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Mehr gesellschaftliche Anerkennung für die Pflege
Bundesminister Olaf Scholz beim Fachgespräch mit dem Bündnis „Pflege ist mehr wert!“
Hamburg (17. Juli 2008) – Die Arbeit in der Pflege muss mehr gesellschaftliche Anerkennung bekommen. Dazu gehört auch die angemessene Entlohnung aller Pflegekräfte. Das Bündnis „Pflege ist mehr wert“, das vom ASB, DW und Ver.di im Herbst letzten Jahres gegründet wurde, setzt sich hierfür ein. In Hamburg sind insbesondere in der ambulanten Pflege immer weniger Anbieter tarifgebunden. Nur noch die Diakonie und der Arbeiter-Samariter-Bund mit knapp 20 % der Beschäftigten zahlen flächendeckend nach Tariflohn. Dazu führten die Bündnispartner am 15. Juli im Diakonischen Werk Hamburg ein Fachgespräch mit Bundesarbeitsminister Olaf Scholz und gaben ihm ihre Forderungen mit auf den Weg nach Berlin.
Knut Fleckenstein, Geschäftsführer des ASB Hamburg: Es darf nicht sein, dass der Wettbewerb in der ambulanten Pflege über Lohndumping und nicht über bessere Qualität und Organisation läuft. Nur mit einer angemessenen Bezahlung, regelmäßiger Weiterbildung und einem vernünftigen Betriebsklima erreicht man die hohe Motivation der Mitarbeiter und die notwendige Qualität, die in der ambulanten Pflege zu Recht gefordert wird. Auch ange-sichts des dramatisch zunehmenden Fachkräftemangels im Pflegebereich gibt es dazu keine Alternative.
Stefan Rehm, Vorstand Diakonisches Werk Hamburg: Wir haben in der Pflege ein massives Refinanzierungsproblem. Immer mehr Betriebe sind nicht mehr in der Lage, nach Tarif zu bezahlen. Die Vergütungen müssen tarifliche Bezahlungen ermöglichen und Lohndumping verhindern. Die hoch motivierten Pflegekräfte brauchen die ihnen zustehende Anerkennung. Dazu gehört auch eine angemessene Entlohnung.
Wolfgang Rose, ver.di-Landesbezirksleiter: Pflegerinnen und Pfleger leisten sowohl körperliche als auch psychische Schwerstarbeit und anstatt sie dafür anständig zu bezahlen, bekommen viele Beschäftigte in der ambulanten Pflege dafür nur einen Dumpinglohn – ohne geregelte Arbeits- und Urlaubszeiten, ohne betriebliche Altersversorgung. Es muss jetzt endlich ein Mindestlohn her, denn nur ein einheitliches Tarifniveau für alle Beschäftigten kann den unsinnigen Wettbewerb über Lohndumping aufhalten. Einen Wettbewerb, der auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird.
An dem Gespräch nahmen auch Teilnehmer der Organisationen teil, die das Bündnis „Pflege ist mehr wert!“ unterstützen. Dazu gehören die AWO Hamburg, Der Paritätische Hamburg, der Sozial-verband Deutschland – Landesverband Hamburg, die Arbeitsgemeinschaft der SPD 60plus, die Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen Hamburg / Schleswig-Holstein (AG MAV) und vkm – Gewerkschaft für Kirche und Diakonie. In dem Gespräch mit dem Minister machten die Teilnehmer des Bündnisses deutlich, wo dringender Handlungsbedarf besteht. Neben einem Mindestlohn sind dies die Themen „Mehr Zeit für Pflegebedürftige“, „Qualifizierte Pflege braucht qualifizierte Pflegerinnen und Pfleger – Ausbildung in der ambulanten Pflege möglich machen“ und „Mehr gesellschaftliche Anerkennung für Pflegekräfte“.
Olaf Scholz, Bundesarbeitsminister, verdeutlichte seine Position: "Mit der Aufnahme der Pflegebranche in das Arbeitnehmerentsendegesetz können wir angemessene Arbeitsplätze in der Pflege sicherstellen. Das ist entscheidend für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Auf ihrem Rücken darf kein Wettbewerb um die niedrigsten Löhne ausgetragen werden."
Quelle: Pressemitteilung des Diakonischen Werks Hamburg vom 17. Juli 2008.