Multiple Sklerose

Empfehlungen aus der aktualisierten Leitlinie der DGN

 

München (17. September 2014) – Zwei Neuzulassungen in 2013, zwei weitere in 2014 – das Angebot an verfügbaren MS-Therapeutika wächst. Die stetigen Entwicklungen in Therapie und Diagnostik steigern die Komplexität der MS-Behandlung und machen Behandlungsrichtlinien unerlässlich. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) unterstützen Neurologen daher mit einer Leitlinie zur Therapie der Multiplen Sklerose.

 

Prof. Dr. Ralf Gold, Koordinator der Leitliniengruppe und Mitglied der Vorstände von DGN und KKNMS, stellte die Aktualisierungen 2014 auf der diesjährigen Neurowoche in München vor

„Mit der Leitlinie möchten wir behandelnden Neurologen eine Handreichung zur Behandlung von MS-Patienten zur Verfügung stellen. Ziel ist es, Erkenntnisse der Wissenschaft schnellstmöglich in die Praxis zu transferieren und damit eine bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten“, so Prof. Gold. Die Aktualisierungen enthalten Empfehlungen zu neuen wie bestehenden Therapien.


So wird eine Einführung zu den 2013 neu zugelassenen Medikamenten Alemtuzumab, Dimethylfumarat und Teriflunomid gegeben. Schwerpunkt dabei ist die Einschätzung des Risiko-Nutzen-Profils dieser Wirkstoffe – eine besonders wichtige Information bei Therapeutika, die neu auf dem Markt sind, so Gold: „Die Sicherheitsprofile von Dimethylfumarat und Teriflunomid kennen wir durch die Vorgängersubstanzen bereits relativ gut. Anders bei Alemtuzumab – zudem ist dies ein monoklonaler Antikörper, der tief und nachhaltig in das Immunsystem eingreift, was Nachuntersuchungen über vier Jahre notwendig macht.“

Die drei neuen Therapien sowie der im Juli zugelassene Wirkstoff PEG-Interferone wurden in das Stufentherapieschema der MS eingefügt. Hier wurden zudem grundlegende Änderungen in der Bezeichnung der Stufen vorgenommen: Die Unterscheidung zwischen milden/moderaten und (hoch)aktiven Verlaufsformen ersetzt die Unterscheidung zwischen Basis- und Eskalationstherapie. Dies trägt den regulatorischen Entscheidungen Rechnung, die schon frühzeitig die Einstellung auf oder Umstellung innerhalb der Immuntherapeutika im Sinne der Therapieoptimierung ermöglichen.

Die Arbeitsgruppe zur Erstellung der Leitlinie, die Gold leitet, nahm in die Aktualisierung auch neue Erkenntnisse zu bestehenden Therapien auf. So stellte Gold vor, dass bei einer Phase-3b-Studie die etablierten kardialen Sicherheitsvorkehrungen bei der Erstgabe von Fingolimod bestätigt wurden. Zudem sei das generelle Sicherheitsprofil von Fingolimod nun mit über 200.000 Patientenjahren zunehmend gut verstanden: „Soweit momentan beurteilbar, führt die Behandlung mit Fingolimod nicht zu wesentlichen Immunkompetenzproblemen oder der Entwicklung von Neoplasien“, so Gold.

Bei der Therapie der Neuromyelitis optica (NMO) rät die Leitlinie von der Gabe MS-spezifischer Therapeutika ab, da hierunter Verschlechterungen beobachtet wurden. Dagegen gewinnt Rituximab bei der Behandlung der NMO einen zunehmenden Stellenwert – das Medikament zeigt eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit auch über einen längeren Zeitraum.

Eine nächste, umfassende Aktualisierung der MS-Leitlinie kündigte Gold für 2016 an. Dort sollen auch die Informationen zu den neu zugelassenen Therapien vertieft werden. Bis dahin können diese in den Qualitätshandbüchern des KKNMS nachgelesen werden, die noch während der Neurowoche am Stand des Kompetenznetzes (Nr. 3, ICM-Foyer Obergeschoss) abgeholt oder über sekretariat@kkn-ms.de bezogen werden können.

 

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) ist eines von bundesweit 21 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurden. Sie alle verfolgen das Ziel, Forscher zu spezifischen Krankheitsbildern bundesweit und interdisziplinär zusammenzubringen, um einen schnellen Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu ermöglichen.

Der Fokus der aktuellen KKNMS-Projekte liegt auf der langfristigen Verbesserung der MS-Diagnose, -Therapie und -Versorgung. Die Geschäftsstelle ist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München angesiedelt.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)

sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 7500 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist seit 2008 die Bundeshauptstadt Berlin.

 

Weitere Informationen

 

 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, 17-09.2014 (tB).

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