MDS: Risiken von Medizinprodukten nicht unterschätzen

Register können notwendige Transparenz bringen

 

Berlin / Essen (25. August 2008) – Um die Qualität zumindest der häufigsten und wichtigsten Medizinprodukte unter Alltagsbedingungen zu erfassen, fordert der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) die Einführung von verbindlichen Registern. "Wir sind es den Patienten schuldig, dass wir auch bei Medizinprodukten den Sicherheitsstandard anstreben, den wir bei Arzneimitteln längst erreicht haben. Register können die notwendigen Daten liefern, um schnell und zuverlässig gefährliche Medizinprodukte zu identifizieren", sagte Prof. Dr. Jürgen Windeler, Leitender Arzt des MDS, anlässlich der Veranstaltung "Monitoring von Medizinprodukten – Welchen Nutzen haben Register?" am 25. August 2008 in Berlin.

 

In Deutschland können Medizinprodukte wie etwa Herzschrittmacher oder künstliche Hüftgelenke vergleichsweise einfach auf den Markt gebracht werden. Ein Zulassungsverfahren wie bei Arzneimitteln, das die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit prüft, existiert für Medizinprodukte nicht. Voraussetzung für die Marktfähigkeit ist lediglich das CE-Kennzeichen. Dafür werden in erster Linie die technischen Eigenschaften der Produkte überprüft. Weiter gehende Regelungen gibt es für den Einsatz im Krankenhaus nicht; für die Verordnung durch den niedergelassenen Arzt gelten andere Regeln.

 

"Ganz oben muss der Patientenschutz stehen", betonte Windeler. Er forderte, alle Instrumente zur Bewertung von Wirksamkeit und Risiken konsequent auch bei Medizinprodukten einzusetzen. Diese Bewertung sollte möglichst schon vor der Markteinführung erfolgen. Nach der Markteinführung kann die Unbedenklichkeit eines Produktes mit Hilfe von Registern langfristig beobachtet werden. Die Erfahrungen aus anderen Ländern – etwa aus den USA oder aus Schweden – zeigen, dass Register einen direkten Einfluss auf die Versorgungsqualität haben. So sinkt in Schweden, das seit 1979 ein Endoprothesen-Register betreibt, seit Jahren die Anzahl der "Reparatureingriffe" (Zweiteingriffe oder Revisionen) bei Hüftendoprothesen-Implantaten. In Deutschland dagegen existieren Register – wenn überhaupt – nur regional und auf freiwilliger Basis.

 

"Mit Registern könnten Sicherheit und Qualitätsstandards bei Medizinprodukten entscheidend verbessert werden", sagte Windeler. Dabei komme es entscheidend auf die Ausgestaltung und damit auf die Qualität der Register an. Etwa müssten Register vorsehen, dass eine Verbindung zwischen dem individuellen Produkt und dem Patienten hergestellt werden kann – auch, um im Gefahrenfall betroffene Patienten identifizieren zu können. "Außerdem muss ein Register vollständig sein, also alle Fälle – im Sinne einer Vollerhebung – erfassen."

 

Der MDS sprach sich weiter dafür aus, Register vorrangig für höherklassige Medizinprodukte einzuführen. Das sind aktive Implantate oder Produkte, die 30 Tage oder länger im Körper verbleiben. Hierzu gehören z.B. Herzschrittmacher, implantierbare Defibrillatoren, Koronarstents (implantierbare Gefäßstützen), Gelenkendoprothesen oder Intraokularlinsen. Jährlich werden etwa 1,1 Millionen dieser Implantate eingesetzt.

 

Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen.

 

Was ist ein Medizinprodukt?

Medizinprodukte – das sind zur Anwendung am Menschen bestimmte Instrumente, Vorrichtungen oder Stoffe, die im weitesten Sinne bei der Erkennung, Verhütung und Behandlung von Erkrankungen eingesetzt werden. Das Spektrum reicht von Kathetern, über Herzschrittmacher und Ultraschallgeräte bis zu Kernspintomographen. Aber auch Soft-ware, Verbandmaterialien und Einwegspritzen gehören dazu. Insgesamt werden rund 500.000 verschiedene Produkte unter dem Begriff ‚Medizinprodukte‘ zusammengefasst. Allen gemeinsam ist – im Gegensatz zu Arzneimitteln – ihre vorwiegend "physikalische Wirkungsweise".

 

Was ist ein Medizinprodukte-Register? Ein Medizinprodukte-Register dokumentiert umfassend,

 

  • welche Implantate,
  • bei welchen Patienten,
  • mit welchen Krankheiten,
  • in welchen Krankenhäusern

 

verwendet werden. Festgehalten wird, ob Komplikationen aufgetreten sind und – im Fall von Implantaten – ob das Produkt durch eine Zweitoperation ausgewechselt werden musste.

 


 

Quelle: Presseinformation des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) vom 25.08.2008 (tB).

 

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…