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Hochgebirgsklinik Davos
Moderne Versorgung des allergischen Patienten im Spannungsfeld von ökonomischen Zwängen und Innovation in Diagnostik und Therapie
Davos, Schweiz (31.10.2009) – Ein Aufenthalt in der Hochgebirgsklinik Davos ist für allergische Patienten von nachhaltigem Gewinn. Weitgehend allergenfreie und schadstoffarme Luft in Verbindung mit den neuesten Therapieoptionen führen zu einer messbaren Verbesserung ihrer gesundheitlichen Situation – und dies noch lange nach Beendigung der Heilmaßnahme. So werden relevante Einsparungen für unser Gesundheitssystem erzielt. Wie breit gefächert die wissenschaftlichen Aktivitäten in Davos sind, nicht zuletzt durch die Unterstützung der Stiftung CK-CARE, zeigte sich während der diesjährigen Pressekonferenz auf dem Zauberberg.
Ein Aufenthalt in Davos amortisiert sich nach 4,7 Monaten
Dass die Behandlung in der Hochgebirgsklinik Davos für die Patienten von Vorteil ist, konnte durch wissenschaftliche Studien bereits in der Vergangenheit belegt werden, sagte der Ärztliche Direktor PD Dr. Günter Menz in seinem Vortrag. Zwei Studien belegen nun, dass die gesundheitlichen Erfolge auch zu einer großen Kostenersparnis führen. Die erste Studie hatte 187 Teilnehmer. Verglichen wurde die Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen in den sechs Monaten vor und nach einem Aufenthalt in Davos. Es zeigte sich eine erhebliche Verringerung der Arztbesuche am Wohnort (minus 42 %), der Krankenhausfälle (minus 84 %), der Notarzteinsätze (minus 73 %) sowie der Fälle auf Intensivstationen (minus 65 %) gegenüber dem Vergleichszeitraum. Den Krankenversicherungen blieben damit Kosten in Höhe von 1 Mio. Euro erspart, wobei wesentliche Kostenarten noch nicht einmal berücksichtigt wurden, v.a. die Arzneimittelkosten, die Kosten von Arbeitsausfällen sowie die Kosten vorzeitiger Berentungen. Demgegenüber stehen Kosten von 800.000 Euro für die Heilmaßnahme in Davos, die sich nach dieser Berechnung bereits nach 4,7 Monaten amortisiert.
Eine zweite Studie untersuchte 557 Teilnehmer 5 Jahre nach ihrem Aufenthalt in Davos. Selbst nach diesem Zeitraum konnten noch Einsparungen in Höhe von 130.000 Euro errechnet werden.
Erster Platz in der Patientenzufriedenheit für die Hochgebirgsklinik
Um die Qualität in der Rehabilitation sicherzustellen führt die deutsche Rentenversicherung Befragungen der Rehabilitanden durch. Im August 2009 wurden die Ergebnisse einer Befragung von Oktober 2007 bis September 2008 bekannt gegeben. Dabei erreichte die die Klinik für Pneumologie und Allergologie der Hochgebirgsklinik den ersten Rang unter 33 verglichenen Einrichtungen hinsichtlich ‚Rehabilitandenzufriedenheit’ und „subjektivem Behandlungserfolg“. Den zweiten Rang hinsichtlich der „Rehabilitandenzufriedenheit“ belegte die Klinik für Dermatologie und Allergologie der Hochgebirgsklinik. Im Vergleich mit den anderen dermatologischen Einrichtungen entsprach dies dem ersten Rang.
Diese sehr hoch stehende Qualität schlägt sich auch in gesundheitsökonomisch relevanten Aspekten nieder. Gegenüber dem Durchschnittswert der Vergleichskliniken zeichnen sich die Rehabilitanden der Hochgebirgsklinik Davos durch deutlich weniger Arbeitsausfalltage nach der Entlassung aus. Allein am Kriterium „vermiedene Arbeitsausfalltage“ im Zeitraum 8 bis 12 Wochen nach Beendigung des Rehabilitationsaufenthaltes zeigte sich die Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringung an der Hochgebirgsklinik Davos.
Neues aus der Allergologie: Präzisere Diagnostik
Über einen neuen Ansatz in der allergologischen Diagnostik berichtete PD Dr. Peter Schmid-Grendelmeier vom UniversitätsSpital Zürich. Mit Hilfe der „Component Resolved Diagnostics“ (CRD) wird es künftig gelingen, eine höchst genaue, individualisierte Diagnose der allergischen Erkrankung zu stellen. War es bisher nur möglich, Allergien gegen eine komplette Allergen-Quelle wie Birken- oder Gräserpollen oder Katzenepithel nachzuweisen, kann die Diagnose künftig erheblich verfeinert werden. Mit Hilfe der molekularen oder Komponenten basierten Methode können jetzt einzelne für die Allergie verantwortliche Eiweiße (Allergene) ausfindig gemacht werden. So differenziert die neue Methode , spezifische IgE-antikörper gegen Haupt- und Nebenallergene von Birken- und Gräserpollen sowie Katzenepithel. Ferner ermöglicht sie die Bestimmung von Tropomyosin, dessen Vorhandensein die Kreuzreaktivität von Milbenallergikern auf Meeresfrüchte erklärt. Auch wurde ein früher unbekanntes Weizen-Allergen identifiziert (Omega-5-Gliadin), das für schwere allergische Anfälle nach körperlicher Anstrengung verantwortlich gemacht wird.
Ein weiterer Vorteil ist die Chance, das mögliche Ansprechen des Patienten auf die spezifische Immuntherapie im Vorfeld abschätzen zu können. Und auch die Gefährlichkeit einer bestehenden Sensibilisierung wird man besser beurteilen lernen. In Zukunft wird auch die Bestimmung einer wesentlich größeren Zahl von Allergenen zur Routine gehören. Entsprechende Untersuchungsverfahren (Mikroarray-Technik) sind zur Zeit noch in der Erprobung.
Neurodermitiker profitieren von spezifischer Immuntherapie
Die spezifische Immuntherapie (SIT) ist bei allergischem Heuschnupfen und allergischem Asthma mit kontrollierter Symptomatik wirksam und klinisch effektiv, sagte PD Dr. Roger Lauener. Verschiedene Studien zeigen, dass auch über das Ende der Behandlungsdauer hinaus eine anhaltende Symptom- und Medikamentenabnahme erreicht werden kann. Die Wirksamkeit ist bei Hausstaubmilben- und Pollenallergie durch zahlreiche Studien belegt; auch bei Tiergewebe und Schimmelpilzen zeigen wissenschaftliche Untersuchungen ihre Wirksamkeit.
Im Falle der Neurodermitis wird der Stellenwert der SIT noch kontrovers diskutiert. Aktuelle Studien wie auch Erfahrungen in der Hochgebirgsklinik weisen jedoch darauf hin, dass der Verlauf des atopischen Ekzems durch eine Hyposensibilisierung mit relevanten Allergenen günstig beeinflusst wird. Insbesondere für Hausstaubmilbenallergiker ist der Beginn der Immuntherapie unter den allergenfreien Bedingungen des Hochgebirgsklimas besonders zu empfehlen und Erfolg versprechend. Durch stationäre oder engmaschige ambulante Betreuung lässt sich ein optimaler Ausgangsbefund für den Therapiebeginn herstellen. Die hausstaubmilbenfreie Umgebung trägt zu komplikationsloser Durchführung der Immuntherapie bei und schließlich wird die Sicherheit der Behandlung in einem geschützten klinischen Rahmen – gerade auch bei der Durchführung der Therapie bei Kindern – garantiert.
Analgetika-Asthma-Syndrom: Innovativer Therapieansatz
Das Zusammentreffen von Aspirinüberempfindlichkeit, Asthma bronchiale und Polyposis nasi wird als Analgetika-Asthma-Syndrom bezeichnet. Es handelt sich um eine nicht- allergische, nicht-IgE vermittelte gruppenspezifische Unverträglichkeit nicht-narkotischer Analgetika und nicht-steroidaler Antiphlogistika (NSAID) sowie verwandter Pharmaka vom Typ der Cyclooxygenaseinhibitoren (vorwiegend COX-1) mit dem Hauptsymptom Asthma. Ca 10-20 % der Asthmatiker leiden an einer Analgetikaintoleranz, berichtete Dr. Gundi Willer von der Hochgebirgsklinik Davos. Besteht zusätzlich eine Polyposis nasi, steigt die Prävalenz auf 30-40 %.
Die Analgetikaintoleranz präsentiert sich als sehr charakteristisches Bild. Innerhalb einer Stunde nach Analgetikaeinnahme entwickelt sich Atemnot, oft begleitet von Fliesschnupfen. Eine derartige Attacke ist oft sehr heftig, therapeutisch schwer zu durchbrechen und kann zu lebensgefährlichen Situationen führen.
Diagnostisch empfiehlt sich ein inhalativer Provokationstest, der an der Hochgebirgsklinik seit 1982 mit Lysin-Acetylsalicylsäure durchgeführt wird. Dieser Test ist auch gleichzeitig die Ausgangsbasis für die Therapie, die „adaptive Desaktivierung“. Deren Grundlage ist die Entdeckung einer vorübergehenden Toleranz nach Einnahme von Aspirin, der so genannten Refraktärperiode. So wird bei der adaptiven Desaktivierung der Patient langsam an die Einnahme (zunächst inhalativ, dann oral) steigender Dosen Aspirin gewöhnt, bis 500 mg ASS täglich problemlos vertragen werden. Hierunter bes-sern sich in der Regel auch die Beschwerden im Bereich der oberen Atemwege, sodass sogar Operationen an den Nasennebenhöhlen vermieden werden können.
Biologicals in der Dermatologie
Über einen neuen und hoffnungsvollen Therapieansatz für die Psoriasis berichtete Dr. Claudia Steiner, Co-Chefärztin in der Hochgebirgsklinik Davos. So genannte Biologicals sind gentechnisch hergestellte Proteine, deren therapeutische Wirksamkeit darin besteht, dass sie die Aktivität natürlich vorkommender Substanzen hemmen oder fördern. Sie greifen auf unterschiedlichen Ebenen gezielt in die gestörten immunologischen Vorgänge ein, die bei der Entstehung der Psoriasis eine Rolle spielen. Wichtigster Angriffspunkt ist der entzündungsfördernde Botenstoff Tumornekrosefaktor (TNF) alpha, der Arthritis und Hautveränderungen auszulösen vermag. Die Inhibitoren von TNFα (Etanercept, Adalimumab, Infliximab) sind sehr gut wirksam, können aber auch schwer wiegende Nebenwirkungen wie Infektionen oder Tumorerkrankungen hervorrufen. Daher und wegen ihrer enormen Kosten sollten diese Medikamente erst zum Einsatz kommen, wenn der Patient nicht oder nicht mehr auf die üblichen topischen und/ oder systemischen antipsoriatischen Therapien anspricht.
Großspende sichert zukünftige Forschungsarbeit
Mit einer privaten Spende in Höhe von 20 Millionen Euro wird in den kommenden Jahren eine intensivierte allergologische Forschung ermöglicht. Stifter und Logistikunternehmers Prof. Dr. h. c. Klaus-Michael Kühne will mit dem „Christiane Kühne Center for Allergy Research and Education“ (CK-CARE) die Heilung von Allergien einen guten Schritt voranbringen. Gemeinsam mit vier führenden Professoren der Allergologie, Immunologie, Dermatologie, Kinderheilkunde und medizinischer Grundlagenforschung wird die Kühne-Stiftung über einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren die Allergie-Forschung sowie Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet unterstützen. Nicht von un-gefähr wurde Davos als Standort für die Geschäftsstelle der gemeinnützigen CK-CARE gewählt, ist doch der hochgelegene Luftkurort bereits Heimat zahlreicher Forschungs- und Bildungsinstitute. Neben der Bearbeitung von fünf Forschungsschwerpunkten in Davos, Zürich und München wird auch die Vermittlung von Wissen ein Anliegen von CK-CARE sein. Ärzte und Studenten, aber auch die breite Öffentlichkeit sollen jederzeit am zu gewinnenden Wissensfortschritt teilhaben können.
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Quelle: Pressekonferenz der Hochgebirgsklinik Davos am 31.10.2009 (Media Concept) (tB).