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Mangelernährung
Ein unterschätztes Problem
Berlin (3. Juni 2008) – Die Gesamtanzahl mangelernährter erwachsener Menschen in Deutschland beträgt einer aktuellen Studie zufolge nahezu 1,5 Millionen, davon etwa eine Millionen im Alter über 65*. Viele dieser Fälle, so schätzt man, bleiben unentdeckt und damit unbehandelt. Dass alte Menschen immer schmaler werden und an Kraft verlieren, gilt vielen – Angehörigen, aber auch Ärzten – noch immer als normale Alterserscheinung. Tatsächlich liegt häufig ein Defizit an Energie, Eiweiß und anderen lebenswichtigen Nährstoffen zugrunde, das schwerwiegende Folgen für die Gesundheit hat. Mangelernährung verursacht rund neun Milliarden Zusatzkosten für das deutsche Gesundheitssystem jährlich, Tendenz steigend.
Mangelernährung hat ernsthafte Folgen für die Gesundheit
Zu einem volkswirtschaftlichen Kostenfaktor wird die Mangelernährung deshalb, weil betroffene ältere Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen rechnen müssen, die eine ärztliche, häufig auch eine klinische Behandlung notwendig machen. Bei der Einweisung ins Krankenhaus sind mehr als die Hälfte der geriatrischen Patienten mangelernährt. Die durchschnittliche Verweildauer eines mangelernährten Patienten im Krankenhaus liegt um 42,5 Prozent höher als bei adäquat ernährten. Eine andauernde unzureichende Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen führt zum Abbau von Muskulatur, schwächt das Immunsystem und beeinträchtigt die Wundheilung. Das Risiko für Gebrechlichkeit, Komplikationen, und längere und schwerwiegendere Krankheitsverläufe steigt. Mangelernährung kann sogar neurologische Störungen und Demenz begünstigen und geht häufig mit Antriebslosigkeit und Schwäche sowie dem Verlust an Lebenskraft, Lebensfreude und auch Selbstständigkeit einher.
Der Teufelskreis der Mangelernährung
Eine Mangelernährung im Alter kann vielfältige Ursachen haben. Auf der körperlichen Seite gehören dazu Alterserscheinungen wie nachlassende Sinneswahrnehmungen, eine gestörte Sättigungsregulation sowie eine andere Körperzusammensetzung, aber auch Beeinträchtigungen wie eine reduzierte Beweglichkeit der Hände und Finger oder schlechte Zähne. Daneben spielen ökonomische Aspekte (geringes Einkommen), psychologische (Trauer, Einsamkeit, Depression) und soziale Aspekte eine Rolle, z.B. die ungewohnte Umgebung einer Pflegeeinrichtung. Darüber hinaus schlagen – nicht nur alten Menschen – harmlose Erkrankungen auf den Appetit oder verstärken die körperlichen Beeinträchtigungen. Viele schwerwiegende, v. a. konsumierende Krankheiten haben Auswirkungen auf den Nährstoffbedarf des Körpers und erhöhen dadurch ihrerseits das Risiko einer Mangelernährung. Umgekehrt beeinträchtigt eine Mangelernährung das körperliche und seelische Wohlbefinden und schwächt die Immunabwehr. Der Teufelskreis aus Mangelernährung und Krankheit im Alter verschlechtert die Lebensqualität und vermindert die Selbständigkeit.
Wege aus der Mangelernährung
Um diese Abwärtsspirale zu durchbrechen, ist ein möglichst frühzeitiges Erkennen und Einschreiten sehr wichtig. Dies erfordert Aufmerksamkeit und Sorgfalt von Angehörigen oder Pflegepersonal, vom behandelnden Hausarzt oder Apotheker für die kleinen Anzeichen und Alarmsignale wie Appetitlosigkeit oder zu weite Kleidung, die auf einen ungewollten Gewichtsverlust hindeuten können. Und es erfordert ein adäquates Gegensteuern: von der ansprechenden Gestaltung der Mahlzeit und dem Essen in Gesellschaft über Hilfe bei der Zubereitung oder eine Anpassung des Speiseplans bis hin zur ergänzenden Ernährung mit Trinknahrung. So individuell die Ursachen einer Mangelernährung sein können, so wenig gibt es eine einfache Lösung. „Der erste Schritt ist klar: Wir brauchen ein höheres Problembewusstsein und mehr Sensibilität in der medizinischen oder pflegerischen Betreuung, aber auch in der Öffentlichkeit.“, kommentiert Dr. Dorothee Volkert von der Pfrimmer Nutricia GmbH das gesellschaftliche Dilemma. „Dass viele Ärzte ihre älteren Patienten gar nicht auf Mangelernährung untersuchen oder kaum mehr als einen flüchtigen Blick dafür haben, darf aus unserer Sicht nicht sein.“
„NutriAction“ soll Mangelernährung ins Bewusstsein rücken
Das Unternehmen startet jetzt eine Initiative zur Aufklärung über Mangelernährung, „NutriAction“. In einer Aktionswoche vom 22. bis zum 26. September 2008 können Über-65-jährige bundesweit in teilnehmenden Hausarztpraxen und Apotheken ihren Ernährungsstatus untersuchen lassen. Im Rahmen der Aktionswoche wird mit einfachen Methoden, wie zum Beispiel der Ermittlung des Body-Mass-Index’ (BMI) und eines ungewollten Gewichtsverlustes, das Risiko für Mangelernährung erfasst. „Mangelernährung wird in Deutschland nicht wahrgenommen, weil sie vorrangig Menschen betrifft, die nicht mehr aktiv am öffentlichen Leben teilnehmen, und weil sie meist von Erkrankungen überdeckt wird“, meint Dr. Volkert. „Es müssen viele ihren Teil dazu beitragen, dass die Behandlung der Mangelernährung den Stellenwert bekommt, der ihr zusteht.“
Anmerkung
*Studie der CEPTON GmbH München 2007; 14-15