MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Kein Wundermittel gegen Schizophrenien

Aachen (20. März 2009) – Gegen Schizophrenien kann es keine Wunderwaffe geben. Diese Erkrankungen sind äußerst komplex und nehmen verschiedene Formen an. Bis heute gibt es aber nur eine Art von Medikamenten gegen die schweren Erkrankungen. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass es gerade nur ein einziges Arzneimittel sein soll, das sich gegen die große Vielfalt der unterschiedlichen Symptome richtet. Zu dem Schluss kommen Univ.-Prof. Dr. med. Gerhard Gründer von der RWTH Aachen, der Medizin- und Physiologie-Nobelpreisträger Prof. Arvid Carlsson und Prof. Hanns Hippius in einem gemeinsamen Beitrag in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift "Nature Reviews Drug Discovery". 

In ihrem Artikel raten die Autoren der forschenden Pharmaindustrie, die Suche nach einer Wunderwaffe, die alle Probleme der komplexen Schizophrenie-Erkrankungen lösen soll, aufzugeben. Stattdessen müsse jeder einzelne Patient charakterisiert werden, so Gründer, Carlsson und Hippius. Dann könnte man ihm mit einer maßgeschneiderten Kombination von wahrscheinlich unterschiedlichen Medikamenten besser helfen.

Die Arzneien zur Behandlung von Schizophrenien, so genannte Antipsychotika, stehen seit einigen Jahren in der Kritik. Insbesondere haben mehrere klinische Studien in der jüngsten Zeit Zweifel aufkeimen lassen, ob es in den letzten Jahrzehnten überhaupt wesentliche Fortschritte auf diesem Gebiet gegeben hat. In ihrem Artikel legen Gerhard Gründer und seine Koautoren die Gründe dar, woran die fehlende Innovation in diesem wichtigen Sektor der Pharmakotherapie liegen könnte. Außerdem schlagen sie Wege vor, um der bestehenden Situation Abhilfe zu schaffen.

Antipsychotika werden seit 50 Jahren mit großem Erfolg eingesetzt. Sie haben ganz wesentlich zu wichtigen Fortschritten in der Psychiatrie beigetragen: Viele Langzeitbehandlungsplätze wurden aufgelöst und die großen psychiatrischen Anstalten massiv verkleinert. Allerdings hatten die Medikamente der ersten Generation schwerwiegende Nebenwirkungen. Besonders die Motorik der Patienten war davon betroffen. Die Arzneimittel haben teilweise irreversible Bewegungsstörungen verursacht. Die Medikamente der zweiten Generation – so genannte atypische Antipsychotika – weisen diese Nebenwirkungen nur in geringem Maße auf. Zu deren häufigsten Nebenwirkungen gehört die Gewichtszunahme. Herzkreislauf-Erkrankungen sind oft die Folge. Zudem sprechen viele der Symptome, die Schizophrenie kennzeichnen wie schwere kognitive Störungen, auch auf die neuen Medikamente oft nicht an.


Die Autoren des Beitrags in "Nature Reviews Drug Discovery"
Univ.-Prof. Dr. med. Gerhard Gründer ist stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der RWTH Aachen. Außerdem leitet er das Lehr-und Forschungsgebiet Experimentelle Neuropsychiatrie;
Prof. Arvid Carlsson erhielt im Jahr 2000 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin;
Prof. Hanns Hippius ist einer der einflussreichsten Wegbereiter der Psychopharmakotherapie in Deutschland.

Weitere Informationen

http://www.nature.com/nrd/journal/v8/n3/index.html


Quelle: Presseinformation der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen vom 20.03.2009.

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…