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Neue Daten zur Radioimmuntherapie mit Zevalin®
Konsolidierung verlängert progressionsfreies Überleben um fast 3 Jahre
„Radioimmuntherapie – denn sie tun nicht was sie wissen!“
Köln (12. April 2011) – Die Radioimmuntherapie (RIT) mit 90Y-Ibritumumab-Tiuxetan (Zevalin®) hat sich beim follikulären Lymphom als vielversprechender Ansatz erwiesen. Zunächst für Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem CD20-positivem follikulärem Non-Hodgkin-Lymphom vom B-Zell-Typ zugelassen, hat sich die Substanz inzwischen auch bei neu diagnostizierten Patienten bewährt. In der FIT-Studie wurde durch die First-line-Konsolidierungstherapie mit dem Antikörper eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS) um fast 3 Jahre erreicht. Dies führte 2008 zur Zulassung von Zevalin® auch in dieser Indikation. Zudem könnte die RIT eine effektive und gut verträgliche Alternative zur First-line-Chemotherapie werden: In einer Phase-II-Studie wurden ähnlich hohe Remissionsraten wie mit einer Standard-Chemotherapie erreicht. Die neuen, kürzlich auf der ASH-Jahrestagung vorgestellten Daten zu Zevalin® und praktische Aspekte der RIT waren Thema einer Pressekonferenz von Bayer Vital in Köln.
Belastbare Ergebnisse im Follow-up der FIT-Studie
Die internationale Phase-III-Studie FIT (First-line-Indolent Trial) umfasste 409 neu diagnostizierte Patienten mit fortgeschrittenem follikulärem Lymphom, die nach Induktionstherapie in kompletter (CR) oder partieller Remission (PR) waren. Randomisiert erhielten sie eine einmalige Zevalin®-Infusion zur Konsolidierung oder keine weitere Behandlung [1].
Die Ergebnisse der FIT-Studie sind aufgrund der langen Nachbeobachtungsdauer von jetzt 5,5 Jahren als sehr reif zu betrachten und zeigen die signifikante Überlegenheit der Konsolidierungstherapie, erklärte Prof. Dr. Christian Buske, Ulm. Zevalin® führte im Vergleich zum Kontrollarm zu einer signifikanten Verlängerung des PFS (primärer Endpunkt) um 34 Monate (49 vs. 15 Monate; p<0,001). Nach 5 Jahren lebten im Kontrollarm nur noch 29 Prozent der Patienten ohne Progress, im Zevalin®-Arm dagegen 47 Prozent. Auch die Qualität des Ansprechens wurde verbessert: 78 von 100 Patienten mit einer PR nach Induktionstherapie kamen durch die Konsolidierung in eine CR oder unbestätigte CR (CRu; Kontrollarm: 17 von 88 Patienten; 19,3 Prozent). Auch konnte die Notwendigkeit einer Folgetherapie verzögert werden: Das Intervall bis zur nächsten Therapie wurde gegenüber dem Kontrollarm um >5 Jahre verlängert (>99 vs. 35 Monate).
Buske betonte, dass die Therapie gut vertragen wurde und keine unerwarteten Langzeittoxizitäten auftraten. Auch gibt es keinen Hinweis auf eine erhöhte Rate sekundärer Neoplasien im Vergleich zu Kontrollen. Laut Buske ist das langfristige Nutzen/Risiko-Profil des Radioimmunkonjugats damit als positiv zu werten.
Zevalin® als Alternative zur Chemotherapie
Aufgrund der hohen Konversionsrate von PR zu CR in der FIT-Studie scheint es möglich, die Induktions-Chemotherapie durch eine First-line-Therapie mit Zevalin® zu ersetzen, erklärte Priv.-Doz. Dr. Christian Scholz, Berlin. Das Konzept wurde in einer Phase-II-Studie an 59 Patienten mit der Erstdiagnose eines follikulären Lymphoms (Stadien II-IV) erfolgreich geprüft [2].
Nach 6 Monaten hatten 53 Prozent der Teilnehmer auf Zevalin® als First-line-Therapie mit einer CR oder CRu, weitere 31 Prozent mit einer PR angesprochen (Gesamtansprechrate 84 Prozent). Zudem führte das Radioimmunkonjugat bei 73 Prozent der Patienten zur PCR-Negativität, d.h. eine bcl-2-IgH-Translokation war im peripheren Blut nicht mehr nachweisbar. Das PFS beträgt median 25,5 Monate. Über die Hälfte der Patienten hatte zum Zeitpunkt der Analyse noch keine Folgetherapie benötigt. Die Raten an CR und molekularen Remissionen sind mit denen einer Chemotherapie vergleichbar, betonte Scholz. Er wies darauf hin, dass sie bei guter Verträglichkeit erreicht wurden, so dass Zevalin® gerade für ältere und/oder gebrechliche Patienten eine gute First-line-Option sein kann.
Positive Erfahrungen aus der Praxis
Nach Dr. Nicole Lewke von Bayer Vital liegen zahlreiche Erfahrungen aus dem Bereich niedergelassener Internisten und Onkologen zum Einsatz von Zevalin® bei neu diagnostizierten Patienten mit Zevalin® vor; auch als First-line-Konsolidierungstherapie. In vielen Fällen gelang bei Patienten mit partiellem Ansprechen die Konversion zu einer CR. Dabei wird das Radioimmunkonjugat subjektiv gut vertragen. Erwartungsgemäß tritt eine Myelosuppression auf, die aber nur in Einzelfällen die Gabe von Wachstumsfaktoren erfordert. Diese Form der Konsolidierung bietet sich für Patienten mit CR oder PR nach Induktionstherapie unabhängig vom Alter an. Aber: Viele Therapeuten schrecken immer noch vor dem Einsatz des Antikörpers zurück. Dies führe dazu, dass die Therapeuten um die Option der RIT wissen, sie aber letztlich nicht umsetzen. Toxizität und organisatorischer Aufwand der RIT werden bislang stark überschätzt.
Der Antikörper muss nur einmal über 10 Minuten infundiert werden. Damit hebt sich die RIT positiv von einer über mehrere Zyklen zu verabreichenden klassischen Chemotherapie ab. Die mit der Therapie assoziierte Hämatotoxizität ist vorhersagbar, gut zu managen und reversibel.
Referenzen
-
Hagenbeek A, et al.:
90Y-Ibritumomab Tiuxetan (Zevalin®) consolidation of first remission in advanced-stage follicular non-Hodgkin’s lymphoma: Updated results after a median follow-up of 66.2 months from the international, randomized, phase III First-line Indolent Trial (FIT) in 414 patients.
Blood 2010:116(21); Abstract 594 -
Pezzutto A, et al.:
90Yttrium ibritumomab tiuxetan as first line treatment for follicular lymphoma. First results from an international phase II clinical trial.
ASH 2010; Abstract 593
Radioimmuntherapie mit Zevalin®
Ibritumomab-Tiuxetan ist das erste kommerziell erhältliche Radioimmuntherapeutikum zur Behandlung von follikuärem NHL. Es verbindet die zielgenaue Wirkung eines monoklonalen Anti-CD20-Antikörpers mit der Strahlenwirkung des Radioisotops 90Yttrium.
Ibritumomab-Tiuxetan bindet nicht nur an maligne, sondern auch an gesunde B-Zellen. Die Patienten werden deshalb zunächst mit einem nicht radioaktiven Antikörper (Rituximab) vorbehandelt, sodass Zellen, die das CD20-Antigen tragen, aus dem peripheren Blut eliminiert werden.
Im nächsten Schritt kann dann der radioaktiv markierte Antikörper spezifisch an die Tumorzellen binden, wodurch eine hohe Konzentration des Radioimmuntherapeutikums in den Krankheitsherden gewährleistet ist. Weiterhin wird so verhindert, dass Strahlung durch Lymphozyten im Körper verteilt wird. Nach der Therapie werden neue, gesunde B-Zellen in der Regel innerhalb von sechs bis neun Monaten durch CD20-negative Vorläuferzellen wieder neu gebildet.
Über Bayer Vital
Die Bayer Vital GmbH vertreibt in Deutschland die Produkte der in der Bayer HealthCare AG zusammengeführten Divisionen Animal Health, Consumer Care, Diabetes Care und Pharma. Bayer Vital konzentriert sich auf das Ziel, in Deutschland innovative Produkte in Zusammenarbeit mit den Partnern im Gesundheitswesen zu erforschen und Ärzten, Apothekern und Patienten anzubieten. Die Produkte dienen der Diagnose, der Vorsorge und der Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin. Damit will das Unternehmen einen nachhaltigen Beitrag leisten, die Gesundheit von Mensch und Tier zu verbessern. Mehr über Bayer Vital steht im Internet: www.bayervital.de
Quelle: Pressekonferenz der Firma Bayer HealthCare zum Thema „Radioimmuntherapie – denn sie tun nicht was sie wissen!“ am 12.04.2011 in Köln (tB).