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Medikamente zur Vorbeugung von postoperativer Übelkeit und Erbrechen bei Erwachsenen

 

Freiburg (26. Oktober 2020) — Erbrechen und Übelkeit sind häufige Nebenwirkungen nach Operationen unter Vollnarkose. Für Patienten sind diese Symptome nicht nur belastend, sondern sie können auch zu längeren Krankenhausaufenthalten oder zu anderen, unerwünschten Wirkungen oder Komplikationen führen. Mittlerweile gibt es viele Medikamente aus verschiedenen Arzneimittelgruppen zur Vorbeugung postoperativer Übelkeit. Cochrane Autoren untersuchten die Wirksamkeit und Nebenwirkungen dieser Medikamente in einem neuen Cochrane Review.
Übelkeit und Erbrechen nach Operationen unter Vollnarkose treten häufig bei Patienten ein. Die Symptome lassen nach wenigen Stunden oft wieder nach, können jedoch auch länger anhalten. Aufgrund dessen müssen einige Patienten möglicherweise länger als erwartet im Krankenhaus bleiben. Es kann auch zu anderen, unerwünschten Wirkungen oder Komplikationen kommen. Frauen scheinen öfter betroffen zu sein als Männer, ebenso wie Personen, die opioidhaltige Schmerzmittel einnehmen oder Personen, die unter Reisekrankheit leiden oder die schon zuvor unter postoperativer Übelkeit litten.


Medizin, die Übelkeit vorbeugen soll

Medikamente, so genannte Antiemetika, werden verabreicht, um zu verhindern, dass Menschen nach einer OP unter Übelkeit oder Erbrechen leiden. Bei Personen mit erhöhtem Risiko für Übelkeit können diese Medikamente bereits vor oder während der Narkose verabreicht werden. Antiemetika werden je nach ihrer Wirkung in sechs Arzneimittelgruppen eingeteilt. Manchmal wirken Medikamente besser, wenn sie in Kombination mit Medikamenten einer anderen Klasse verabreicht werden.


Cochrane Review geht Wirksamkeit von Antiemetika zur Vorbeugung von postoperative Übelkeit nach

Autoren eines neuen Cochrane Reviews untersuchten deshalb in Form einer Netzwerk-Metaanalyse, welche der verfügbaren Medikamente die wirksamsten zur Vorbeugung von postoperativen Übelkeit bei Erwachsenen sind. Auch wollten sie wissen, welche Nebenwirkungen unter Einnahme dieser Medikamente auftreten können, sowie eine Rangordnung der Medikamente und Medikamentenkombinationen gemäß ihrer Wirksamkeit und den Nebenwirkungen erstellen.
Die Autoren suchten nach randomisierten kontrollierten Studien, die bis November 2017 veröffentlicht worden waren. Eine Aktualisierung der Suche nach neuen Studien fand im April 2020 statt.
Die Autoren fanden 585 randomisierte kontrollierte Studien mit 97.516 erwachsenen Teilnehmern (davon über 80 % Frauen), die sich einer Operation unter Vollnarkose unterzogen; 44 einzelne Medikamente aus sechs verschiedenen Wirkstoffklassen und 51 Wirkstoffkombinationen wurden entweder 1) untereinander, 2) mit einer Kontrollgruppe, die keine Maßnahme erhielt, oder 3) mit einer Kontrollgruppe, die ein Placebo (Scheinmedikament) erhielt, verglichen.
Die Autoren nutzen als Maßstab für die Wirksamkeit der untersuchten Präparate, wie viele Menschen in den ersten 24 Stunden nach der Operation unter Übelkeit litten. Auch untersuchten sie nach unerwünschten Ereignissen, einschließlich ernster und lebensbedrohlicher Nebenwirkungen.


Was waren die Hauptergebnisse des Reviews?

Im Vergleich zur Placebo-Behandlung verhinderten 10 von 28 Einzelpräparate und 29 von 36 Medikamentenkombinationen, dass bei den Teilnehmenden in den ersten 24 Stunden nach der Operation Übelkeit auftrat (282 Studien). Kombinationen von Antiemetika wirkten im Allgemeinen besser als allein verabreichte Einzelpräparate. Das Einzelpräparat, das am besten wirkte, war Fosaprepitant, gefolgt von Casopitant, Aprepitant, Ramosetron, Granisetron, Dexamethason, Tropisetron, Ondansetron, Dolasetron und Droperidol.
Die Autoren sind zuversichtlich, dass Aprepitant, Ramosetron, Granisetron, Dexamethason und Ondansetron eine Übelkeit mit Erbrechen verhinderten. Sie sind nur mäßig zuversichtlich, was die Wirkung von Fosaprepitant und Droperidol betrifft. Auch sind sie sich nicht sicher, wie gut Casopitant, Tropisetron und Dolasetron wirken.
Nicht alle eingeschlossenen Studien berichteten über schwerwiegende Nebenwirkungen der Medikamente. Zudem sind sich die Autoren nicht sicher, ob schwerwiegende, lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen im Vergleich zu einer Placebobehandlung in ähnlicher Häufigkeit auftreten oder im Vergleich reduziert sind (28 Studien).
Von den wirksamsten Arzneimitteln gegen die Übelkeit bewirkten Granisetron und Ondansetron im Vergleich zu Placebo wahrscheinlich nur einen geringfügigen oder keinen Unterschied im Auftreten unerwünschter Wirkungen, obwohl Dexamethason und Droperidol möglicherweise weniger unerwünschte Wirkungen als Placebo verursachen. Die Autoren sind sich bezüglich der Nebenwirkungen einer Einnahme von Aprepitant und Ramosetron unsicher (61 Studien). Sie fanden keine Studien, die über unerwünschte Wirkungen durch Fosaprepitant berichteten.


Schlussfolgerungen der Autoren

Bei Menschen mit erhöhtem Risiko beugten einige Medikamente einer Erkrankung oder Übelkeit nach der Vollnarkose vor. Die zuverlässigsten Antiemetika waren Aprepitant, Ramosetron, Granisetron, Dexamethason und Ondansetron, gefolgt von Fosaprepitant und Droperidol.
Die Autoren fanden jedoch nicht genügend verlässliche Evidenz für mögliche unerwünschte Ereignisse, um diese Medikamente zuverlässig nach ihrer Wirksamkeit einzustufen.

 

 

 


Quelle: Cochrane Deutschland Stiftung (CDS), 26.10.2020 (tB).

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