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Kommunikation entscheidend
Herzschwäche braucht neue Versorgungsstrukturen
Würzburg (4. August 2016) – Das Fehlen der Versorgungskontinuität für chronische Herzschwächepatienten nach dem Krankenhausaufenthalt belastet die Betroffenen schwer, warnt jetzt ein Zusammenschluss führender deutscher Herzspezialisten aus dem DZHI (Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz) und den beiden ärztlichen Dachverbänden DGK (Dt. Gesellschaft für Kardiologie) und DGTHG (Dt. Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie) in der Fachzeitschrift „Der Kardiologe“. Die Mediziner empfehlen neben einer verbesserten kardiologischen Infrastruktur die sektorenübergreifende, eng verzahnte Kooperation zwischen klinischer und ambulanter Betreuung der Herzschwächepatienten.
Als häufigste Ursache einer Krankenhauseinweisung und mit kontinuierlich steigenden Fallzahlen ist die Herzinsuffizienz (Herzschwäche) eine der großen medizinischen Herausforderungen, denen sich das Gesundheitssystem und Versorger derzeit stellen müssen. Die bislang nicht heilbare Erkrankung geht mit einer hohen Sterberate und häufigen Hospitalisierungen einher, die Krankheitskosten steigen. Auch, weil Herzinsuffizienz dank intensiver Forschung immer besser behandelt wird. Doch noch profitieren Patienten zu wenig davon.
Intensivieren d er Zusammenarbeit von klinischen und nicht-kl inischen Bereichen notwendig
„Klassischerweise müssen chronische Herzschwächepatienten im Verlauf ihrer Erkrankung drei bis vier Mal stationär aufgenommen werden“, erklärt Kardiologe Professor Georg Ertl, Sprecher des DZHI. Im Krankenhaus, so der Experte weiter, erhalten die Patienten die bestmögliche Behandlung, wenn das Haus über spezialisierte Versorgungseinheiten für Herzinsuffizienz verfügt. Bislang seien diese jedoch kaum vorhanden. Hinzu kommt, dass der Patient nach dem Krankenhausaufenthalt in eine Versorgungskette aus Kardiologen, Hausärzten und nichtärztlichen Leistungserbringern entlassen wird, deren Mitglieder nicht effektiv genug miteinander kommunizieren und kooperieren. „Viele Studien haben gezeigt, dass die Langzeitprognose bei Herzschwäche signifikant verbessert werden kann, wenn neue, sektorenübergreifende Behandlungsstrategien und Versorgungskonzepte umgesetzt würden“, so Professor Ertl.
Gemeinsam mit weiteren führenden Herzspezialisten der ärztlichen Berufsverbände DGK und DGTHG sowie der Arbeitsgemeinschaft der Leitenden Kardiologischen Krankenhausärzte (ALKK ) und dem Bundesverband der Niedergelassenen Kardiologen (BNK) spricht sich der Kardiologe für den organisatorischen Zusammenschluss der verschiedener Leistungsträger in neu zu etablierenden Herzinsuffizienz-Netzwerken aus. Sie sollen strukturell sicherstellen, dass stationäre und post-stationäre Versorgung Hand in Hand nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen verläuft. „Wir empfehlen ein Netz aus Versorgungskomponenten, das lokale und überregionale Versorgungseinheiten kombiniert: Schwerpunktpraxen oder – ambulanzen mit entsprechender technischer Ausstattung und spezialisiertem Pflegepersonal sollen lokal erste Anlaufstelle sein, Schwerpunktkliniken in den Krankenhäusern sind die nächst größere Anlaufstelle, in denen zusätzlich die vielen, komplizierten Begleit- und Folgeerkrankungen behandelt werden. Zuletzt stellen große, überregionale Zentren für Herzinsuffizienz Infrastruktur für chirurgische Eingriffe und Akutsituationen dar. Notwendig wird dies etwa beim Einbringen von Ersatzherzen oder Schrittmacher.
Kommunikation entscheidend
Viel Arbeit liegt also vor den Medizinern und Gesundheitswirtschaftlern, die diese Strukturen zum Leben erwecken wollen. „Zentral ist für uns auch die Kommunikation über Sektorengrenzen hinweg. Wir empfehlen daher, dass in den Netzwerken Raum geschaffen wird für mehr Interaktion mit behandelnden Hausärzten, Pflegepersonal, Ange-hörigen und Palliativbetreuern – etwa durch Schulungen. Zudem müssen die Netze auch ein neues Entlassmanagement aus den fachmedizinischen Spezialzentren der Krankenhäuser in die hausärztliche und ambulant kardiologische Versorgung koordinieren, damit die chronischen Patienten bedarfsgerecht medizinisch betreut sind.“
Weitere Informationen
Quelle: Universitätsklinikum Würzburg , 04.08.2016 (tB).