Kinder sollten Wasser trinken

Verzehr zuckerhaltiger Getränke ist Risikofaktor für Adipositas

 

Berlin (7. Juli 2008) – Viele Kinder in Deutschland sind durch adipositasfördernde (adipogene) Lebensbedingungen gefährdet, Übergewicht und daraus resultierende Folgeerkrankungen zu entwickeln. Auf der Basis der Zahlen des zwischen 2003 und 2006 durchgeführten Kinder- und Jugendgesundheit-Surveys (KIGGS) sind 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren übergewichtig. Das sind etwa 1,9 Millionen übergewichtiger Kinder. Verglichen mit den vor rund 15 Jahren erhobenen Referenzdaten entspricht dies einem Anstieg um 50 Prozent. Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) hat deshalb jetzt Empfehlungen ausgesprochen, wie man die Gefährdung durch hohen Verzehr zuckerhaltiger Getränke bei Kindern minimieren kann. Die gesamte Stellungnahme findet sich unter www.dgkj.de/972.html

 

Übergewicht und Adipositas entstehen durch ein Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme mit Speisen und Getränken und dem Energieverbrauch, der wesentlich durch die körperliche Aktivität beeinflusst wird. Eine Vielzahl von Studien hat die Bedeutung einzelner Nahrungskomponenten für die Entstehung der Adipositas dokumentiert. Eine besondere Bedeutung haben Nahrungsmittel mit einer hohen Energiedichte (hohe Kalorienzahl pro Portion Lebensmittel). Zuckerzusätze erhöhen die Energiedichte von Getränken. Eine regelmäßig hohe Zufuhr zuckerhaltiger Getränke ist ein eigenständiger Risikofaktor für eine übermäßige Gewichtszunahme, der vergleichsweise einfach veränderbar ist.

 

Limonaden, Colagetränke, und andere zuckerhaltige Erfrischungsgetränke sind heute fast überall (zuhause, in Gaststätten, Fast Food-Restaurants, Getränkeautomaten und Schulen) für wenig Geld verfügbar. Neben Fruchtsäften gibt es in Deutschland ein vielfältiges Angebot von wasserbasierten Getränken, denen Zucker zugesetzt wurde, ggf. auch Kohlensäure, Aromastoffe und Koffein. Sie zählen überwiegend zu den Erfrischungsgetränken, den sogenannten Soft Drinks. Wenn Kinder häufiger zuckerhaltige Getränke zu sich nehmen, trinken sie weniger Milch und Milchprodukte. Das kann für die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralien problematisch werden. Milch liefert vor allem Kalzium, Vitamin D, Vitamin B2, Vitamin A, Vitamin B12, Vitamin B6.

 

In den USA hat der Konsum zuckerhaltiger Getränken zwischen 1977 und 2001 um 135 Prozent zugenommen. Kinder und Jugendliche in Deutschland trinken insgesamt weniger Erfrischungsgetränke, aber mehr Fruchtsäfte, wobei die Gesamtzufuhr aller zuckerhaltiger Getränke noch unter den amerikanischen Verzehrsmengen bleibt. Fruchtsäfte enthalten zwar einen Großteil der Nährstoffe der ursprünglichen Frucht haben aber einen relativ hohen Energiegehalt.

 

Eine aktuelle, systematische Literaturrecherche zeigte den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von zuckerhaltigen Getränken und dem Risiko für die Entstehung von Übergewicht aufzeigt. Zwischen 1966 und Mai 2005 wurden hierzu 15 Querschnittsuntersuchungen sowie zehn prospektive und fünf experimentelle Studien publiziert. Der Großteil von ihnen zeigte einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Zufuhr zuckerhaltiger Getränke und Übergewicht oder Adipositas. Auch die Daten der deutschen DONALD Studie zeigen, dass bei Mädchen im Alter zwischen neun und 18 Jahren eine Steigerung des Verzehrs von zuckerhaltigen Getränken mit einem höheren BMI verbunden ist. Zuckerhaltige Getränke scheinen auch das Risiko für die Entstehung eines Typ-2 Diabetes mellitus zu erhöhen. Zudem besteht ein klarer Zusammenhang zwischen dem Verzehr von zuckerhaltigen Getränken und der Entwicklung von Karies. Dazu trägt auch der höhere Säuregehalt vieler dieser Getränke bei, der zur Erosion der Zahnoberfläche führt.

 

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

  • Der regelmäßige Verzehr zuckerhaltiger Getränke (z. B. Limonaden- und Colagetränke, Fruchtsäfte) erhöht das Risiko für Übergewicht und Adipositas.
  • Der Verzehr von Früchten ist bezüglich der Wirkung auf die Sättigung und die Energiebilanz dem Verzehr von Fruchtsäften vorzuziehen.
  • Für gesunde Kinder und Jugendliche besteht keine Notwendigkeit, über Getränke Energie zu sich nehmen, sofern nicht extreme körperliche Belastungen wie bei länger dauernder sportlicher Aktivität vorliegen.
  • Kinder und Jugendliche sollten vorwiegend energiefreie oder energiearme Getränke (Wasser, ungezuckerte Tees, stark verdünnte Saftschorlen) verzehren.
  • Kinder und Jugendärzte sollten über mögliche Risiken des Verzehrs zuckerhaltiger Getränke aufklären.
  • In Kindertageseinrichtungen und Schulen sollte die Abgabe von zuckerhaltigen Getränken eingeschränkt werden.

 

Ansprechpartner
Prof. Dr. Berthold Koletzko
Vorsitzender Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.
eMail: office.Koletzko@med.uni-muenchen.de

 


Quelle: Newsletter Juli/August 2008 der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) vom 07.07.2008.

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…