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Neue Daten vom APA 2013
Asenapin: unabhängig von der Depressionsschwere bei „mixed specifier“ wirksam?
San Francisco, Cal., USA (27. Juni 2013) – Die Vorstellung der fünften Ausgabe des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) dominierte in breiten Teilen den diesjährigen Kongress. Nach den neuen DSM-5-Kriterien sind depressive Symptome, die bei erwachsenen Bipolar-I-Patienten mit einer akuten Manie („mixed specifier“) im Rahmen gemischter Phase auftreten, überaus häufig. Dies zeigte die Post-hoc-Analyse klinischer Daten zu Asenapin (Sycrest®) [1,2]. Die Ergebnisse der Analyse zeigen darüber hinaus Hinweise, dass Asenapin bei diesen Patienten – anders als Olanzapin – unabhängig von der initialen Depressionsschwere zuverlässig wirksam zu sein scheint.
Eine Neuerung in der vorgestellten DSM-5 im Abschnitt „Bipolar and Related Disorders“ ist, dass die „gemischte Episode“ einer Bipolar-I-Störung, bei der laut DSM-IV gleichzeitig die Kriterien einer manischen und depressiven Episode vorliegen mussten, entfällt. Stattdessen wird jetzt der Begriff einer akuten Episode „mit gemischten Merkmalen“ („mixed features”) verwendet. Für dessen Diagnose wird ein sogenannter „mixed specifier“ eingesetzt: Der Patient muss zusätzlich über wenigstens drei Tage mindestens drei Symptome des anderen Pols, d.h. in einer manischen bzw. hypomanischen Episode depressive Symptome bzw. umgekehrt in einer depressiven Episode auch manische bzw. hypomanische Symptome aufweisen. Diese können auch subsyndromaler Art sein, um ein größeres Spektrum klinisch relevanter Bilder zu erfassen.
Asenapin-Studiendaten reanalysiert
Nach diesen neuen DSM-5-Kriterien erfolgte eine Post-hoc-Analyse von Asenapin-Studiendaten [1,2]. Geprüft wurde, wie hoch die Prävalenz einer DSM-5-definierten akuten manischen Episode mit gemischten Merkmalen bei erwachsenen Bipolar-I-Patienten ist. Zusätzlich wurde erfasst, wie sich das Vorliegen depressiver Symptome auf die allgemeine Symptomschwere der Manie und das Therapieergebnis auswirkt. Insbesondere wurde geprüft, ob sich diese Parameter zwischen den Behandlungsgruppen (Asenapin, Olanzapin, Plazebo) unterscheiden. An den beiden randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudien, die für die Post-hoc-Analyse herangezogen wurden, hatten 977 Erwachsene mit Bipolar-I-Störung teilgenommen [3,4]. Sie erfüllten die Kriterien einer manischen oder gemischten Episode nach DSM-IV-TR. Neben der Manie-Schwere (Gesamtwert ≥ 20 YMRS*) waren unter anderem der klinische Gesamteindruck (CGI-BP*), die depressiven Symptome (MADRS*) und die positiven oder negativen psychotischen Krankheitszeichen (PANSS*) erfasst worden. Die Patienten erhielten über drei Wochen randomisiert pro Tag 10-20 mg Asenapin, 5-20 mg Olanzapin oder Placebo.
MADRS- und PANSS-Entsprechungen
Um die Diagnosen vom DSM-IV auf das DSM-5 zu übertragen, wurden als Entsprechung („Proxies“) der DSM-5-definierten „mixed specifier“ folgende Items für depressive Symptome herangezogen:
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Sichtbare Traurigkeit / berichtete Traurigkeit (MADRS 1 oder 2),
-
Untätigkeit/Antriebslosigkeit (MADRS 7),
-
Gefühllosigkeit (MADRS 8),
-
Pessimistische Gedanken (MADRS 9),
-
Suizidgedanken (MADRS 10),s
-
Psychomotorische Verlangsamung (PANSS G7).
Das Vorliegen relevanter depressiver Symptome und deren Schweregrad wurde anhand der Anzahl erfüllter MADRS- bzw. PANSS-Items (≥ 2 bzw. ≥ 3) sowie folgender Ausprägung betrachtet:
-
leicht (MADRS-Score ≥ 1 bzw. PANSS-Score ≥ 2),
-
mittelschwer (≥ 2 bzw. ≥ 3),
-
schwer (≥ 3 bzw. ≥ 4).
Häufigkeit der Episoden „mit gemischten Merkmalen“ nach DSM-5
Von den 960 Teilnehmern (ITT*-Population) litten zu Baseline mehr als die Hälfte (56%) unter ≥ 3 depressiven Symptomen mit folgender Ausprägung [Definition s.o., 1]:
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34% leicht,
-
18% mittelgradig,
-
4% schwer.
Je nach Schweregrad erfüllten 20-40% der Patienten mit einer Episode mit „mixed specifier“ nach DSM-5 nicht die DSM-IV-TR-Kriterien der gemischten Phase (DSM-5: n = 533; DSM-IV-TR: n = 295).
Der Anteil an Patienten mit einer DSM-IV-definierten gemischten Episode stieg wie erwartet mit zunehmender Schwere der depressiven Symptome an und betrug 58-81%. Die Schwere der Manie und der Gesamtsymptomatik stieg mit zunehmender Depressionsschwere an (Spanne YMRS 27,6 – 29,1, CGI-BP 4,6-4,9).
Effekte auf das Therapieergebnis
In allen Studiengruppen nahmen die Remissionsraten der depressiven Symptome (MADRS-Score ≤ 12) mit zunehmender Depressionsschwere ab. Sie lagen zu Studienende je nach Schweregrad zwischen 61-43%. Die Remissionsraten der manischen Symptome (YMRS-Score ≤ 12) waren bei niedrigem und mittelgradigem Schweregrad mit 32%-39% vergleichbar stabil. Bei den Patienten mit hoher Depressionsschwere (also ≥ 3 depressive Symptomen) lag die höchste Remissionsrate bei 54% [1].
Vorteile von Asenapin bei depressiven Symptomen …
Während die Remissionsraten der Depression nach MADRS mit zunehmender Schwere der depressiven Symptome sowohl unter Olanzapin (63-38%) als auch unter Placebo (49-25%) abnahmen, blieben diese in der Asenapin-Gruppe ungeachtet der initialen Depressionsschwere stabil (64-67%). Die Unterschiede zwischen Asenapin und Placebo fielen in jeder Schweregrad-Gruppe signifikant zugunsten des Atypikums aus (p ≤ 0,05) und waren bereits nach der ersten Behandlungswoche sichtbar.
…und bei der Manie
Zusätzlich ergab sich unter Asenapin unabhängig vom initialen Depressionsschweregrad eine gegenüber Baseline signifikante Reduktion der manischen Symptome. Die signifikante stärkere Abnahme der Manie-Schwere nach YMRS gegenüber Placebo zeigte sich in allen drei Depressions-Schweregradgruppen bereits an Tag 2. Im Vergleich zu Placebo nahm der Wirksamkeitsunterschied mit steigender Depressionsschwere zu. Bei den am schwersten betroffenen Patienten (MADRS-Item ≥3, PANSS-Item ≥4) war auch der Unterschied zwischen Asenapin und Olanzapin an den Tagen 2 (p ≤ 0,05) und 4 (p ≤ 0,001) signifikant. Für den Unterschied zwischen Olanzapin und Placebo ließ sich dagegen nur bei Patienten mit leichtem und mittelgradigem Schweregrad der initialen Depression eine Signifikanz feststellen.
Fazit: Unterschiedliche Wirksamkeit nach DSM-5
Diese Post-hoc-Analyse belegt, dass depressive Symptome bei Bipolar-I-Patienten in einer manischen Episode nach DSM-5 häufig sind. Sie zeigt gleichzeitig, dass die DSM-IV-Diagnose einer gemischten Episode nicht mit der DSM-5-Definition eines “mixed features” gleichzusetzen ist. Da sich die Studienresultate je nach verwendetem System unterschieden, darf also nicht davon ausgegangen werden, dass ein antimanisches Medikament, das gegen die gemischten Episode nach DSM-IV wirkt, gleichermaßen die nach dem „mixed specifier“ definierte manische DSM-5-Episode bessert. So ergab die aktuelle Analyse deutliche Vorteile für die Manie-Behandlung mit Asenapin: Während der zunehmende Schweregrad depressiver Symptome unter einer Behandlung mit Olanzapin (und Placebo) mit einer schlechteren Reduktion depressiver Symptome einherging, blieb diese über die verschiedenen Schweregrade hinweg unter Asenapin gleichförmig hoch. Zudem besserten sich auch die manischen Symptome im Rahmen einer Bipolar-I-Störung unter Asenapin unabhängig von der anfänglichen Schwere depressiver Symptome – an den Tagen 2 und 4 sogar signifikant stärker als unter Olanzapin.
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*YMRS = Young Mania Rating Scale.
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* CGI-BP = Skala Clinical Global Impression .
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* MADRS = Montgomery-Asberg Depression Rating Scale .
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* PANNS = Positive And Negative Symptom Scale .
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* ITT = Intention To Treat .
Quellen
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1 McIntyre RS et al. Poster NR8-09 präsentiert am 20. Mai 2013 beim 166. APA, San Francisco/USA.
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2 McIntyre RS et al. J Affect Disord 2013; 24. Mai pii: S0165-0327(13)00298-X [doi: 10.1016/j.jad.2013.04.025; Epub ahead of print]
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3 McIntyre RS et al. Bipolar Disord 2009; 11(7): 673-686
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4 McIntyre RS et al. J Affect Disord 2010; 122(1-2): 27-38
Über Sycrest®
Sycrest® ist ein tetrazyklisches Antipsychotikum, das seit dem 1. September 2010 in allen 27-EU-Ländern für die Behandlung mäßiger bis schwerer manischer Episoden einer Bipolar-I-Störung bei Erwachsenen zugelassen ist. Weitere Hinweise zur Verschreibung finden sich in der Fachinformation von Sycrest®. Sycrest® ist eine eingetragene Handelsmarke von N.V. Organon, einer Tochtergesellschaft der Firma Merck & Co., Inc., Whitehouse Station, N.J., U.S.A.
Über Lundbeck
Lundbeck ist ein international tätiges Pharmaunternehmen, das 1915 in Dänemark gegründet wurde und heute etwa 5.800 Mitarbeiter in 57 Ländern beschäftigt. Der deutsche Firmensitz ist in Hamburg. Das „Unternehmen ZNS“ hat sich auf die Entwicklung und den Vertrieb innovativer Medikamente zur Behandlung von psychischen und neurologischen Erkrankungen spezialisiert.
Quelle: Lundbeck, 27.06.2013 (tB).