Kernpunkte des PRAC zur Berücksichtigung

Codeinhaltige Arzneimittel zur Schmerzbehandlung bei Kindern  

 

Bonn (11. Juli 2013) – Codein ist ein häufig angewendetes Analgetikum (Schmerzmittel), das über das Cytochrom-P450-Enzym CYP2D6 zum aktiven Metaboliten Morphin umgesetzt wird, welches für den pharmakologischen Effekt von Codein verantwortlich ist. Es gibt zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppierungen Unterschiede in der genetischen Ausprägung des CYP2D6-Enzyms. Diese Unterschiede bestimmen das Ausmaß, in dem Codein metabolisiert wird. Einige Menschen weisen einen Mangel an diesem Enzym auf, so dass bei ihnen kein schmerzstillender Effekt durch Codein eintritt. Dagegen weisen andere Menschen mehr als zwei Kopien des Gens für dieses Enzym auf und sind als ultra-schnelle Metabolisierer bekannt. Diese Menschen haben ein höheres Risiko für Nebenwirkungen, weil sie Codein schneller oder in größeren Mengen umsetzen.

 

Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee, PRAC) hat das Nutzen-Risiko-Verhältnis von codeinhaltigen Arzneimitteln zur Linderung von Schmerzen bei Kindern einer Neubewertung unterzogen. Der Grund für diese Neubewertung waren mehrere tödliche oder lebensbedrohliche Fälle einer Morphinintoxikation bei Kindern, denen Codein für die Kontrolle von Schmerzen nach Operationen (Adenoidektomie/Tonsillektomie) zur Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe verabreicht wurde. Es stellte sich heraus, dass sie ultra-schnelle oder extensive Metabolisierer für Codein waren.

 

Vor dem Hintergrund, dass keine Schnelltests zur Überprüfung auf das Vorliegen einer entsprechenden genetischen Disposition verfügbar sind und daher die Konversionsrate von Codein zu Morphin nicht vorhersehbar ist, empfiehlt der PRAC verschiedene Maßnahmen zur Minimierung des Risikos, um sicherzustellen, dass nur Kindern Codein verabreicht wird, für die bei der Schmerzbehandlung der Nutzen größer als die Risiken ist:

 

Codein ist bei Kindern, die älter als 12 Jahre sind, zur Behandlung von akuten moderaten Schmerzen indiziert, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie nicht durch andere Analgetika wie Paracetamol oder Ibuprofen gelindert werden können.

Infolge eines erhöhten Risikos für die Entwicklung von schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Nebenwirkungen, einschließlich Bewusstlosigkeit und Atemstillstand, ist Codein bei pädiatrischen Patienten von 0 bis 18 Jahren kontraindiziert, die einer Tonsillektomie und/oder Adenoidektomie zur Behandlung des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms unterzogen werden.

Codein ist bei Patienten kontraindiziert, von denen bekannt ist, dass sie ultra-schnelle CYP2D6-Metabolisierer sind, da das Risiko einer Morphinintoxikation bei diesen Patienten extrem hoch ist.

 

Codein ist nicht zur Anwendung bei Kindern empfohlen, deren Atmung beeinträchtigt sein kann, einschließlich Kindern mit neuromuskulären Störungen, schweren Herz- oder Atemwegserkrankungen, oberen Atemwegs- oder Lungeninfektionen, multiplen Traumata oder ausgedehnten chirurgischen Eingriffen. Die Symptome der Morphintoxizität können unter diesen Umständen verstärkt werden.

 

Für stillende Frauen ist die Anwendung von Codein kontraindiziert, weil das Risiko für den Säugling erhöht ist, wenn die Mutter Morphin einnimmt und ein ultra-schneller Metabolisierer ist.

 

Codein sollte in der niedrigsten wirksamen Dosierung und für die kürzest mögliche Behandlungsdauer angewendet werden. Diese Dosierung kann bis zu viermal am Tag in Abständen von mindestens 6 Stunden eingenommen werden. Die maximale Tagesdosis sollte 240 mg nicht überschreiten. Die Anwendungsdauer sollte auf 3 Tage begrenzt werden und wenn keine wirksame Schmerzlinderung erreicht werden kann, sollte den Patienten/Sorgeberechtigten geraten werden, den Rat eines Arztes einzuholen.

 

Klinikärzte sollten sich bewusst sein, dass Patienten unterschiedlich auf Codein reagieren können. Personen, die Patienten betreuen, die Codein einnehmen, sollte geraten werden, ärztlichen Rat einzuholen, wenn Symptome einer Intoxikation auftreten.

 

Folgende Symptome können auf eine Codeinintoxikation hinwiesen: Bewusstseinsstörungen, Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit, Verstopfung, Atemdepression, „Stecknadelkopf“-Pupillen, Übelkeit und Erbrechen.

 

PRAC: Codeine-containing medicines

 


 

Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), 11.07.2013 (tB).

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