Multiple Sklerose: Praxisalltag erleichtern und medizinische Standards sicherstellen

 

Berlin/München/Wiesbaden (30. September 2011) – Die erste MS-Pille, neue Antikörpertests und Diagnosekriterien: Auf dem Gebiet der MS-Forschung hat sich in diesem Jahr einiges bewegt. Damit niedergelassene Neurologen, aber auch Hausärzte immer auf dem aktuellsten Wissensstand sind, gibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) in regelmäßigen Abständen Leitlinien zur Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose (MS) heraus. Die jüngste Überarbeitung, die heute im Rahmen einer Pressekonferenz auf der 84. Jahrestagung der DGN vorgestellt wurde, haben die Experten des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) federführend im Auftrag der DGN erstellt. Darüber hinaus hat das KKNMS in Ergänzung zur Leitlinie zwei Qualitätshandbücher zu den MS-Medikamenten Natalizumab und Fingolimod mit Handlungsempfehlungen für den Praxisalltag erarbeitet.

 

Leitlinien geben Ärzten detaillierte Hinweise zur Diagnose einer Krankheit und klären über verschiedene Therapiemöglichkeiten sowie deren Risiken auf. Basis einer jeden Leitlinie sind wissenschaftliche Publikationen und Studien, die hinsichtlich ihrer Qualität eingeordnet und kritisch bewertet werden. „Diese sogenannte evidenzbasierte Medizin zielt darauf ab, Patienten immer anhand der besten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu behandeln“, erklärte Prof. Dr. Bernhard Hemmer, stellvertretender Vorstandssprecher des KKNMS auf der Pressekonferenz „In unserer jüngsten Überarbeitung der MS-Leitlinien stellen wir Ärzten erstmals auch Evidenztabellen zur Verfügung, sodass unsere Handlungsempfehlungen einfacher und besser nachvollzogen werden können“, ergänzt Prof. Dr. Ralf Gold, Vorstandsmitglied des KKNMS, der die Arbeitsgruppe Leitlinien für die DGN und das KKNMS koordiniert.

Darüber hinaus greifen die neuen Leitlinien die revidierten Diagnosekriterien nach McDonald auf und erläutern die vereinfachten MRT-Kriterien nach Swanton. „Insbesondere freut uns, dass wir nur sechs Monate nach EU-Zulassung von Fingolimod, dem ersten oralen MS-Medikament, unseren niedergelassenen Kollegen bereits detaillierte Hinweise zum Anwendungsbereich sowie möglichen Risiken und Nebenwirkungen an die Hand geben können“, so Hemmer weiter. Dabei seien die KKNMS-Experten zum Teil über die Empfehlungen der Europäischen Zulassungsbehörde EMA hinausgegangen, um bestmögliche Sicherheit im Umgang mit dem neuen Präparat zu gewährleisten. Grundsätzlich wird empfohlen, alle Patienten, die auf die neue Therapie eingestellt werden, im Rahmen von verfügbaren Registerprogrammen zu dokumentieren, so z.B. PANGAEA bei Fingolimod.
Auch bei Natalizumab, einem weiteren MS-Therapeutikum, gibt es wichtige Neuerungen: Seit diesem Mai gilt der Nachweis von JC-Virus-Antikörpern im Blut als möglicher Biomarker für das Risiko, unter Behandlung eine schwere Hirnhautentzündung (progressive multifokale Leukenzephalopathie, kurz PML) zu entwickeln. In den Leitlinien werden die Studien dazu kritisch reflektiert und es wird erörtert, bei welchen Patientengruppen der Bluttest sinnvoll ist.


Qualitätshandbücher für den Praxisalltag

 

Die Leitlinienkapitel zu den Medikamenten Natalizumab und Fingolimod erscheinen zusätzlich in je einem gesonderten Qualitätshandbuch, das durch Patientenaufklärungsbogen, Checkliste und Workflow-Tabelle abgerundet wird. „Gerade bei Medikamenten, die so stark ins Immunsystem der Patienten eingreifen, ist es wichtig, Standards in der Anwendung sicherzustellen. Deshalb haben wir uns für die Handbücher als von der Pharmaindustrie unabhängiges Instrument entschieden, das niedergelassenen Neurologen die Arbeitsabläufe im Praxisalltag erleichtern soll“, erläutert Hemmer.

Leitlinien und Qualitätshandbücher entstanden in enger Abstimmung mit dem Ärztlichen Beirat der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. und der Task Force „Versorgungsstrukturen“ des KKNMS.

 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie; Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS), 30.09.2011 (tB).

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