Motivation durch Mitbestimmung

 

Würzburg (5. August 2008) – Fast alle Reha-Einrichtungen kümmern sich heutzutage nicht nur um die Gesundheit ihrer Patienten. Sie fördern auch deren berufsbezogene Fähigkeiten, um so vor allem bei Langzeiterkrankten die Chancen auf eine Rückkehr ins Arbeitsleben zu steigern. Doch die entsprechenden Angebote sind noch verbesserungsfähig. Auf diesem Gebiet forschen die Psychologen Silke Neuderth, Christian Gerlich und Iris Botterbusch vom Arbeitsbereich Reha-Wissenschaften der Universität Würzburg. Für eines ihrer Projekte bekamen sie jetzt vom Bundesforschungsministerium eine Förderung in Höhe von rund 234.000 Euro.

 

Um die Wiedereingliederung der Patienten ins Berufsleben zu unterstützen, bieten die Reha-Einrichtungen zum Beispiel Berufsberatungen an sowie Übungen zur Stressbewältigung oder zur Förderung der Kommunikationsfähigkeit. "Viele erfassen auch das berufliche Leistungsbild und führen dann Trainings durch, bei denen die Patienten gezielt an ihren Schwachstellen arbeiten können", sagt Silke Neuderth. Manche Kliniken haben Modell-Arbeitsplätze eingerichtet, an denen sich der Arbeitsalltag proben lässt, andere vermitteln Praktika in echten Firmen. Dort können die Patienten ihre Belastbarkeit unter Realbedingungen testen.

All diese Angebote sind teuer und aufwändig. Und sie haben einen weiteren gravierenden Nachteil: "Wenn Patienten in eine Reha-Einrichtung kommen, erwarten sie dort häufig Kurmaßnahmen und Erholung. Stattdessen sollen sie dann an einen Modell-Arbeitsplatz gehen – das machen sie in der Regel nicht gerne mit und brechen die Angebote darum oft ab", wie Silke Neuderth sagt. Wissenschaftliche Studien berichten über Abbruchquoten von bis zu 40 Prozent.

Lässt sich die Motivation der Patienten womöglich steigern, wenn die Ärzte sie mehr und besser in die Therapieentscheidung einbeziehen? Das wollen die Würzburger Wissenschaftler in ihrem Projekt herausfinden. Zuerst einmal beobachten sie an acht Reha-Zentren die gängige Praxis: Wie laufen die Arzt-Patienten-Gespräche ab, wie zufrieden sind die Kranken mit dem Ergebnis, wie motiviert gehen sie an die berufsorientierten Maßnahmen heran? Vor allem aber: Bringen sie sie auch zu Ende? Und wie verläuft die berufliche Entwicklung nach der Reha weiter?

Nach dieser ersten Projektphase folgen Schulungen – und zwar für die Ärzte, die auf dem Gebiet des Shared Decision Making (SDM) unterwiesen werden. Hinter diesem Ausdruck verbirgt sich eine Gesprächsstrategie, bei der gemeinsam Entscheidungen zu finden sind, und zwar nach bestimmten Regeln. "Zum Beispiel soll der Arzt dem Patienten erst einmal sämtliche Optionen vorstellen und sie mit ihm diskutieren. Und er soll auch akzeptieren, wenn ein Patient ‚Nein‘ zu einem Vorschlag sagt", erklärt die Würzburger Psychologin.

Wenn sich die Ärzte dann an die Vorgaben des SDM halten, folgen erneut Patientenbefragungen und Interviews. So wollen die Forscher voraussichtlich bis Ende 2010 feststellen, ob die Reha-Patienten die berufsorientierten Angebote dank SDM besser annehmen. In ihrer Studie berücksichtigen sie Patienten mit orthopädischen und rheumatischen Erkrankungen sowie mit neurologischen Leiden (Multiple Sklerose, Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma).

Die beteiligten Reha-Kliniken: Orthopädie-Zentrum Bad Füssing, Rehazentrum Bad Eilsen, Schwarzwaldklinik Bad Krozingen, Reha-Zentrum Schömberg, Reha-Zentrum Bad Schmiedeberg/Klinik Dübener Heide, Klinik Bad Neustadt, Neurologisches Reha-Zentrum Quellenhof in Bad Wildbad, Klinik und Rehazentrum Lippoldsberg.


Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg vom 05.08.2008.

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