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Migration und Gesundheit im Fokus des Deutschen Ethikrates
Berlin (21. Mai 2010) – Mehr als 300 Teilnehmer aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens besuchten am 20. Mai 2010 in Berlin die zweite Jahrestagung des Deutschen Ethikrates zum Thema „Migration und Gesundheit. Kulturelle Vielfalt als Herausforderung für die medizinische Versorgung“.
Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration der Bundesregierung, zeigte sich erfreut, dass der Ethikrat das Thema aufgriff, zumal Gesundheit und Pflege in dieser Legislaturperiode ein Schwerpunkt der Bundesregierung sei. Sie hob besonders die Notwendigkeit einer interkulturellen Öffnung des Gesundheitswesens und der Förderung interkultureller Kompetenz in den Ausbildungskonzepten der Gesundheitsberufe hervor.
Die Referenten der Tagung beschäftigten sich aus dem Blickwinkel verschiedener Disziplinen mit interkulturellen Aspekten der gesundheitlichen Versorgung und gaben Einblicke in medizinische Handlungsfelder. Darüber hinaus wurden rechtliche Probleme im Arzt-Patienten-Verhältnis sowie die Gesundheit von Migranten aus sozialethischer und politischer Perspektive beleuchtet, darunter auch die Frage, inwieweit spezielle Regelungen für Migranten ohne Aufenthaltserlaubnis etabliert werden sollten.
Konkret wurde erörtert, wie eine kultursensible Medizin und Medizinethik aussehen sollte, welche Konsequenzen sich daraus für die Verbesserung der medizinischen Versorgung von Patienten mit Migrationshintergrund ergeben. Denn das Verständnis von Gesundheit und Krankheit sei kulturell unterschiedlich geprägt. Dies habe Auswirkungen auf Therapieentscheidungen und Gesundheitsverhalten. Es sei jedoch zu berücksichtigen, dass das Verhältnis von Migration und Gesundheit nicht allein durch migrationsspezifische, sondern auch sozioökonomische und bildungsbezogene Faktoren beeinflusst wird. Dabei wurde deutlich, dass aufgrund der großen Heterogenität der Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund stereotype Vorstellungen nicht greifen. Ein differenzierter Umgang mit diesem Phänomen ermögliche, den Menschen in seiner Individualität wahrzunehmen und nicht auf seine Migrationsbiografie zu reduzieren.
Vor dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses von Solidarität und Eigenverantwortung wurden strukturelle Veränderungen eingefordert. So bestehe einerseits die Pflicht zur Selbstsorge, andererseits eine Bringschuld des Versorgungssystems. Dazu gehöre auch, den Einsatz von professionellen Dolmetschern in Kliniken und Arztpraxen zu verstärken, um sprachliche Barrieren abzubauen. Zu den Dolmetscherkosten erklärte Staatsministerin Böhmer: „Ich meine, es muss verankert sein bei den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung insgesamt, sodass hier Hilfe nicht scheitert an mangelnden Verständigungsmöglichkeiten.“
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Quelle: Deutscher Ethikrat, 21.05.2010 (tB).