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Morbus Fabry
Niereninsuffizienz – Kardiomyopathie – Neurologische Störungen
Vom unklaren Symptomkomplex zur ganzheitlichen Diagnose
Wiesbaden (15. April 2007) – Bei Morbus Fabry handelt es sich um eine progressive systemische Erkrankung, die sich über Jahre und Jahrzehnte in Gewebestrukturen und Organen manifestiert, erläuterte Professor Christoph Wanner, der an der Universitätsklinik Würzburg das dortige Fabry-Zentrum leitet. Die Früherkennung der lysosomalen Erkrankung ist von eminenter Bedeutung für die Patienten. Je früher mit der kausalen Enzymersatztherapie mit Agalsidase Beta (Fabrazyme®) begonnen wird, desto besser ist die Prognose. Das bestätigt die größte bisher durchgeführte Therapiestudie mit Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium (Banikazemi et al.; Agalsidase-Beta Therapy for Advanced Fabry Disease. Annals of Internal Medicine; 146:77-86, 2007).
Progression beginnt schon vor der Geburt
Morbus Fabry, so Dr. Frank Breunig aus Würzburg bei einem Symposium des Unternehmens Genzyme, ist eine x-chromosomal vererbte lysosomale Speicherkrankheit, der ein Mangel oder die fehlende Aktivität des Enzyms α-Galaktosidase A (α-GAL A) zugrunde liegt. Dadurch werden Glykosphingolipide, hauptsächlich Globotriaosyl-ceramide (GL-3) in den Lysosomen verschiedener Körperzellen progressiv angereichert, erläuterte Breunig beim diesjährigen Internistenkongress in Wiesbaden.
Laut Wanner verläuft die Progression des Morbus Fabry in verschiedenen Stadien, die bereits vor der Geburt mit der Akkumulation der GL-3 beginnen. In den ersten drei Lebensjahrzehnten treten zunehmend periphere neurologische Probleme auf. Weitere Symptome, die bereits früh auftreten, sind Hypohidrosis und Angiokeratome. Nach dem dreißigsten Lebensjahr zeigen sich die ersten schweren klinischen Symptome mit Proteinurie, linksventrikulärer Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen. Hinzu kommen zerebrovaskuläre Komplikationen wie transitorische ischämische Attacken oder Schlaganfälle. Als „Chamäleon“ bezeichnet Breunig deshalb auch die Krankheit.
Prävalenz höher als bisher angenommen
Aufgrund der Vielzahl der Symptome und einer unspezifischen Symptomatik wird Morbus Fabry oft erst sehr spät diagnostiziert. Experten gehen davon aus, dass die Prävalenz der Erkrankung wesentlich höher ist, als über lange Zeit angenommen wurde.
Der erste Schritt der Diagnose bei Auftreten eines oder mehrerer Symptome ist eine Familienanamnese. Frauen als „Überträgerinnen“ können ebenso schwer erkranken wie männliche Patienten, auch wenn in einzelnen Fällen die klinischen Manifestationen weniger ausgeprägt sind oder einige Jahre später beginnen.
Zur Sicherung der Diagnose wird dann die Aktivität der α-Galaktosidase A bestimmt. Dies und alle weiteren Untersuchungen sollten nach Aussage von Breunig möglichst in einem spezialisierten Fabry-Zentrum erfolgen. In den beiden Fabry-Zentren in Würzburg und Münster arbeiten Spezialisten verschiedener Fachrichtungen zusammen, um wichtige Fragen zur Indikation der Enzymersatztherapie und eventueller kardio-, neuro- und nephroprotektiver Begleittherapien zu klären.
Wie Dr. Frank Weidemann vom Würzburger Zentrum in Wiesbaden berichtete, konnte dort seit 2001 bereits bei über 100 Patienten die Diagnose Morbus Fabry gesichert werden. Er bestätigte aus eigenen Untersuchungen, dass die typische Fabry-Kardiomyopathie zu den frühen Organmanifestation zu zählen ist und dass die Enzymersatztherapie mit Fabrazyme® in einer Dosis von 1 mg/kg KG zu einer Reduktion der linksventrikulären Masse führt. Die regionale Myokardfunktion wird parallel dazu verbessert.
Studie zeigt: deutliche Verbesserung der Prognose hinsichtlich Morbidität und Lebensdauer*
Die bisher größte Therapiestudie mit Morbus Fabry-Patienten zeigt, dass Patienten, die frühzeitig mit der biotechnologisch hergestellten α-Galaktosidase A (Agalsidase A, Fabrazyme®) behandelt werden, am meisten davon profitieren, dass aber auch bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium die Prognose hinsichtlich Morbidität und Lebensdauer verbessert wird.
Die Ergebnisse wurden Anfang des Jahres veröffentlicht (Banikazemi et al.; Agalsidase-Beta Therapy for Advanced Fabry Disease. Annals of Internal Medicine; 146:77-86, 2007) und bestätigen erstmalig den therapeutischen Nutzen der Enzymersatztherapie hinsichtlich schwerer klinischer Komplikationen. Die randomisierte, plazebo-kontrollierte Studie belegt, dass Fabrazyme® in einer Dosierung von 1 mg/kg KG zu einer signifikanten Risikoreduktion für schwere klinische Ereignisse führt. 82 Fabry-Patienten in fortgeschrittenem Stadium erhielten Fabrazyme® alle zwei Wochen und die Therapie dauerte 18 Monate. Die glomuläre Filtrationsrate der Patienten lag zu Therapiebeginn unter 80 ml/min und S-Kreatinin bei 1.2 bis 3.0 mg/dl, erläuterte Professor Roland Schaefer vom Fabry-Zentrum der Universität Münster. Klinische Endpunkte waren renale, kardiale und/oder zerebrovaskuläre Ereignisse bzw. Tod. Bei Patienten der Per-protocol Gruppe konnte das Risiko für das Auftreten solcher Komplikationen signifikant um 61 Prozent* gesenkt werden.
Am meisten profitierten Patienten mit noch relativ gut erhaltener Nierenfunktion, bei denen eine Risikoreduktion von 81 % erreicht werden konnte.
Die Infusionen wurden allgemein gut vertragen und daher konnte bei der Mehrzahl der Patienten die Infusionsdauer auf 90 Minuten verkürzt werden.
„Die Studie zeigt“, so Schaefer, „dass eindeutig der größte Benefit bei der Behandlung des Morbus Fabry bei frühem Therapiebeginn zu erzielen ist. Sie belegt aber außerdem, dass auch Patienten im fortgeschrittenen Stadium von der Enzymersatztherapie profitieren, da sich das Risiko für schwerwiegende Komplikationen auch hier signifikant um 61 Prozent* verringert hat.“ Voraussetzung sei allerdings die richtige Dosierung mit 1 mg/kg KG Fabrazyme® und die konsequente Durchführung der Therapie. „Wenn diese Voraussetzungen beachtet werden, kann der Patient ein nahezu normales Leben führen.“
Weitere Informationen finden Sie auch unter www.morbus-fabry.de
* Banikazemi et al.; Agalsidase-Beta Therapy for Advanced Fabry Disease. Annals of Internal Medicine; 146:77-86, 2007.
Quelle: Symposium der Firma Genzyme zum Thema Niereninsuffizienz – Kardiomyopathie – Neurologische Störungen: Vom unklaren Symptomkomplex zur ganzheitlichen Diagnose“ am 15.04.2007 in Wiesbaden.