-Compliance bei Schizophrenie

 

Berlin (27. November 2008) – Keeping Care Complete ist ein gemeinsames Projekt der World Federation for Mental Health und Eli Lilly and Company, bei dem in zwei aufeinander folgenden Umfragen zunächst 1.082 Angehörige von Patienten mit Schizophrenie, schizoaffektiven Störungen oder bipolaren Störungen und dann 697 Psychiater in neun verschiedenen Ländern bezüglich ihrer Wahrnehmung der Bedeutung von Therapietreue und Rückfällen befragt wurden. Die Berichte der Befragten aus Deutschland und den anderen Teilnehmerländern verdeutlichen die zum Teil schwerwiegenden Folgen von Rückfällen und die Bedeutung einer langfristigen medizinischen Betreuung für den Patienten.

 

In Deutschland wurden 79 Psychiater (1) und 100 Familienangehörige (2) vor allem von schizophren Erkrankten befragt. Patienten mit Schizophrenie bekommen in der Regel zwischen zwei und fünf Arzneimittel, bevor sie während der Therapie eines erhalten, das zu einer merklichen Verbesserung ihres Gesundheitszustandes führt. Bis dahin können bis zu fünf Jahre vergehen. Beinahe alle Psychiater stimmen darin überein, dass Wirksamkeit ein wichtiger Behandlungsparameter ist und dass eine Medikation, die ausgewogen wirksam und verträglich ist, zur Vertrauensbildung führt und die therapeutische Allianz zwischen Arzt und Patienten festigen kann. Darüber hinaus beobachten Psychiater ein Nachlassen familiärer Spannungen als Folge von gestiegenem Patientenwohlbefinden und einer Verbesserung der Symptomatik. Eine erfolgreiche Behandlung macht die Patienten zudem häufig unabhängiger und vermindert die Zahl der Klinikeinweisungen.

 

 

Mangelnde Compliance häufig Ursache von Rückfällen

 

Die überwiegende Mehrzahl der befragten Psychiater gab an, dass bis zu 80% ihrer eigenen Patienten ihre Medikation absetzten ohne sich mit ihnen darüber zu beraten. Alle befragten Psychiater hatten schon einmal einen Patienten, bei dem das Absetzen der Medikation dann zu einem Rückfall führte. 71 % der Psychiater betrachteten mangelnde Compliance als die größte Herausforderung in der Behandlung bei schizophrenen Patienten. Negative Berichterstattung in den Medien trage mit dazu bei, so die Befragten, dass schizophrene Patienten die verordneten Medikamente nicht oder nicht regelmäßig einnehmen. Einig waren sich die Psychiater insbesondere bezüglich der Notwendigkeit, möglichst frühzeitig die für den jeweiligen Patienten am besten wirksame Medikation zu ermitteln und dann auch einzusetzen.

 

 

Rückfall – oft verheerende Auswirkungen auf die ganze Familie

 

89 % der befragten Psychiater bestätigten, dass ein Rückfall das Leben der betreuenden Familienmitglieder gravierend beeinträchtigt „Jeder einzelne Rückfall“, so Prof. Dieter Naber vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, „bedeutet eine erhebliche Belastung der Angehörigen“. Sigrid Steffen, die Präsidentin der Europäischen Föderation von Organisationen der Angehörigen psychischer Kranker (EUFAMI), bestätigte dies aus der Sicht der Angehörigen: „Nach Einschätzung von 77 % der in 2006 befragten Angehörigen belastet ein Rückfall das Familienleben schwer. Diese leidvolle Erfahrung kann ich auch persönlich bestätigen; ich habe die verheerenden Auswirkungen, die ein Rückfall auf die ganze Familie haben kann, selbst erlebt.“ Der potentielle Rückfall sei eine allgegenwärtige Sorge der Angehörigen. Wie die Umfrage zeige, resümierte Steffen, sei die erste Erfahrung des Patienten mit der Medikation prägend für seine Einstellung zum weiteren Behandlungsverlauf. Darüber hinaus solle der Arzt nicht allein aus der Akutsituation heraus entscheiden, sondern auch die langfristige Therapie im Blick haben.

 

 

Effektive Rückfallprophylaxe trägt entscheidend zur Entlastung bei

 

Prof. Naber sieht durch effektive Rückfallprophylaxe Patienten, Angehörige und den behandelnden Arzt gleichermaßen entlastet. Er unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer dauerhaft wirksamen und subjektiv gut verträglichen Therapie: „Die ärztliche Therapieentscheidung sollte immer auch die Compliance der Patienten mit im Blick haben.“ Es komme darauf an, gut wirksame und gleichzeitig nebenwirkungsarme Medikamente einzusetzen. Dem wird auch von den S3-Therapieleitlinien der DGPPN zur Schizophrenie-Therapie Rechnung getragen, die eine Empfehlung für moderne Antipsychotika als Medikamente der ersten Wahl aussprechen. Depotformulierungen einer bewährten Substanz stellten bei bestimmten Patienten – neben der Unterstützung durch Angehörige und der therapeutischen Allianz zwischen Arzt und Patient – eine wertvolle Option zur Verbesserung der Therapietreue dar.

 

 

 

Anmerkungen

 

  1. WFMH, Keeping Care Complete Psychiatrist Survey. Germany Report, June 2008; online publiziert unter http://www.wfmh.org/PDF/KEEPINGCARE/International%20Findings%20Fact%20Sheet.pdf
  2. WFMH, Schizophrenia and Bipolar Disorder Family Caregiver Survey. Germany Report, July 2006; online publiziert unter

 

 

Download

 

Folien Referat Prof. Dr. Dieter Naber zum Thema "Therapietreue und Rückfall bei Schizophreniepatienten aus der Sicht von Arzt, Patienten und Angehörigen" 
Charts Prof. Naber.pdf Charts Prof. Naber.pdf (406.01 KB)

 


 

Quelle: Pressegespräch der Firma Lilly zum Thema „Therapietreue und Rückfall bei Schizophreniepatienten aus der Sicht von Arzt, Patienten und Angehörigen“ am 27.11.2008 in Berlin (Fuhrmann und Schütz).

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