46. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft

Liraglutid: Kardiovaskuläre Parameter im Fokus der Forschung

 

Leipzig (1. Juni 2011) – Menschen mit Typ 2 Diabetes haben im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes ein hohes kardiovaskuläres Risiko1, das aktuellen Daten zufolge maßgeblich durch die Wahl der Therapie beeinflusst werden kann. Das war eine der zentralen Botschaften auf einem Symposium von Novo Nordisk im Rahmen der 46. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft in Leipzig.2 So gibt es für das humane-GLP-1 Analogon Liraglutid inzwischen zahlreiche Hinweise, dass es über ein Potenzial kardiovaskulärer Protektion verfügt, das deutlich über die reine Blutzuckersenkung hinaus geht.

 

Patienten mit Diabetes erleiden im Durchschnitt 15 Jahre früher einen Herzinfarkt als Menschen ohne diese chronische Erkrankung.3 Dieses unabhängig erhöhte Risiko wird durch zahlreiche Co-Faktoren wie Hypertonie, Übergewicht und Dyslipoproteinämie weiter gesteigert. Aber auch die zur Therapie des Diabetes mellitus eingesetzten Wirkstoffe haben einen Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko, betonte Professor Dr. Michael Nauck, Bad Lauterberg. So zeigen beispielsweise Daten von Tzoulaki et al.4, dass das Risiko für kardiale Ereignisse unter Sulfonylharnstoffen der ersten Generation im Vergleich zu Metformin stark erhöht ist.

 

Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA fordert deshalb seit Ende 2008 für alle neuen Diabetestherapeutika den Nachweis der kardiovaskulären Sicherheit und geht sogar noch einen Schritt weiter, indem sie Belege für einen „kardiovaskulären Benefit“ neuer Therapieoptionen verlangt, erklärte Nauck.

 

 

Effektive Blutzuckersenkung und früher Therapiebeginn

 

Eine wesentliche Reduktion des hohen kardiovaskulären Risikos von Menschen mit Typ 2 Diabetes kann durch eine intensive Blutzuckersenkung erreicht werden. Professor Dr. Werner Kern, Ulm, präsentierte hierzu Daten von Ray KK et al.5, die zeigen, dass eine Verminderung des HbA1c um 0,9 Prozent das Myokardinfarkt-Risiko um 17 Prozent reduziert. Kern betonte, dass die Risikominderung jedoch nur dann eintritt, wenn die Intensivierung der Therapie in einem Stadium der Erkrankung erfolgt, in dem die arteriosklerotischen Veränderungen der Gefäße noch nicht zu weit fortgeschritten sind. Dies steht in Einklang mit der kritischen Betrachtung großer Endpunktstudien wie beispielsweise ACCORD6, VADT7 und Steno-28.

 

Die neuen Erkenntnisse schlagen sich auch in den aktuellen Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft zur Therapie des Typ 2 Diabetes nieder, in denen eine rasche Intensivierung der Therapie gefordert wird, wenn der Ziel-HbA1c-Wert von 6,5 Prozent nicht erreicht wird.9 Eine sinnvolle Add-on Therapie beim Versagen von Metformin ist die Gabe von Liraglutid (Victoza®). Die Kombination aus dem humanen-GLP-1 Analogon und Metformin senkte in der LEAD 2-Studie den Blutzucker durchschnittlich um bis zu 1,25 %.10

 

 

Liraglutid – Effektive glykämische Kontrolle und Gewichtsabnahme

 

Unter der Behandlung mit Liraglutid kommt es dabei bei der Mehrzahl der Patienten zu einer dauerhaften Gewichtsreduktion.10,11,12,13 Kern unterstrich, dass dieser Gewichtsrückgang vor allem auf die Verminderung von viszeralem Fett zurückzuführen ist.14 Dies ist von besonderer Bedeutung, da die vom viszeralen Fett sezernierten Adipozytenprodukte kardiometabolisch relevante Mediatoren wie Leptin, Adiponektin, Resisten oder Entzündungsparameter wie TNF oder IL-6 beeinflussen, so Kern weiter.

 

Bei der Behandlung mit Liraglutid und Metformin wurden sehr wenige Hypoglykämien beobachtet. Bei weniger als 3 % der Patienten in der LEAD 2-Studie kam es zu einer leichten Hypoglykämie (schwere Hypoglykämien wurden nicht beobachtet).10

 

 

Pleiotrope Effekte von Liraglutid

 

Professor Dr. Christian Schneider, Kardiologe aus Köln, machte deutlich, dass die umfangreichen Daten des LEAD-Studienprogramms den Schluss zulassen, dass Liraglutid neben Blutzuckersenkung und Gewichtsreduktion weitere potenzielle kardiovaskuläre Vorteile hat. So verminderte Liraglutid in einer Metaanalyse Gesamt- und LDL-Cholesterin bei Patienten mit Typ 2 Diabetes.15 Dieser Effekt war unter dem GLP-1 Analogon stärker ausgeprägt als unter Exenatid.16

 

Liraglutid senkt außerdem den systolischen Blutdruck.17 Als mögliche Mechanismen für diese Wirkung kommen Schneider zufolge direkte Effekte am Endothel, eine vermehrte Natrium-Ausscheidung sowie die Reduktion des viszeralen Fetts in Frage.

 

Darüber hinaus verbessern sich unter der Therapie mit Liraglutid eine ganze Reihe weiterer Biomarker, die mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert sind – z.B. BNP (Brain Natriuric Peptide), hsCRP (high-sensitivity C-reaktives Protein) und PAI-1 (Plasminogen-Activator-Inhibitor). Außerdem steigert Liraglutid die NO-Produktion in-vitro und hat damit das Potenzial, anti-entzündlich am Gefäßendothel zu wirken.18

 

All diese Effekte können Professor Dr. Christian Schneider, Köln, zufolge dazu beitragen, dass Liraglutid ein über die Blutzuckersenkung hinaus gehendes kardiovaskulär protektives Potenzial bieten könnte. Erste Hinweise darauf gibt auch ein auf der 46. DDG-Jahrestagung vorgestelltes Poster, in dem kardiovaskuläre Vorteile von Liraglutid anhand einer gepoolten Auswertung der Liraglutid-Studien der Phase II und III präsentiert wurden.19

 

Ein valider Beleg für die potenziellen kardiovaskulären Vorteile von Liraglutid bei Patienten mit Typ 2 Diabetes wird von der derzeit laufenden kardiovaskulären Endpunktstudie LEADERTM erwartet, in die Nauck zufolge ein großes Spektrum an Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko eingeschlossen wurde.

 

 

Liraglutid und nicht-alkoholische Fettleber

 

Hinweise auf zusätzliche positive Effekte von Liraglutid gibt auch eine im Rahmen der freien Vorträge bei der 46. DDG-Jahrestagung präsentierte Untersuchung20, die die Auswirkungen von Liraglutid auf nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) bei Patienten mit Typ 2 Diabetes untersuchte (LEAD 2 Extensionsstudie). Dabei zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Leberenzyme wie beispielsweise ALAT (Alanin-Aminotransferase) und Lebersteatosen unter Liraglutid, sowie eine Verminderung des Körperfetts, insbesondere des viszeralen Fetts. Der dosisabhängige Effekt trat in der Studie nach 26 Wochen ein und hielt über den gesamten weiteren Studienzeitraum an. 4

 

 

Quellen 

  1. Schramm TK et al. Circulation 2008; 117:1945-1954
  2. Novo Nordisk Creutzfeldt Symposium: Diabetes im Wandel – stehen zukünftig kardiovaskuläre Parameter im Mittelpunkt? 46. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, 1. Juni 2011, Leipzig
  3. Booth et al. Lancet 2006; 368:29-36
  4. Tzoulaki I et al. BMJ 2009; 339:b4731
  5. Ray KK et al. Lancet 2009; 373:1765-1772
  6. ACCORD Study Group NEJM 2008; 358:2545-2559
  7. Reaven P ADA-Symposium 2008
  8. Gaede P et al. NEJM 2008; 358:580-591
  9. Matthaei S et al. Diabetologie 2010; 5:127-132
  10. Nauck M et al. Diabetes Care 2009; 32(1):84-90 (LEAD 2)
  11. Garber A et al. Lancet 2009; 373:473-481 (LEAD 3)
  12. Zinman B et al. Diab Care 2009; 32:1224-1230 (LEAD 4)
  13. Marre M et al. Diabet Med 2009; 26:268-278 (LEAD 1)
  14. Jandel J et al. Diabetes Obesity and Metabolism 2009; 11:1163-1172
  15. Plutzky et al. Diabetologia 2009; 52(Suppl.1):S299
  16. Buse et al Lancet 2009; 374:39-47
  17. Fonseca et al. Diabetes 2009; 58(Suppl.1):A146
  18. Hattori Y et al. Diabetologia 2010; 53(10)2334-2339
  19. Jacob S et al. Poster 216, 46. DDG-Jahrestagung, Juni 2011, Leipzig
  20. Armstrong MJ et al. Freier Vortrag Nr. 46, 46. DDG-Jahrestagung, 3. Juni 2011, Leipzig

  

Über Novo Nordisk

 

Novo Nordisk ist ein international tätiges und forschendes Unternehmen der Gesundheitsbranche mit einer weltweit führenden Position in der Diabetesversorgung. Daneben hält Novo Nordisk führende Stellungen in den Bereichen Blutgerinnung (Hämostase), Wachstumshormon- und Hormonersatztherapie. Dem ganzheitlichen Anspruch „Changing Diabetes® – Diabetes verändern“ entsprechend werden alle Produkte und Aktivitäten in größtmöglicher Verantwortung für Patienten, Ärzte und Gesellschaft konzipiert. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Dänemark beschäftigt weltweit mehr als 29.300 Mitarbeiter in 76 Ländern, davon rund 600 am deutschen Standort in Mainz. Seine Produkte werden in 179 Ländern vertrieben. Als Aktiengesellschaft ist Novo Nordisk an den Börsen von Kopenhagen und New York gelistet.

 

Weitere Informationen unter www.novonordisk.de  und www.diabetes-im-blick.de  

 

 


Quelle: Novo Nordisk Creutzfeldt Symposium: Diabetes im Wandel – stehen zukünftig kardiovaskuläre Parameter im Mittelpunkt? 46. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, 1. Juni 2011, Leipzig  (3K-Agentur für Kommunikation)(tB).

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